Ernährung mit Fisch

Angeln weltweit wichtig für die Ernährung mit Fisch



Angeln gilt in Deutschland zwar allgemein als Hobby, doch weltweit gesehen ist das Angeln im Süßwasser sehr wichtig für die Selbstversorgung der lokalen Anglerschaft mit Fisch. Ein Team aus internationalen Forschern darunter auch Prof. Arlinghaus zeigte, dass weltweit gesehen mehr als 11 Prozent aller Fänge in Binnengewässern durch die Angelfischerei getätigt werden. Leider sinken die Erträge wichtiger Fischarten in Binnengewässern wie Forellen oder Lachsen teils erheblich. Gründe dafür sind der Klimawandel aber auch andere negative Einflussfaktoren auf die Gewässer. Somit ist auch die Versorgung mit dem regionalen und gesunden Lebensmittel Fisch beeinträchtigt.

Studie zu Ernährung mit Fisch durch Angler

Die Wissenschaftler untersuchten die Relevanz des Fischkonsums aus der Freizeitfischerei in 81 Ländern im Bezug auf Ernährung und wirtschaftliche Bedeutung. Dazu nutzten sie einen globalen Datensatz mit Schätzungen des jeweiligen nationalen Konsums von selbst geangelten Süßwasserfisch und ermittelten dessen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung sowie dessen wirtschaftliche Bedeutung. Die Forscher konnten so deutlich zeigen, dass das Angeln eine bedeutende, oft unterschätzte Rolle für die Ernährung und Proteinversorgung der Bevölkerung spielt. Weiterhin wurde untersucht, welchen Einfluss der Klimawandel auf den Konsum von Süßwasserfischen in Zukunft haben könnte.

Mehr als 11 Prozent aller Süßwasserfische

In den untersuchten Ländern entnehmen insgesamt pro Jahr etwa 280 Millionen Hobbyangler mehr als 1,3 Millionen Tonnen Süßwasserfisch. Das entspricht 11,3 Prozent der gesamten weltweit in Binnengewässern gefangenen Fischmenge. Vor allem in Industrieländern ist die Freizeitangelei die dominierende Art des Fischfangs. In deutschen Binnengewässern entnehmen die mehr als drei Millionen Angler beispielsweise zehnmal mehr Fisch als die Erwerbsfischerei. EU weit angeln etwa 10 Prozent aller Bürger.

Angeln relevant für die Gesundheit der Bevölkerung

Betrachtet man die einzelnen Länder, so essen die Angler in Kanada, Polen und Argentinien am meisten selbstgefangenen Süßwasserfisch. Auch Deutschland ist mit Platz 6 sehr weit vorne bei der Proteinversorgung mit selbstgefangenen Fischen, vor allem auch weil dies in Deutschland per Gesetz als vorrangiger vernünftiger Grund zum Angeln gilt.

Auch der Beitrag des selbst geangelten Fisches auf die weitere Nährstoffversorgung wurde untersucht. Besonders stach hier die Versorgung mit Vitamin B12 hervor, welche durch den Fischkonsum optimal gewährleistet wird. Vitamin B12 ist wichtig für die menschliche Gesundheit, für das Knochengerüst, die Bildung roter Blutkörperchen sowie diverse Nervenfunktion. Der positive gesundheitliche Beitrag von selbst gefangenem Fisch ist in den Ländern Österreich, Belarus, Argentinien, Belgien und Polen am höchsten, wobei die Versorgung mit Vitamin B12 in Kanada und Bangladesch eine besonders wichtige Rolle spielt. Nicht untersucht wurde im Rahmen dieser Studie allerdings eine mögliche Schadstoffbelastung durch Fischkonsum.

Die beliebtesten Angelfische für die Selbstversorgung sind weltweit gesehen Bachforellen, Saiblinge und Lachse sowie Hechte, Zander und Barsche. Darüber hinaus spielen Karpfen, Cypriniden im Allgemeinen, Aale und Welse eine bedeutende Rolle, vor allem in Europa. In Deutschland sind vor allem Salmoniden und Karpfenartige sowie Barschartige bei Anglern für die Küche beliebt.

 

Bachforelle
Die Bachforelle zählt weltweit als beliebteste und am meisten verzehrte Zielfischart beim Angeln.

Hoher Marktwert des selbst gefangenen Fisches

Neben dem gesundheitlichen Wert wurde auch der wirtschaftliche Wert der selbstgeangelten Fische ermittelt. Grundlage waren vergleichbarer Angebotspreis auf lokalen Märkten. Weltweit betrug der Wert der selbstgefangenen Fische pro Jahr 9,95 Milliarden US-Dollar. In den 10 Länder mit dem wertvollsten Angelfang liegt der Wert der gefangenen Fische pro Jahr jeweils bei über 100 Millionen US-Dollar. Die Top drei Länder sind Kanada, China und USA. Auch Deutschland liegt in den Top 10. Somit werden frühere Studienergebnisse bestätigt, die dem Angeln in Deutschland neben der sozialen Bedeutung auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle zuschreiben.

Klimawandel kann Freizeitangeln beeinflussen

Je nach Fischart und eintretenden Klimaveränderungen können sich die Fische unterschiedlich gut an die verändernden Bedingungen anpassen. Somit ändert sich die Zusammensetzung des Fischbestandes durch den Klimawandel. Die Studie konnte zeigen, dass die Freizeitfischerei und der Konsum von selbstgeangeltem Fisch vor allem in Island, Neuseeland, Dänemark und Kenia durch den Klimawandel beeinflusst wird. Aber auch in Kanada und Deutschland sind die Fischbestände und somit die Selbstversorgung von Klimaveränderungen betroffen. Aber nicht nur der Klimawandel, sondern auch andere Veränderungen der Umwelt wie beispielsweise Gewässerverbauungen beeinflussen die Versorgung mit selbstgefangenem Fisch negativ.

Ernährung mit Fisch für Gewässermanagement berücksichtigen

Die Autoren schlussfolgern, dass die Bedeutung der Nahrungsmittelversorgung durch die Angelfischerei stärker in das Management von Binnengewässern einbezogen werden sollte. Da sich die angelfischereiliche Nutzbarkeit der Gewässer aufgrund von Klimaveränderungen und anderen Nutzungsformen zunehmend verändert und sich die Angelmöglichkeiten oft verringern, sinkt auch die Bedeutung des Angelns für die Ernährung. Da selbst gefangener Fisch aber mit zu den nachhaltigsten tierischen Nahrungsmitteln überhaupt zählt, sollte eine ausreichende Versorgung der lokalen Anglerschaft für die eigene gesunde Ernährung durch einen gesunden Fischbestand als wichtiges Ziel ins Gewässermanagement integriert werden.

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Neues aus dem FHP Magazin

Video: Basiswissen für Angler: Das Ruten-Wurfgewicht, Quelle: FHP/Fishpipe