Wenn Fische kein Auge zumachen

Licht bestimmt nicht nur unseren Tag-Nacht-Rhythmus, sondern auch den von Fischen. In einem Freilandexperiment untersuchen Forscher des IGB Berlin, wie sich künstliche Beleuchtung und Lichtsmog in Städten auf Flussbarsche auswirken und kommen zu ersten eindeutigen Ergebnissen.

Melatonin: Ein sanftes Ruhekissen

Siehst du die Sterne am Himmel?

Viele Angler werden diese Frage verneinen, denn wer in besiedelten Gebieten angelt, merkt schnell, dass ihm der Lichtsmog einen Strich durch die Rechnung macht. Hier kann man sich teilweise sogar ohne Kopflampe am Wasser bewegen.

Die fehlende Dunkelheit wirkt sich negativ auf den Schlaf und die Regeneration von Menschen und Wirbeltieren aus. Auch wenn Fische keine Augenlider haben und somit nicht schlafen können, schlafen auch sie viel. Forscher des Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) untersuchen seit einiger Zeit den Einfluss der Lichtverschmutzung auf den Europäischen Flussbarsch.

Beim Menschen wird der Tag-Nacht-Rhythmus durch den Botenstoff Melatonin gesteuert. Je mehr Melatonin im Körper vorhanden ist, desto größer ist das Müdigkeitsgefühl. Melatonin wird hauptsächlich in der Zirbeldrüse gebildet. Tagsüber fällt jedoch Licht auf die Sehzellen des Auges und hemmt die Ausschüttung von Melatonin.

Je später der Abend, desto müder werden wir daher und der Melatoninspiegel kann in den Tiefschlafphasen bis auf das 12-fache des Tageswertes ansteigen. Neben dem Tag-Nacht-Rhythmus steuert Melatonin auch die Organtätigkeit, das Wachstum und die Fortpflanzung.

Wirkung von Licht auf Fische

Die Forscher des IGB untersuchten den Einfluss von Licht auf den Flussbarsch im Freiland, fernab jeglicher Zivilisation. Dabei wurde eine Gruppe von Flussbarschen nachts über einen Zeitraum von 10 Tagen Lichtmengen von 0,01 / 0,1 / 1 Lux ausgesetzt.

Eine zweite Vergleichsgruppe durfte nachts im Dunkeln bleiben. Die Experimente zeigten, dass bereits geringe Lichtmengen von 0,01 Lux den Serotoninspiegel senkten. Je mehr Licht eingesetzt wurde, desto stärker war der Effekt.

Die Lichtintensität, gemessen in Lux, die heute auf Natur und Mensch einwirkt, ist recht hoch und kann in beiden Fällen den Melatoninhaushalt stören. Straßenlaternen können bis zu 150 Lux erreichen, Stadtlichter mehr als 1 Lux, Vollmondnächte 0,3 Lux und eine sternenklare Nacht etwa 0,001 Lux.

Die Untersuchungen zeigten, dass die Lichtintensität von Stadtlichtglocken ausreicht, um den Melatoninhaushalt der Fische zu beeinflussen. Der Tag-Nacht-Rhythmus an sich werde dadurch aber nicht beeinflusst, so die IGB-Forscher. Erst bei nächtlichen Lichtstärken von 10 bis 100 Lux lägen die Melatoninwerte im Bereich der niedrigsten Tageswerte.

Augen zu und durch

In ihren Experimenten konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Barsche durch Licht beeinflusst werden. Ob es sich dabei um einen negativen Einfluss handelt, muss allerdings noch untersucht werden. Ein negativer Einfluss auf die Immunabwehr, das Wachstum und die Fortpflanzung ist jedoch möglich. Die Untersuchungen zeigen aber auch den Vorteil von Augenlidern, mit denen wir das Licht einfach aussperren können. Fische hingegen können die Augen nicht schließen.

Wer seinen Haushalt mit zusätzlichem Melatonin aus der Apotheke bereichern möchte, sollte dies nur in Maßen tun. Unter den natürlichen Melatoninspendern gehören Cranberries mit 9.600 ߎg / 100g Trockenfrüchte zu den melatoninreichsten Lebensmitteln. Also dann … guten Appetit und erholsamen Schlaf.

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https://www.igb-berlin.de/projekt/iles

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