Massenentwicklung von Wasserpflanzen

Massenentwicklung von Wasserpflanzen

Das erhöhte Aufkommen von Wasserpflanzen und Kraut nehmen viele Angler häufig als eine Art der Verschlechterung der Gewässer wahr. Dass solche Wasserpflanzen vielmehr positiv auf die Gewässer wirken ist hingegen weniger bekannt. Warum die Wasserpflanzen einen positiven Einfluss haben, welche Probleme sie dem Menschen machen und wie Du erfolgreich im Kraut angelst, erfährst Du in diesem Beitrag.

Positive Entwicklung zu verzeichnen

Viele Gewässer haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Oft ist ein Aufklaren der Gewässer zu verzeichnen, welches mit einer Zunahme von Wasserpflanzen einhergeht, welche in Anglerkreisen gerne als „Kraut“ bezeichnet werden. Da das Kraut und die Seerosen das Angeln teils deutlich erschweren, sehen Angler diese Entwicklung bisweilen eher negativ. Dabei handelt es sich im ökologischen Sinne um eine Verbesserung der Gewässer. Früher waren die großblättrigen Wasserpflanzen sehr häufig und verschwanden durch die starken Nährstoffeinträge im Rahmen der landwirtschaftlichen Revolution in den 70er Jahren. Den Siegeszug traten damals die Algen an, im Freiwasser schwebendes Phytoplankton, welches mit den hohen Nährstoffkonzentrationen besser klar kam. Heute wachsen die Wasserpflanzen durch die verbesserter Wasserqualität wieder und die Anzahl der Algen sinkt. Deswegen werden viele Gewässer wieder klarer – aber eben krautiger, bis hin zu wahren Massenentwicklungen von Wasserpflanzen.

Bedeutung der Wasserpflanzen fürs Gewässer

Wasserpflanzen haben eine Reihe von positiven Einflüssen auf das Gewässer. Wasserpflanzen binden Kohlendioxid in das Sediment und entnehmen dem Gewässer überschüssige Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff. Dafür versorgen sie das Gewässer mit Sauerstoff. Außerdem hält das Kraut Trübstoffe zurück und verhindert ein Aufwirbeln von Sediment. Wenn Wasserpflanzen in einer vielfältigen und artenreichen Struktur vorkommen fördern sie auch die Biodiversität im Gewässer. Der Aufwuchs auf den Pflanzen ernährt eine Vielzahl von im Wasser lebenden Kleintieren und Insekten, und damit viele kleine Fische. Vor allem die Fischbrut kann sich in den Wasserpflanzen ideal ernähren und verstecken und ist so vor Räubern besser geschützt. Die Wasserpflanzenbestände sind somit wertvolle Laichgründe für Fische und Refugien für deren Larven und Jungfische.

In Fließgewässern sorgen Wasserpflanzen für Rückstaueffekte und somit für höhere Wasserstände. Dies führt auch zu einem Wasserrückhalt in den angrenzenden Flächen und somit zu einer Wasserspeicherung in der Landschaft. Insbesondere die Erosion von Uferbereichen wird durch das Vorhandensein von Wasserpflanzen effektiv eingedämmt. In Flüssen erhöhen Wasserpflanzen die Vielfalt an Lebensräumen, da sie unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten und somit zahlreiche Strukturen schaffen.

Krautinseln auf kleinem Fluss

Krautinseln in Flüssen verlangsamen die Fließgeschwindigkeit – das hat positive Effekte für die Natur aber auch negative Effekte auf die Kulturlandschaft.

Zielkonflikte mit menschlichen Interessen

Massenentwicklungen von Wasserpflanzen sind für die Gewässerökologie also sogar vorteilhaft. Oft widersprechen sie aber gesellschaftlichen Nutzungsinteressen. So behindern große Wasserpflanzenbestände das Bootfahren, sind störend beim Baden und nerven nicht zuletzt uns Angler beim Angeln. Viele Menschen wünschen sich also lieber pflanzenfreie oder zumindest pflanzenarme Gewässer. Daneben sprechen auch manche Sicherheitsüberlegungen gegen hohe Wasserpflanzenbestände z.B. in Flüssen – und es ergeben sich durchaus Zielkonflikte mit der Ökologie. Durch einen Krautstau im Fluss können angrenzende landwirtschaftliche Flächen vernässt oder überflutet und die Kulturen zerstört werden.

