Gewässer sind beliebte Freizeitorte, an denen viele Menschen ihren Feierabend verbringen und Baden, Spazierengehen oder anderweitig ihre Freizeit verbringen. Und auch wir Angler sind natürlich zentrale Nutzer der Gewässer. Was den Menschen Spaß bringt, kann der Natur jedoch schaden, denn die Menschen sind in der Natur teils wahre Störenfriede und können die Lebewesen empfindlich beeinträchtigen. In diesem Beitrag erfährst Du mehr über den störenden Einfluss von Anglern auf die Natur im Vergleich zu anderen Gewässernutzern.
Studie zu Störpotential
Bei der Nutzung von Gewässern gibt es viele potentielle Störfaktoren. So werden etwa Pflanzen niedergetreten, Vögel und andere Tiere aufgeschreckt und nicht zuletzt allzu häufig Müll liegen gelassen. Gerade Angler werden oft als besonders starke Störfaktoren wahrgenommen, vor allem da sie sich das ganze Jahr über und zu allen Tages- und Nachtzeiten am Wasser unterwegs sind.
Eine aktuelle Studie der Doktorandin Malwina Schafft unter Mitwirkung von Prof. Arlinghaus sowie des IGB und der HU Berlin arbeitete verschiedene Forschungen in einer Meta-Analyse auf und zeigt, dass andere Nutzungsformen wie Baden und Spazierengehen die Natur in einem ähnlichen Ausmaß stören wie wir Angler. Die Arbeit wurde mit dem 3. Platz des Nachwuchspreises der Limnologischen
Fachgesellschaft DGL ausgezeichnet.
Unbegründete Angelverbote
Tatsächlich kommt es immer wieder vor, dass Angler aus Naturschutzgründen von der Gewässernutzung ausgeschlossen werden oder ihre Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt werden, während andere Nutzungsformen wie Spazierengehen und Baden weiterhin gestattet sind. Grund hierfür ist lediglich die wissenschaftlich nicht bestätigte Annahme, dass das Angeln einen negativen Einfluss auf das Ökosystem hat und die Natur stört.
Die aktuelle Studie zeigt nun, dass die Auswirkungen des Uferangelns auf die Gewässerökologie sich nicht grundsätzlich von den Auswirkungen des Badens und Spazierengehens unterscheiden. Vögeln etwa ist es egal, ob sie nun von einem Angler oder von einem Badegast aufgeschreckt werden. Angelverbote als naturschutzfachliche Einzelmaßnahme zur einseitigen Last der Anglerschaft können somit kaum mehr begründet werden. Somit ist es nicht plausibel, das Angeln an einem Baggersee zu verbieten, während gleichzeitig andere Formen der Freizeitnutzung gestattet bleiben.
Graureiher sind an vielen Gewässern verbreitet, an denen auch geangelt wird – Auswirkungen sind nicht bemerkbar.
Details zur Studie
Im Rahmen der Meta-Analyse wurden über 13.000 wissenschaftliche Artikel analysiert, die sich mit der ökologischen Störwirkungen des Angelns und andere Gewässernutzungsformen beschäftigen und deren Wirkungen unter verschiedenen Gewässerbedingungen untersuchen. Dabei wurden 95 wissenschaftliche Arbeiten mit besonders aussagekräftigen und harten Zahlen und Messungen ermittelt.
Besonders häufig waren darunter Studien zu Vögeln, die für viele Naturschützer von besonderem Interesse sind. Allerdings konnte keine der Studien eine pauschal negative Wirkung des Angelns auf die Vogelpopulationen feststellen. Allerdings wurde deutlich, dass Bootfahren und Ufernutzung durch andere Freizeitformen die Vögel teils stärker beeinträchtigen, als das Uferangeln. Es zeigte sich allerdings auch, dass potentielle Störungen stark kontextbezogen sind und nicht pauschal auftreten.
