Jeder fünfte Fisch stirbt - Auswirkungen der Wasserkraft

Jeder fünfte Fisch stirbt

Bei der Passage durch Wasserkraftturbinen können Fische bekanntermaßen schwer verletzt werden. Forscher des IGB fassten globale Daten verschiedener Studien zur Fischsterblichkeit durch Wasserkraft zusammen und werteten sie aus. Das Ergebnis: mehr als ein Fünftel aller Fische, die eine Wasserkraftanlage passieren, werden schwer bis tödlich verletzt. Warum jeder fünfte Fisch stirbt, erfährst Du in diesem Beitrag.

Erstmals global untersucht

Die Energieproduktion durch Wasserkraft steigt weltweit an. In Europa sind über 20.000 Wasserkraftanlagen in Betrieb. In Zukunft wird die Zahl auf die 30.000 zugehen, was sich erheblich auf die betroffenen Fischbestände auswirkt. Die Forscher stellten einen weltweiten Datensatz mit 275.000 Fischen aus insgesamt 75 Fischarten zusammen, um die Sterblichkeit zu analysieren sowie den Einfluss der verschiedenen Fischarten und der Turbinentypen zu ermitteln. Dazu wurden 122 Anlagen in 15 Ländern untersucht, die mit Kaplan-, Francis- und Very-Lowhead-Turbinen mit sehr geringer Fallhöhe ausgestattet sind. Auch archimedische Schrauben und Wasserräder wurden untersucht. Erstmals wurde das Problem global und unter Einbeziehung verschiedener Fischarten und Turbinentypen analysiert. Bei der Auswertung wurden Unterschiede der Studien in Methodik und Umgang adäquat berücksichtigt

Große Fische sterben schneller

Die Studie bestätigt, dass vor allem Wanderfischarten, wie Aale, Lachse oder Störe geschädigt werden, da diese die Turbinen auf ihren Laichwanderungen passieren müssen. Aber auch Flussfische wir Nasen oder Barben müssen lange Strecken im Fluss wandern, um Kiesbänke zum Laichen zu finden, und sind somit zur Passage gezwungen. Je mehr Anlagen am Fluss vorhanden sind, desto schwerwiegender sind die Einflüsse. Im Schnitt erfahren 22,3 Prozent aller Wanderfische schwere bis tödliche Verletzungen.

Mehrere Faktoren, vor allem Größe, Art und Lebensstadium beeinflussen die Schädigung bzw. wann ein Fisch stirbt. Insbesondere größere Fisch haben ein hohes Risiko an den Verletzungen zu verenden. Auch die Bauart der Turbine ist bedeutend. Langsam drehende Turbinen verursachen deutlich weniger Schädigungen. Aber auch bei konventionellen Turbinentypen gab es stark und weniger strak schädigende Varianten, weshalb eine entsprechende Konfiguration der Turbinen Potential zur Verringerung der Sterblichkeitsrate hat.


Fischschonende Turbinen etablieren

Ideale Wasserkraftanlagen verfügen über eine Turbinenart und -konfiguration, die die Fischsterblichkeit weitestgehend reduzieren sowie über moderne Fischauf- und abstiegsanlagen, die den Fischen ein Durchquerung der Staustufe ohne Turbinenpassage ermöglichen. Leider sind solche Anlagen noch sehr selten. Dementsprechend ist es bedeutsam, Turbinen diesbezüglich weiterhin zu optimieren und eine optimale Konfiguration zu ermitteln, um die Fischsterblichkeit zu reduzieren. Die Effekte müssen wissenschaftlich evaluiert werden, um auf Anlagen weltweit angewendet werden zu können, da vor allem die weltweite Bedeutung des Problems in den Fokus rückt – die Anzahl an Wasserkraftanlagen steigt weltweit deutlich an. Erforderlich sind somit weltweite Mindeststandards zum Fischschutz. Aber nicht nur Fische sind gefährdet, auch die ökologischen Verbesserung von Flussökosystemen wird durch Wasserkraftanlagen grundsätzlich verhindert, da Sedimenttransporte unterbunden werden – und dies auch bei fischschonenden Anlagen. Die Vorteile der Wasserkraft sollte also mit den zahlreichen ökologischen Nachteilen sauber abgewogen werden – und dies auch weltweit. Für diesen Abwägungsprozess liefert die besprochene Studie wichtige Erkenntnisse.

 

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Zur Studie in Conservation Biology
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