Forelle – deutschlandweit gefährdet

Fatale Entwicklung: Forelle deutschlandweit als gefährdet eingestuft

Eine aktuelle Neuauflage der Roten Liste zeigt einen gefährlichen Trend. So leiden insgesamt 21 Fischarten in Deutschland unter einer Verschlechterung des Bestandes und verzeichnen eine höhere Gefährdungskategorie. Mehr als die Hälfte der in Deutschland einheimischen Arten gelten als gefährdet bis ausgestorben.

Ein prominentes Beispiel ist die Forelle, die nun deutschlandweit als gefährdet eingestuft wird. Grund für die dramatische Verschlechterung sind vor allem Gewässerverbauungen, Gewässerverschmutzung sowie der Klimawandel.

  • Letztmals wurde die Rote Liste der gefährdeten Süßwasserfische und Neunaugen in Deutschland vor 14 Jahren aktualisiert.

Im Vergleich zum Jahr 2009 wurden aktuell insgesamt 21 Arten ein oder mehrere Kategorien hochgestuft. So gelten aktuell 38 Arten als gefährdet, während es im Jahr 2009 noch 22 Arten waren. Insgesamt werden 52 % der Arten als gefährdet, ausgestorben oder verschollen verortet. Nur 36 % sind als ungefährdet eingestuft.

Weitere sieben Prozent befinden sich auf der Vorwarnstufe. Insgesamt ist eine deutliche stärkere Gefährdungssituation der einheimischen Fischarten zu verzeichnen. Fische zählen somit zu den am stärksten gefährdeten Tieren in Deutschland. So sind bereits 10 % der einheimischen Fischarten ausgestorben, während der EU Durchschnitt bei 2,5 % liegt.

Forelle deutschlandweit gefährdet

Eine wohl den meisten Menschen bekannte Fischart – die Forelle – ist im Bestand rückläufig und somit ebenfalls hochgestuft worden. Dabei sind Bachforellen, Seeforellen und Meerforellen gleichermaßen betroffen. Forellen sind in Bayern, Baden-Württemberg sowie drei weiteren Bundesländern im Bestand rückgängig und somit in der aktuellen Roten Liste als gefährdet eingestuft.

Ihr Bestand galt im Jahr 2009 noch als ungefährdet. Gerade der Gewässerausbau und vor allem die klimabedingten Veränderungen an den Fließgewässern setzen dieser sauerstoffreiches und kaltes Wasser liebenden Fischart zu. Die Forelle ist somit auch ein Indikator für den Einfluss des Klimawandels auf heimische Fischbestände.

Bachforelle mit Wobbler

Bachforellen sind beliebte Angelfische – dabei werden Bestände fast überall in Deutschland durch Besatzmaßnahmen gestützt.

Störe weiterhin ausgestorben

Störe sind in Deutschland vom Aussterben bedroht und größtenteils sogar ausgestorben. Die Situation der neun heimischen Störarten hat sich auch in der neuen Roten Liste nicht verbessert. Trotz der durch das IGB koordinierten Besatzmaßnahmen an Elbe und Oder gilt der Europäische Stör und der Baltische Stör weiterhin als ausgestorben und verschollen, genau wie die in der Donau heimischen Störarten. Lediglich der Sterlet bildet in der Donau eine kleine, selbst reproduzierende, wenn auch nicht als stabil anzusehende Population.

Lachse gefährdet

Auch der Atlantische Lachs gilt in Deutschland trotz Besatzmaßnahmen weiterhin als vom Aussterben bedroht und bildet keine stabilen Bestände. Teilweise selbstreproduzierende Bestände in Rhein und Elbe lassen aber einen vorsichtigen Optimismus zu. Trotzdem ist ein Überleben der Population ohne Besatz noch fraglich. Vor allem kämpft die Wanderfischart Lachs mit Querbauwerken, die ihn an seinen Laichwanderungen hindern. Lachse sind – ähnlich wie Forellen – auch kälteliebende Fische und somit auch von klimabedingten Lebensraumveränderungen betroffen. Der Atlantische Lachs gilt nicht nur in Deutschland sondern weltweit als gefährdet, da sein Bestand seit 2006 um mehr als 23 % zurückgegangen ist.

Verbauung, Verschmutzung und Klimawandel

Die Ursachen für diese dramatischen Entwicklungen sind bereits lange bekannt. Gerade Umformungen der Gewässer wie Verbauungen und Begradigungen sowie Verschmutzungen zählen zu den Hauptursachen. Flussauen und Altarme fehlen und somit strömungsberuhigte Bruthabitate für den Nachwuchs. Geschiebebewegungen werden unterbunden, was zu Verschlammung von Laichhabitaten führt. Wanderfischarten können aufgrund von Querverbauungen ihre Laichgebiete nicht mehr erreichen. Auch Dürreereignisse sowie steigende Wassertemperaturen und damit einhergehende Sauerstoffmängel verursachen den Rückgang.

Gewässer für Gesellschaft nicht relevant

Geeignete Schutz- und Hilfsmaßnahmen sind schon lange bekannt und auch politische Instrumente wie die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (1992) und die Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (2000) bereits entwickelt, werden aber nur schleppend umgesetzt. Zumal ist der Lebensraum Gewässer für die Gesellschaft kaum relevant, während andere Funktionen der Gewässer wie Schifffahrt, Hochwasserschutz, Abwassereinleitung, Entwässerung von landwirtschaftlichen Flächen, Wasserentnahme, Wärmeeinleitung oder Energiegewinnung eine bedeutende Rolle spielen. Diese Nutzungskonflikte verhindern meist den effektiven Schutz und die Renaturierung der Gewässer. Und dies führt zu dauerhaft sinkenden Fischpopulationen, die sich auf einem niedrigen Niveau stabilisieren oder gar aussterben.

Forelle mit Forellenrute
In Gewässern mit natürlich reproduzierenden Beständen werden Forellen häufig schonend zurückgesetzt.

Wiederansiedlung geglückt

Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Über viele Jahre durchgeführte Wiederansiedlungsprojekte konnten die Bestände von Maifisch, Perlfisch und Buntflossenkoppe stabilisieren, die zuvor als (fast) ausgestorben galten. So bilden Perlfische in der Donau und im Chiemsee wieder reproduzierende Bestände. Die Autoren der Roten Liste weisen allerdings darauf hin, dass reiner Besatz ohne begleitende Gewässerschutzmaßnahmen wie Renaturierungen keinen dauerhaften Erfolg bringen kann.

Grundelbestand am stärksten wachsend

Neben den einheimischen Fischarten werden auch 21 invasive Fischarten in der Roten Liste geführt. Bereits vor dem Jahr 2009 konnten sich vier der fremden Arten in Deutschland besonders etablieren, deren Bestand sich mittlerweile deutlich ausgeweitet hat. Dazu zählen vor allem die Schwarzmundgrundel, aber auch der Sonnenbarsch, der Blaubandbärbling und der Goldfisch – Fischarten die in Deutschland mittlerweile stark verbreitet sind. Weitere sieben fremde Arten mit etablierten Bestand kamen seit 2009 in Deutschland hinzu.

Hier gehts zur Pressemitteilung des Bundesamtes für Naturschutz
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