Schleie - Fänger: Igor Gregoric

Schleie - Fänger: Igor Gregoric

Schleie

Die Schleie (Tinca tinca) bewohnt in erster Linie langsam fließende oder stehende Gewässer sowie flache, warme und pflanzenreiche Seen. Besonders beeindruckend ist die Widerstandsfähigkeit der Schleie gegen Sauerstoffmangel. Auch saure Moorwasser verträgt sie gut.

Diese anpassungsfähige Art kann sowohl niedrigste Sauerstoffkonzentrationen als auch ungewöhnliche pH-Werte vertragen und fühlt sich auch in sehr warmen Wasser im Sommer wohl. Sie gehört als einzige Vertreterin zur Familie der Tincidae, die nur eine Art beheimatet.

Aussehen

Die Schleie ist durch einen kräftigen, gedrungenen Körperbau, mit einem auffällig hohen Schwanzstiel geprägt. Der Rücken leuchtet meist in grünlich-bräunlichen Farbtönen. Die Flanken hingegen sind hell und glänzend, mit einem goldenen Touch. Der Bauch ist hell. Die Schleie hat etwa 95 bis 100 Schuppen entlang der Seitenlinie. Die Schuppen sind sehr klein und tief liegend, was bei den europäischen Fischarten recht einzigartig ist. Auch aufgrund ihrer langen Rückenflosse kann sie nur schwer verwechselt werden. Die Schleie verfügt über ein kurzes, endständiges Maul mit einem Paar kurzer Barteln. Sie hat kleine Augen mit rötlicher Iris. Weitere Merkmale der Schleie sind eine dicke Schwanzwurzel ohne nennenswerte Einbuchtung, also mit gerade abschließender Schwanzflosse, und eine starke Abrundung aller Flossen. Der Milchner hat verlängerte Bauchflossen mit verdicktem 2. Strahl. Es ist möglich, das Geschlecht dieser Art durch die Größe und Form ihrer Bauchflossen zu unterscheiden: Milchner besitzen kräftige, löffelförmige Flossen, während Weibchen längere, spitze und dreieckige Flossen aufweisen.

Vorkommen und Lebensraum

Die Schleie ist ein weit verbreiteter am Gewässergrund lebender Fisch, der in großen Teilen Europas heimisch ist. Ursprünglich kommt die Schleie, wie viele Weißfische, aus dem Eurasischen Raum. Sie bewohnt gerne flache, sauerstoffarme Seen mit schlammigem Boden und üppigem Pflanzenwachstum. Die Schleie ist dämmerungs- und nachtaktiv. Sie ist sehr anpassungsfähig und kann auch bei niedrigem Sauerstoffgehalt überleben. Im Winter fällt sie in eine Art Starre, um die kalten Temperaturen in flachen Seen zu überstehen. Ein ähnliches Verhalten bringt sie durch sauerstoffarme Perioden im Hochsommer, ähnlich wie bspw. auch die Karausche. Die Schleie versteckt sich tagsüber am Grund von dichten Pflanzen und wird erst in den Dämmerungsphasen aktiv.

Schleie
Schleien lieben kleine, krautige und flache Gewässer und gedeihen dort prächtig. Fang von Torben Krehl.

Größe

Die Schleie kann in Ausnahmefällen bis zu 70 Zentimeter erreichen, aber üblicherweise werden Schleien zwischen 30 und 45 Zentimeter lang. 50er Schleien zählen bereits zu kapitalen Fischen. Das höchste bekannte Gewicht beträgt 7,5 kg. Außerdem können Schleien bis zu 35 Jahre alt werden. Gerade kleinere Schleien sind oft Beutefische für Hechte.

Ernährung

Die Schleie ernährt sich primär von Wirbellosen, die im Boden leben, einschließlich Schnecken, Insektenlarven, Muscheln und Würmern. Gelegentlich konsumiert sie auch pflanzliche Nahrung. Während der Nahrungsaufnahme durchwühlt die Schleie den Boden nach Futtertieren.

Vermehrung

Die Laichzeit der Schleie erstreckt sich abhängig vom Gewässer von April bis August. Dabei benötigt sie eine Wassertemperatur von mindestens 18 bis 20 °C. Die laichbereiten Schleien suchen flache, sonnige Uferbereiche mit dichtem Pflanzenbewuchs. Dort legen sie ihre klebrigen Eier an Wasserpflanzen ab. Der Rogner legt etwa 200.000 bis 400.000 Eier ab. Die Eier haben eine Größe von ca. 1 bis 1,4 Millimeter. Schleien sind Portionslaicher. Die Eiablage findet also portionsweise im Abstand von etwa zwei Wochen statt und kann bis zu zwei Monate dauern.

