Giebel - Fänger: Ortwin Jakobi

Giebel - Fänger: Ortwin Jakobi

Giebel

Der Giebel (Carassius gibelio) lebt in Europa und Asien im Süßwasser. Giebel werden auch als Silberkarauschen bezeichnet, da sie leicht mit der gemeinen Karausche verwechselt werden können. Beim Giebel handelt es sich um die Stammform des Goldfisches.

Aussehen

Der Giebel ist ein Fisch mit einem hochrückigen Körper und einem deutlichen Knick am Übergang vom Kopf zum Rücken. Seitlich sind Giebel stark abgeflacht, aber lange nicht so sehr wie Brassen. Ihr Rücken ist meist dunkelgrau, der Bauch entsprechend hell, die Seiten glänzen silbrig. Sie haben keine Barteln und besitzen eine endständiges, hervorstülpbares, eher kleines Maul, welches mit kräftigen Schlundzähnen ausgestattet ist. Giebel haben große, silbrige Schuppen, davon 27 bis 32 Stück entlang der gut ausgebildeten Seitenlinie. Die Rückenflosse des Giebels ist gerade bzw. leicht konkav eingebuchtet. Auch die Schwanzflosse ist eingebuchtet. Die Afterflosse ist recht kurz. Giebelflossen sind nicht gefärbt. Giebel verfügen über ein schwarzes Bauchfell, ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Karausche.

Verbreitung und Lebensraum

Der Giebel als Fisch ist ursprünglich in Ostasien und Sibirien heimisch. Er wurde allerdings im gesamten Eurasischen Raum durch den Menschen verbreitet und breitet sich immer weiter nach Westen aus. Bereits im Mittelalter war er in Mitteleuropa bekannt. Mittlerweile gibt es auch Giebel im Mittelmeerraum, auf der Iberischen Halbinsel und den Britischen Inseln. Der Giebel konkurriert dabei stark mit der heimischen Karausche. Giebel bevorzugen nährstoffreiche, warme Stillgewässer oder langsam fließende Flüsse bzw. Flussseen. Dabei halten sie sich gerne in Gebieten mit weichem Grund und reichen Wasserpflanzenbeständen auf. Knappe Sauerstoffwerte machen dem Giebel wenig aus und auch ein hoher Salzgehalt stört die Fische kaum. Giebel können aufgrund ihres Alkoholanteils im Blut auch in extrem flachen Tümpeln harte Winter überstehen.

Größe

Giebel werden im Schnitt um die 25 bis 30 Zentimeter lang. In nährstoffreichen Gewässern sind aber auch Giebel von 50 Zentimetern und größer keine Seltenheit. Dabei erreichen solche Giebel Gewichte von bis zu drei Kilo.

Vermehrung

Giebel laichen je nach Gewässer und Temperaturentwicklung von Mai bis Juli. Die Fische sind Portionslaicher und laichen somit in mehreren Etappen. Ein Giebelrogner legt dabei zwischen 150.000 und knapp 400.000 Eier an den Wasserpflanzen ab.

Der Giebel ist ein Fisch, der die Möglichkeit der Gynogenese hat. Bei dieser auf deutsch als Jungfernzeugung bezeichneten gynogenetischen Vermehrungsform nutzen die Giebelrogner das Sperma anderer Weißfische, um eine Befruchtung der Eier zu induzieren, ohne, dass das fremde Erbgut dabei integriert wird. Dies funktioniert, da Giebel nicht nur diploide, sondern auch triploide, tetraploide oder polyploide Erbsätze tragen können. So entstehen rein weibliche Giebelbestände ohne verändertes Erbgut. Die Nachkommen sind also Klone der weiblichen Elterntiere. Ein einziger Giebelrogner kann also in einem neuen Gewässer einen neue Population entstehen lassen, die aus genetisch identischen Individuen besteht. Allerdings müssen Giebel dafür artfremde Sexualwirte anderer Cypriniden finden, deren anstehenden Laichvorgang erkennen und anschließend gleichzeitig mit diesen ablaichen. Wie genau die Giebel dies bewerkstelligen ist leider noch nicht ergründet. Neben der Jungfernzeugung kommt in seltenen Fällen aber auch eine herkömmliche geschlechtliche Vermehrung vor.

→ Hier gehts zum Beitrag: Spermienparasitismus beim Giebel.

Ernährung

Giebel ernähren sich, wie andere Friedfische auch, hauptsächlich von Zooplankton sowie wirbellosen Bodentieren. Dazu zählen Würmer, Schnecken, Insektenlarven oder Muscheln. Auch pflanzliche Nahrung wird vom Giebel bisweilen aufgenommen.

Angeln auf Giebel

Giebelangeln ist klassisches Friedfischangeln, wie es auch auf Schleien oder Brassen praktiziert wird, und funktioniert besonders in der warmen Jahreszeit sehr gut. Die beste Angelzeit liegt zwischen Mai und September. Besonders die Morgen- und Abenddämmerung sind sehr gute Angelzeiten. Gute Stellen sind flache Buchten mit weichem Grund und reichen Wasserpflanzenbeständen. Seerosenfelder, aber auch Schilfgürtel und Krautkanten bieten sich dabei an. Dabei halten sich die Giebel oft in Ufernähe auf. Große Flussseen sind gute Gibelreviere, aber man trifft man auch in sehr kleinen, tümpelartigen Gewässern an.

