Heutzutage ist weitestgehend Konsens, dass die Seeforelle (Salmo trutta lacustris) keine eigenständige Art ist, sondern eine Variante der Bachforelle, die in den sauerstoffreichen und tiefen Seen der Alpenregion und Skandinaviens vorkommt. Während des Ablaichens wechselt die Seeforelle jedoch in die Zuflüsse. Einer der Gründe für den Populationsrückgang der Seeforelle an vielen Alpenseen war, dass der Aufstieg in die Laichgewässer durch Wehre behindert wurde. Zudem waren die Kiesbetten in manchen Zuflüssen so stark mit Schwebstoffen verdichtet, dass das Anlegen von Laichgruben nicht mehr möglich war. Durch die Beseitigung solcher Hindernisse und die Ausweitung von Schonmaßnahmen und Fischbesatz erholen sich die Seeforellenbestände jedoch wieder.
Aussehen
Die Seeforelle ist aufgrund ihres langgestreckten, keulenförmigen Körpers und ihrer relativ großen Fettflosse leicht zu erkennen. Ein charakteristisches Merkmal ist ihr silbernes Schuppenkleid, das oft mit schwarzen Flecken versehen ist. Allerdings kann die Farbe je nach Gewässer und Herkunft der Fische variieren. Ein weiteres Merkmal sind die nicht gefleckten paarigen Flossen. Der Bauchbereich ist meist weißlich und während der Laichzeit dunkler. Er verfügt über unregelmäßige dunkle Flecken. In der Laichzeit bilden die Milchner am Unterkiefer einen Laichhaken. Die Maulspalte reicht tief nach hinten und geht meist bis hinter das Auge.
Vorkommen und Lebensweise
Die Seeforelle ist eine besondere Form der Europäischen Forelle. Sie ist vor allem in den tiefen Alpen- und Voralpenseen zu finden, die über sauerstoffreiches Wasser verfügen. Die Jungfische leben eher in den Mündungsbereichen der einmündenden Fließgewässern oder im Uferbereich, während erwachsene Seeforellen meist im Freiwasser der Seen leben. Zum Laichen wandern sie die Zuflüsse hinauf. Die Rogner legen ihre Eier in selbstgeschaffene Gruben auf kiesigem Grund ab, die anschließend wieder mit Kies bedeckt werden.
Größe
Seeforellen können je nach Gewässer und Ernährung sehr unterschiedlich groß werden. Während sie meist nur etwa 40 bis zu 80 Zentimeter lang sind, wurden bereits Exemplare von über einem Meter gefangen. Das Gewicht von Seeforellen variiert ebenfalls stark. Im Durchschnitt wiegen Seeforellen zwischen 0,5 bis 4 Kilo. Rekordfische können über 10 und sogar bis zu 20 Kilo wiegen. Die Seeforelle kann ein beachtliches Alter von bis zu 15 Jahren erlangen.
Ernährung
Die Seeforelle jagd in den Anfängen, wenn sie noch in den Zuflüssen lebt oder die Uferregionen der Seen besiedelt vorrangig Wirbellose und Insekten. Später, wenn sie ins Freiwasser zieht, jagt sie jedoch fast ausschließlich nach kleineren Fischen. Meist handelt es sich dabei um Schwarmfische wie Renken oder Lauben. Aber der Fraßdruck der Seeforellen kann unter anderem auch zu wirtschaftlichen Schäden beim Seesaibling führen.
Vermehrung
Die Seeforelle erreicht in der Regel die Laichreife mit 2 bis 3 Jahren. Während der Laichzeit von September bis Oktober schwimmen die Fische die zufließenden Bäche der Seen hinauf, um ihre Eier auf kiesigen Flussabschnitten abzulegen. Ist einmal ein geeigneter Laichplatz gefunden, beginnt der Rogner, indem er in Seitenlage mit Schwanzschlägen eine 15 bis 30 Zentimeter tiefe Laichgrube aushebt. Anschließend legt der Rogner dort die Eier ab und der Milchner bedeckt sie gleichzeitig mit seiner Milch. Das Weibchen schließlich deckt die Grube mit Kies und Sedimenten wieder zu. Dieser Vorgang wiederholt sich in den nächsten Tagen, wobei immer andere Milchner zum Zuge kommen, bis alle Eier gelegt sind. Nach ein bis zwei Jahren Leben in den Zuflüssen kehren die Jungfische dann zurück in die Seen.
Angeln auf Seeforelle
Seeforellen sind Kaltwasserfische und lassen sich am besten im Winter und Frühjahr beangeln. Angeln auf Seeforelle bedeutet oft Schleppen vom Boot. Gefischt werden dabei vor allem kleine Blinker und Wobbler. Im Frühjahr lassen sich Seeforellen aber auch beim Uferangeln mit der Spinnrute fangen. In den großen Alpenseen nutzen die Angler auch spezielle Schleppvorrichtungen ohne Rute, sondern nur mit Auslegerolle.
