Warum mit Blei angeln keine Zukunft hat

Der Umgang mit Blei birgt gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier und mit Blei angeln sorgt unweigerlich für einen entsprechenden Eintrag des Schwermetalls in die Gewässer und eine damit einhergehende Belastung, vor allem ein hohes Vergiftungsrisiko für Wasservögel.

Allerdings sind Gewichte beim Angeln essentiell und Blei aufgrund seiner hohen Dichte sehr beliebt. Dementsprechend hitzige Diskussionen gibt es zwischen Umwelt- und Tierschützer sowie Anglern und auch die EU befasst sich mit einem Verbot vom Blei beim Angeln.

EU weites Bleiverbot ab 2024?

Verschiedene Medien berichteten im Jahr 2023 über ein mögliches Bleiverbot beim Angeln auf EU Ebene. Dabei geht es in erster Linie um ein Produktionsverbot größerer Bleie von über 50 Gramm aber auch um ein Verbot, Blei selber zu gießen. Experten gehen jedoch davon aus, dass in den im ersten Halbjahr 2024 erwarteten Plänen auch leichtere Bleigewichte betroffen sind.

Die Angelindustrie hat dann voraussichtlich drei bis fünf Jahre Zeit ihre Produktion auf bleifreie Alternativen umzustellen, bevor Verstöße geahndet werden. Erst danach werden für die Hersteller Strafen fällig, die aber jeder Mitgliedsstaat selber bestimmen kann.

Manche europäischen Länder haben bereits ein Bleiverbot bzw. Einschränkungen bei der Herstellung von Angelbleien für den Handel erlassen wie bspw. Dänemark und Schweden. Auch in Großbritannien besteht seit 38 Jahren ein Bleiverbot. Und auch die USA zog im Jahr 2022 nach. Es zeigte sich aber, dass ein Bleiverbot nur schwer zu kontrollieren ist und nach wie vor oft umgangen wird.

  • Niederlande: Mit Blei angeln soll in den Niederlanden kurzfristig um bis zu 30 % reduziert werden und bis zum Jahr 2027 ganz verboten werden. Die Umsetzung erfolgt allerdings über den Handel und somit ist das Angeln mit Restbeständen vorerst nicht betroffen.
  • Dänemark: In Dänemark gilt bereits seit dem Jahr 1998 ein Verkaufsverbot für Angelblei. Seit dem Jahr 2002 ist in Dänemark auch der Handel mit und der Import von Angelblei verboten.
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Schädlichkeit von Angelblei

Die Schädlichkeit von Blei für Mensch, Tier und Umwelt ist dabei mittlerweile gut untersucht. So wies die Europäischen Chemikalienagentur ECHA bereits im Jahr 2018 die ernstzunehmenden Risiken für Umwelt, Angler, Fischer und Jäger nach. Belastend für den Mensch ist dabei vor allem der Umgang mit Bleiprodukten. Blei reichert sich im Körper an, wird nicht mehr ausgeschieden und verursacht somit schleichend zahlreiche Krankheiten. So schädigt das Blei den Organismus durch Akkumulation mit der Zeit deutlich.

Die Gewässer wiederum werden durch den Blei Eintrag geschädigt. Zwar sinkt das Blei auf den Boden ins Sediment und ist aufgrund der Oxidation auch sehr korrosionsbeständig und reagiert kaum mit der Umwelt, trotzdem können minimale Bleimengen gelöst werden und sich im Gewässer verteilen. Anders als bei der Jagd gelangt Angelblei allerdings kaum in die Nahrungskette.

Ausgenommen davon ist, dass Wasservögel zur Verdauung oft kleine Steine fressen und damit versehentlich auch Bleikügelchen aufnehmen und daran sogar verenden können. Insgesamt sind die Effekte der Wirkung von Angelblei auf die Umwelt allerdings umstritten, da es kaum verlässliche Daten zur Eintragsmenge- und Häufigkeit sowie entstandenen Schäden gibt.

Die European Chemicals Agency (ECHA)  hat auf Basis der im Handel verkauften Bleigewichte ermittelt, dass jährlich bis zu 6000 Tonnen Blei in europäischen Gewässern versenkt wird – einzig und allein durch Angler, die mit Blei angeln. Die Erwerbsfischerei verliert jährlich sogar bis zu 8000 Tonnen. Zusätzlich ist von einer gewissen Dunkelziffer auszugehen, die durch die Methode der ECHA nicht erfasst wurde.

Gummifische mit Blei zum Angeln

Gummifische werden oft mit Bleiköpfen beschwert. Alternativen mit deutlich geringerer Dichte sind hier oft nicht praktikabel. Jigköpfe aus Wolfram eignen sich hingegen super, sind jedoch leider recht teuer.

Blei Alternativen

Auf dem Markt sind Blei Alternativen bereits zahlreich vorhanden – mit wachsender Tendenz. Zu den gängigsten Alternativen zählen Stahl oder Tungsten, auch Wolfram genannt. Zum Grundangeln sind auch Steingewichte erhältlich oder selber herstellbar. Stahl oder Tungsten sind in der Herstellung jedoch deutlich teurer und somit müssen Angler, die nicht mehr mit Blei angeln möchten, deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Tungsten hat dabei aber ein höhere Dichte als Blei, weshalb die Gewichte bei gleichem Effekt sogar kleiner ausfallen können. Gewichte aus Edelstahl haben allerdings eine geringere Dichte als Blei, weshalb das gewicht bei gleichem Effekt größer ausfällt. Bei vielen Angelarten, wie Grundangeln oder Posenangeln, vor allem bei moderater Strömung, spielt das aber keine große Rolle. Auch bei Drop Shot Montagen erfüllen Edelstahlgewichte ihren Zweck.

Fazit

Obwohl der Eintrag von Blei und dessen Auswirkungen strittig sind und nach wie vor diskutiert werden, müssen sich Angler darauf einstellen, dass mit der Zeit bleihaltige Angelprodukte aus dem Handel verschwinden werden. Dementsprechend macht es bereits jetzt Sinn, Blei Alternativen auszuprobieren und sein Angeln anzupassen.

Nicht zuletzt sollte das Interesse an einer intakten Natur, sauberen Gewässern sowie gesunden Fischbeständen allen Anglern ausreichend Anreize bieten ihren eigenen Blei Eintrag deutlich zu minimieren und langfristig vollständig zu unterbinden.

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Video: Basiswissen für Angler: Das Ruten-Wurfgewicht, Quelle: FHP/Fishpipe
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