Verschiedene Ebenen von Störungen
Ermittelt wurden verschiedene Formen von Störungen. Grundsätzlich unterschieden wurde etwa zwischen der Störung einzelner Vögel durch Gewässernutzer und dem Rückgang einer ganzen Vogelpopulation aufgrund der menschlichen Gewässernutzung. Als letzte Stufe wurde die starke Beeinträchtigung oder gar Verdrängung endemischer Arten und ganzer Gewässerökosysteme ermittelt.
So zeigte sich, dass das Angeln zwar einzelne Vogelindividuen regelmäßig stört, dies jedoch keinen messbaren Einfluss auf die Population dieser Vogelart am Gewässer hat. Einen negativen Einfluss des Angelns auf die Artenvielfalt ist somit nicht gegeben. Eine besonders wichtige Erkenntnis der Studie ist, dass vor allem naturnahe Gewässer mit vielen Strukturen und Bewuchs die menschlichen Einflüsse gut kompensieren können, da die Tiere sich gut verstecken können.
Je intensiver die Freizeitnutzung ist, desto stärker kann allerdings das Störpotential ausfallen. Auch die Anzahl der Freizeitnutzungen und deren Zusammenspiel ist dabei natürlich relevant. Nicht zuletzt spielt die Gestaltung des Gewässer eine wichtige Rolle für das Störpotential menschlicher Nutzung auf das Gewässer und deren Bewohner.
In Einzelfällen können Angler natürlich Individuen im Ökosystem konkret schaden, etwa wenn sich Vögel in Angelschnur verheddern, was Angler aber im Eigeninteresse möglichst vermeiden. Einen deutlich stärkeren negativen Einfluss auf die Gewässer und ihre Bewohner als Menschen haben Hunde, die die Tiere weitaus stärker Stören und Aufschrecken, als menschliche Aktivitäten.
Ein Angler steht im Schilf und angelt mit Spinnrute. Stört er die Natur?
Angler wirken für den Naturschutz
Angler sorgen mit einer passenden Gewässergestaltung und der Einrichtung von Schongebieten oft für eine hohe Verträglichkeit der verschiedenen Nutzungsformen, den dort können sich die Tiere zurückziehen und bleiben ungestört – ganz im Sinne des Naturschutzes. Diese Schongebiete sind dann natürlich auch für andere Nutzungsformen tabu, wofür die Angelvereine teilweise sogar angefeindet werden.
Frühere Studien zeigten bereits, dass etwa Singvögel genau durch solche von Anglern an Baggerseen eingerichteten Schongebieten profitieren und dass die Gewässerpflege durch Angler sich positiv auf den Naturschutz auswirkt. Deshalb sind organisierte Angler für den Naturschutz sogar wichtig und stehen dazu keinesfalls im Widerspruch.
Als Unterstützer der Studie gelten die drei Landesfischereiverbände der Bundesländer Bayern, Niedersachsen und Sachsen. Sie machen auf weitere Naturschutzleistungen der Anglerschaft aufmerksam, wie etwa Gewässerverbesserungen und Renaturierungsmaßnahmen, Fischartenschutz, Umweltschutztage und Müllsammel-Aktionen sowie politische Arbeit etwa gegen Gewässerverbauungen.
Fazit
Jegliche menschliche Gewässernutzung hat ein gewisses Störpotential auf die Gewässerökosysteme. Allerdings sind die Auswirkungen der verschiedenen Nutzungsformen wie etwa Angeln, Baden oder Spazierengehen ähnlich. Im Gegensatz zu normalen Freizeitnutzungen sorgen Angler aber über ihre Vereine und Mitgliedsbeiträge für einen aktiven Naturschutz an den Gewässern etwa durch Einrichtung von Schongebieten. Wer aus Naturschutzgründen trotzdem nur das Angeln einschränken will und andere Nutzungsformen weiterhin erlaubt, kann somit kaum auf nennenswerte Effekte hoffen. Lediglich die Angler als aktive Naturschützer wären damit verloren.
Zur Studie:
Schafft, M., Wolter, C., Arlinghaus, R. 2024. Ökologische Auswirkung von Freizeitaktivitäten an
Gewässern – eine globale Metaanalyse. Korrespondenz Wasserwirtschaft, 17, 4.
Zur Pressemitteilung des Anglerverband Niedersachsen
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