Stockente

Wasservögel verbreiten Fische: Doch nur eine Ente?



Stehende Gewässer bilden einen Großteil der globalen Süßwasser Flächen. Viele dieser Seen, Teiche und Tümpel sind von anderen Gewässern abgeschnitten. Aber trotzdem gibt es in den meisten davon Fische. Wurden diese nicht von Menschenhand besetzt, lautet die Antwort immer, Wasservögel hätten den Fischlaich eingeschleppt. Forscher der Universität Basel nahmen diese Theorie genauer unter die Lupe, mit folgendem Ergebnis.        

Gewässer Kategorien

Es gibt drei Arten von Stillgewässern: Permanente Gewässer mit Fischen, permanente Gewässer ohne Fische und temporäre Gewässer ohne Fische. Fische können stehende Gewässer nur über einen Zu- oder Ablauf erreichen, der allerdings nicht immer Wasser führen muss. Bereits 1876 hat ein Wallace in der Schrift “The Geographical Distribution of Animals” die Hypothese geäußert, dass Wasservögel an Beinen und Gefieder anhaftenden Fischlaich von Gewässer zu Gewässer verschleppen können. Diese Theorie erscheint plausibel.

Am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften untersuchten Forscher mit aufwendigen Recherchen, ob Enten wirklich Fische in natürlicherweise fischfreie Gewässer eintragen können. Mit ernüchternden Ergebnissen. Scheinbar waren und sind die Wissenschaftler von dieser Theorie so begeistert, dass niemand es für Nötig hielt, diesen bereits akzeptierten Mechanismus genauer zu untersuchen. Andere Forscher die sich mit Ökosystemleistungen von Wasservögeln beschäftigen konstatierten 1991 ebenfalls, dass das Transport von Fischlaich eine Vermutung ist.

Fisch Eier im Luftstrom getestet

Eine Studie aus der Zeitschrift: “Fischökologie Aktuell” untersuchte im Jahr 1991 erstmals die Trockenresistenz von Fischeiern, um die Vermutung zu testen. Würden Eier wirklich im Gefieder transportiert, müssten sie eine gewissen Austrocknung durch einen Luftstrom beim Fliegen standhalten können. Im Luftkanal konnte der Laich von Hecht, Flussbarsch und Plötze in der Tat bis zu 120 Minuten überleben. Aber die Hälfte der Eier schaffte lediglich 30 bis 60 Minuten. Doch damit konnte immerhin gezeigt werden, dass der Transport über den Luftweg möglich ist.

Eier Suche im Gefieder

Wenn Vögel wirklich Fischeier transportierten, dann müssten diese dort auch im Gefieder zu finden sein. Bei Untersuchung an hunderten Wasservögeln wurde bei 3 Stockenten insgesamt 22 Eier gefunden. Bei dem Laich handelte es sich um Hechteier, von denen sogar 4 Fische im Aquarium geschlüpft sind. Auch diese Studie erhärtete also den Verdacht, dass Wasservögel lebensfähigen Laich transportieren können.

Der Einfluss des Menschen

Damit eine lebensfähige Fischpopulation entsteht müssten sehr viele Wasservögel in einem steten Wechseln zwischen fischfreien und fischreichen Gewässern leben. Außerdem, so die Hypothese Studie, müssten alle größeren Gewässer irgendwann einmal von Fischen besiedelt werden. Hier zeigt eine Untersuchung von Clausitzer aus 2010, dass große Gewässer über einen langen Zeitraum fischfrei bleiben. Jedoch zeigt diese Studie auch, dass besonders in Gewässern die für den Menschen leicht erreichbar sind viele Fische vorkommen. Diese Beobachtungen messen dem Menschen in der Tat mehr Gewicht bei der Verbreitung zu als dem Vogel.

Angler kennen die Fangmeldungen von Goldfisch Hybriden und anderen Fischarten, die einfach nicht zu dem Gewässer passen, in dem Sie gefangen werden. Genauso häufig sind Berichte von ausgesetzten Teichfischen. In stehenden Gewässern jedoch ist der Mensch nach wohl am stärksten an der Verbreitung von Fischen beteiligt. 

Das Gewässer ist halb leer

In der Fischereibiologie werden fischfreie Gewässer als “fischleer” bezeichnet, was bereits impliziert, das dem Gewässer etwas fehlt. In solchen Gewässern mit genügend Nahrungsangebot dürften somit auch Fische besetzt werden. Besitzer von Gartenteichen und Aquarien setzen oft ohne böse Absicht überschüssige Fische gerne auch einmal in der freien Wildbahn aus. Teils mit starken Konsequenzen für andere Wasserlebewesen. Denn diese Gewässer sind oft keineswegs ungenutzte Lebensräume, sondern ein zuhause für viele Wasserlebewesen. Diese können oftmals nicht zusammen mit Fischen gedeihen und werden entweder ihre Beute oder sind den Fischen als Nahrungskonkurrenten unterlegen. Dazu zählen vor allem die Amphibien. Diese fischfreien Amphibien Laichgebiete sind besondere Lebensräume gerade auch für Amphibien, denen wir uns verpflichtet fühlen sollten.

Mensch, Fisch oder Vogel

Der Spaziergang durch die Forschung zeigt, dass Fische in der Tat durch Vögel in Gewässer eingetragen werden können. Wie fischfreie Gewässer und eingetragene Zuchtfische zeigen, dürften der Mensch beim Zuzug neuer Fische und Fischarten eine weit größere Rolle spielen als Enten und andere Wasservögel. Die Daten zeigen, dass die Verbreitung durch Wasservögel möglich ist, aber wohl weit häufiger Menschen für Neuansiedlungen eine maßgebliche Rolle haben. Die Datenlage reicht hier gewiss noch nicht aus und wir sind gespannt auf neue Forschungsergebnisse in der Sache.

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