Beliebte Friedfischangelmethoden, die auch sehr gut auf Giebel funktionieren, sind Posenangeln an der Matchrute oder Stippe, aber auch das Feedern oder das einfache Grundangeln mit Durchlaufmontage. Dabei werden die Köder immer auf dem Grund liegend angeboten. Bevor der Köder ausgebracht wird, lohnt es sich, beim Giebelangeln, etwas anzufüttern, da die Fische sehr gut auf eingebrachtes Futter reagieren. Geeignete Köder sind Mais, (Mist-) Würmer oder Maden. Aber auch andere Partikel oder Pellets sowie Teig werden von Giebeln genommen. Große Exemplare gehen durchaus auch auf Boilie und sind öfter mal Beifang beim Karpfenangeln. Als Haken kommen kleinere Karpfenhaken zum Einsatz, da das Maul des Giebels eher klein ist.

Der Giebel ist ein Fisch, der durchaus entsprechend Druck an der Rute machen kann. Deshalb sollte das Gerät nicht zu schwach gewählt werden. Bei Feederruten kommen mittelschwere Exemplare in Frage genauso wie bei Matchruten. An Kopf- bzw. Stippruten empfiehlt sich bereits ein integrierter Gummizug. Eine solide 3000er bis 4000er Rolle, idealerweise mit Freilaufoption, welche mit einer 25er monofilen Schnur bespult ist rundet das Angelgerät ab.

Giebel in der Küche

Ausgewachsene Giebel können bis zu zwei oder gar drei Kilo erreichen. Die Filets verfügen über Y-Gräten und das Fleisch ist eher fad. Als Beifisch für Buletten oder als geschröpftes Filet lassen sich Giebel aber durchaus in der Küche verwenden. Auch geräuchert sind Giebel durchaus interessant.

Verwechslungsgefahr

Giebel können leicht mit Karauschen verwechselt werden. Die Oberkante der Rückenflosse ist beim Giebel konvex nach außen gewölbt. Außerdem haben Giebel im Vergleich zu Karauschen größere Schuppen – und nur Giebel verfügen über ein schwarzes Bauchfell. Das der Karausche ist immer durchsichtig. Außerdem ist der Giebel ein Fisch, der anders als Karauschen, keinerlei Flecken an der Schwanzwurzel hat. Auch eine Verwechslung mit Schuppenkarpfen ist denkbar, diese haben aber immer – anders als Giebel – Barteln. Kleine Giebel kann man von Bitterlingen anhand der unvollständig ausgebildeten Seitenlinie des Bitterlings erkennen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im deutschsprachigen Raum sind Giebel keine begehrten Speise- oder Angelfische – ganz anders als in Osteuropa, wo Giebel wie andere Weißfische auch, wichtige Wirtschaftsfische sind und auch gerne beangelt und verzehrt werden. Da sie sich allerdings immer weiter ausbreiten, steigt auch der Anteil an Giebeln, die durch die Fluss- und Seenfischerei angelandet werden. Giebel sind die Stammform des Goldfisches und in dieser Hinsicht wirtschaftlich bedeutsam im Zierfischbereich. Dies liegt auch an ihrer gynogenetischen Vermehrung, die das Züchten identisch aussehender Fische ermöglicht.

Infos kurz und knapp

Merkmale:
endständiges Maul, leicht konkave Rückenflosse, 39-50 Reusendornen auf 1. Kiemenbogen

Größe:
15-30 cm, selten 45 cm

Geschlechterunterscheidung:
äußerlich nicht möglich

Flossenformel:
D III/17-19, A II/5-7, , P 15-16, V 7-9

Schuppenanzahl Seitenlinie:
28-32

Verwechslungsgefahr mit:
Karausche (diese: konvexe Rückenflosse, 32-35 Schuppen Seitenlinie, 25-33 Reusendornen auf 1. Kiemenbogen)

Besonderes:
es gibt Populationen ohne Männchen; artfremde Spermien (andere Cypriniden) können die Eier nicht befruchten, aber zur Entwicklung stimulieren (Gynogenese, Jungfernzeugung), wegen des hohen Vermehrungspotentials Neigung zur Verbuttung

Verbreitung:
Ostasien, Mittel- u. Osteuropa

Fortpflanzungsbiologie:
Ablage von bis zu 380.000 Eiern, Sonderfall Gynogenese (s. u. Besonderes)

Laichzeit:
Mai-Juli

Familie:
Cyprinidae, Karpfenfische

Giebel (Silberkarausche) Übersetzung:
lateinisch: Carassius auratus gibelio 
belgisch: Giebel 
dänisch: Sølvkarusse 
englisch: Gibel 
französisch: Gibèle 
italienisch: Carassio gibelio 
niederländisch: Giebel 
polnisch: Karas Srebrzsty 
spanisch: Carpa Gibel 
ungarisch: Ezüst kárász