Ruten und Rollen zum Schleppen
Zum Schleppen auf Seeforelle werden spezielle Schleppruten genutzt. Diese sollten nicht zu hart sein, um die Flucht der Forellen abzufedern und eine durchgehende Aktion zu bieten. Eine Spinnrute mit einer Länge von 2,7 Metern ist eine gute Wahl, wenn man nicht auf eine spezielle Schlepprute setzen möchte. Beim Schleppen ist es wichtig, die Rute eher flach und im rechten Winkel zur Bootsreling auszulegen. Dabei sollte die Rute waagerecht zur Wasseroberfläche platziert werden und die Schnur sollte möglichst seitwärts vom Boot geführt werden. Werden mehrere Ruten gefischt, müssen hier natürlich Kompromisse eingegangen werden. Als Rolle zu Seeforellenangeln eignen sich Multirollen wie Stationärrollen, wobei erstere das Verdrallen der Schnur bei langen Drills verhindern.
Schnur
Als Schnur kommt eine 15er geflochtene Hauptschnur auf die Rolle. Davor sollte eine 0,30er bis 40er monofile Schlagschnur aus Fluorocarbon geschaltet werden mit einer Länge von rund 10 bis 15 Meter. Die Wahl der Schnur hängt auch von den Schwimmtiefen der Fische ab und somit von der Jahreszeit. Muss man tiefer herunter kommen, kann die Schnur eher dünner gewählt werden, um den Köder tiefer präsentieren zu können.
Köder
Zum Angeln auf Seeforellen eignen sich verschiedene Köder. Dazu zählen Blinker und Wobbler, aber auch Köderfischchen am System oder Naturköder wie Bienenmaden. Eine Köderlänge von acht bis zehn Zentimetern ist bei den meisten Ködern ideal. Perlmuttlöffel, also individuelle Blinker aus Naturmaterial, in verschiedenen Farben gelten als besonders fängig. Die Schleppgeschwindigkeit sollte eher zügig sein und zwischen 5 bis 8 km/h liegen. Dann laufen die Blinker verführerisch durch das Wasser.
Spinnfischen vom Ufer
Spinnfischen auf Seeforellen vom Ufer klappt vor allem im Frühjahr, wenn die Seeforellen in Ufernähe kommen. Dann ist die Jagd auf Seeforellen besonders erfolgversprechend. Eine leichte Spinnausrüstung mit dünner Schnur für weite Würfe ist hier die beste Wahl. Die besten Spots, um Seeforellen im Frühjahr zu finden, sind seichte Buchten und Mündungen. Hier finden die Fische einerseits warmes Oberflächenwasser, andererseits auch genug Nahrung. Als Köder eignen sich Blinker und Wobbler sowie Köderfische am System. Aber auch mit Sbirolino und Naturködern lassen sich Fische ans Band bekommen. Trotzdem ist das Angeln auf Seeforellen vom Ufer nicht leicht und es erfordert einiges an Ausdauer, um eine zu überlisten.
Verwechslungsgefahr
Die Seeforelle kann mit anderen Forellen verwechselt werden, wie der Meer- oder Bachforelle. Diese drei Formen stellen allerdings keine Unterarten dar, sondern nur spezielle Ausprägungen aufgrund unterschiedliche Lebensräume. Die Seeforelle ist durch ihre hohe Wachstumsrate und die fehlenden roten Punkte, die bei der Bachforelle vorhanden sind, charakterisiert. Eine weitere Verwechslung ist mit der Meerforelle möglich. Die Seeforelle hat allerdings kleinere Schuppen, kräftigere Zähne und kürzere paarige Flossen und besiedelt ein gänzlich anderes Habitat.
Seeforelle in der Küche
Seeforellen sind wie andere Forellen auch äußerst schmackhafte Fische. Da sie fast ihr ganzes Leben aktiv durchs Freiwasser schwimmen, unterscheiden sie sich im Fleisch aber durchaus. Sie können sehr gut gebeizt oder geräuchert werden. Daneben ist natürlich auch die Zubereitung im Ofen oder in der Pfanne möglich sowie auf dem Grill.
Infos kurz und knapp
Merkmale:
Körperbau wie Bachforelle, Pflugscharbein-Platte mit 4-6 Zähnen, auf der Platte eine einfache Reihe vorn u. 2 Reihen alternierend gebogene Zähne hinten, ältere Exemplare mit unregelmäßigen dunklen Flecken, Fettflosse
Größe:
60-80 cm, selten bis 130 cm
Geschlechterunterscheidung:
M in der Laichzeit mit Laichhaken
Flossenformel:
D III/8-11, A III/7-8, P I/12-13, V I/8
Schuppenzahl Seitenlinie:
keine Angabe
Verwechslungsgefahr mit:
keine
Besonderes:
Bach-, See- u. Meerforellen sind Standortformen/Ökotypen einer Art, daher rührt der gleichlautende wissenschaftliche Gattungs- u. Artname, der nur durch f. (forma) erweitert wird
Verbreitung:
Tiefe Seen im Alpenraum (bis 1800m Höhe), in Skandinavien, Irland u. d. britischen Inseln
Fortpflanzungsbiologie:
Laichzug an/in die Zuflüsse der Seen oder Uferregion, Weibchen legen in Gruben bis zu 300.000 Eier
Laichzeit:
Oktober-Dezember
Familie:
Salmonidae, Lachsfische
Seeforelle Übersetzung:
lateinisch: Salmo trutta f. lacustris
englisch: Brown Trout / Lake Trout
französisch: Truite Fario (de Lac)
italienisch: Trota di lago
niederländisch: Zeeforel
norwegisch: Innsjø-ørret
polnisch: Troc Jeziorowa
russisch: Озерная форель
schwedisch: Insjööring
ungarisch: Tavi pisztráng