Eine moderne Gewässerbewirtschaftung muss deswegen einerseits negative Rückstaueffekte und Überflutungen verhindern, andererseits die Naturnähe der Gewässer und der Wasserrückhalt in der Landschaft erhöhen – kein leichter Spagat, der verschiedene Ansätze und Abwägungsprozesse erfordert.

Erfolgreich Angeln trotz Wasserpflanzen

Auch für uns Angler haben die Wasserpflanzen sowohl Vor- als auch Nachteile. Die oben genannten Effekte auf die Vermehrung der Fische und die Vorteile für die Fischbrut sind enorm. Natürlich sorgt das vermehrte Krautaufkommen auch dafür, dass sich die Zusammensetzung der Fischarten langsam ändert. Das Wasser wird klarer und Sichträuber können erfolgreicher jagen. Im allgemeinen profitieren Barsche und Hechte von solchen Bedingungen. In Sachen Friedfisch wachsen in der Regel die Bestände an Schleien und Rotfedern. Grundsätzlich erhöht sich die Artenvielfalt und Massenbestände an Friedfischen verschwinden.

Beim Angeln sind die Wasserpflanzen leider oft störend. Einerseits verhindern sie das saubere Präsentieren der Montagen oder stören beim Spinnfischen, andererseits machen sie auch beim Drill und Landen der Fische Probleme. Doch Angler können einige Hilfsmittel und Montagen verwenden, um im Kraut effektiv zu angeln. Um die Fische sicher Ausdrillen zu können ist beim Angeln im Kraut etwas schwereres Gerät angeraten.

Beim Friedfischangeln bietet sich das Posenangeln an, um den Köder über dem Kraut oder auf dem Kraut aufliegend zu präsentieren. Zum Grundangeln kommt das Method Feedern in Frage, bei dem der Haken im Futter versteckt ist und sich nicht im Kraut verfangen kann. Wer über größere Distanzen auf Karpfen angelt, kann seine Schnur mit Auftriebskörpern über das Kraut führen. Im Sommer ist auch das Angeln mit Schwimmbrot an der Oberfläche sehr spannend in krautigen Gewässern.

Beim Spinnfischen gibt es verschiedene Köder, die sich gut im Kraut führen lassen. Dazu zählen Krautwobbler, Spinnerbaits, oder Gummifische am Offsethaken. Daneben bietet sich in krautigen Bereichen auch immer das Oberflächenangeln mit Stickbaits oder Poppern an.


Maßnahmen gegen Wasserpflanzen?

Maßnahmen gegen hohe Wasserpflanzenbestände sind vor allem das Mähen, wie es oft in landwirtschaftlichen Bewässerungsgräben stattfindet. Dies ist aus ökologischer Sicht zwar nachteilig, verbessert aber die Nutzungsmöglichkeiten für die Landwirte. Es birgt allerdings die Gefahr eines trüben, von Phytoplankton dominierten Zustandes mit kaum relevanten Ökosystemfunktionen. Eine Reduzierung von Wasserpflanzen kann hingegen auch durch Beschattung mittels Bäumen oder einen verringerten Nährstoffeintrag erfolgen und ist deutlich verträglicher. Punktuelle Krautungen z.B. an Bade- oder Angelstellen sind aus ökologischer Sicht vertretbar, großflächige Entkrautungen hingegen fürs Gewässer nachteilig. Geschützte Pflanzenbestände dürfen dabei aber nicht angegangen werden.

Fazit: Innovativ Angeln

Die Zunahme an Wasserpflanzen ist kaum aufzuhalten und grundsätzlich auch als positiv für die Gewässer zu bewerten. Maßnahmen zur Entkrautung sind nur bedingt sinnvoll und oft sogar kontraproduktiv. Gewässerbewirtschafter sollten also Maßnahmen zur Krautbekämpfung überdenken. Angler hingegen sollten ihre Fähigkeiten auch im Kraut erfolgreich zu angeln verbessern. Dazu bieten sich verschiedene Montagen und Köder an.

 

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