Die Schleienbrut schlüpft nach drei bis fünf Tagen und klebt sich an Pflanzen fest, um nicht in den Faulschlamm zu sinken. Sie ernährt sich noch eine Weile von ihrem Dottersack. Sobald ihre Kiemen ausgebildet sind, fangen die Schleien an, frei zu schwimmen und sich von Plankton zu ernähren. Schleien wachsen langsam und sind je nach Gewässer mit drei Jahren erst ungefähr 25 bis 30 Zentimeter groß. Sie werden mit vier Jahren geschlechtsreif.

Angeln auf Schleie

Schleien angeln ist eine entspannte Art des sommerlichen Ansitzangelns und besonders in den Abend- oder Morgenstunden erfolgversprechend. Man stellt der Schleie dabei mit herkömmlichen Friedfisch Methoden nach.

Köder zum Schleien angeln

Tauwürmer oder Dendrobena bzw. Rotwürmer zählen wohl zu den besten Ködern für Schleien. Andere Köder wie Made, Mais oder weitere Partikel funktionieren auch sehr gut, führen aber öfter zu unerwünschten Beifängen von beispielsweise Satzkarpfen. Sollte der lokale Angelhändler keine frischen Würmer im Angebot haben und die zweit zum Graben nicht ausreichen, sind pflanzliche Partikelköder aber dennoch eine gute Wahl. Gerade beim Angeln mit dem Method Feeder eignen sich Partikel oft besser. Außerdem kann man bei dieser Montage auch auf Kunstköder ausweichen bspw. künstliche Maiskörner oder Tigernüsse und andere Hülsenfrüchte.

Anfüttern auf Schleien

Schleien lassen sich gut Anfüttern. Für Schleie eignen sich verschiedene Futtermittel und Aromen. Dunkleres Lockfutter mit einem gewissen Partikelbestandteil ist meist die beste Wahl. Da die Schleien Würmer besonders mögen, sollte man in Betracht ziehen, das Futter mit Wurmextrakt anzureichern. Um die Anziehungskraft zu erhöhen, kann man ein paar geschnittene Tau- oder Dendrobenawürmer hinzufügen. Caster und Maden können ebenfalls hinzugefügt werden, solange es nicht zu viele Brassen oder Rotaugen im Gewässer gibt. Das Futter ist einfach herzustellen. Sieben ist nicht erforderlich. Das Futter sollte zum Grund sinken und dort einen Teppich bilden – keine Wolke in der Wassersäule, da dies nur unnötig Weißfische anlockt.

Montage für Schleie

Das Angeln auf Schleie funktioniert mit Posenmontage oder Grundmontage gleichermaßen. Hierbei kommt es vor allem auf die Umstände an und die persönlichen Vorlieben. Wenn es windig ist, ist die Grundmontage oft einfacher, aber Posenmontagen mit Waggler kommen damit auch klar. Bei ruhigen Bedingungen kann man Bisse an einer fein austarierten Pose deutlich besser wahrnehmen. Die Grundmontage wird klassisch mit Draht-Futterkorb oder auch mit Method Feeder bestückt. Für die Posemontage wird oft ein fein austarierter Waggler oder eine andere schlanke Pose genommen.

Spots und Angelzeiten

Beim Angeln auf Schleien ist es wichtig, das passende Gewässer auszuwählen. Schleien lieben Kraut und Wasserpflanzen, in denen sie sich verstecken. Also kommen flache Baggerseen, Naturseen oder Teiche mit eher klarem Wasser in Frage. Gute Angelstellen sind Löcher im Kraut, Krautkanten und Seerosenfelder. Wichtig ist, dass der Köder nicht im Kraut verschwindet und dadurch unfängig wird, sondern in der Nähe auf sauberem Gewässergrund präsentiert oder mit der Posenmontage schwebend oder aufliegend auf dem Kraut gefischt wird. Wenn das Frühjahr anbricht und das Wasser die magische Marke von 10°C überschreitet, werden Schleien munter. Der Sommer kann eine Herausforderung sein, aber meist sind Schleien bei warmen Wasser weiterhin sehr aktiv und dankbar. Im frühen Herbst fressen sie wieder aktiv und bereiten sich auf den Winter vor. Die Tageszeit spielt oft im Frühjahr noch eine große Rolle, wenn es noch wenig Deckung gibt. Allgemein gelten dann die Dämmerungsphasen als günstig, insbesondere die Morgenstunden. Im Hochsommer, wenn es sehr viel Kraut gibt, sind die Schleien im Schutze der dadurch entstehenden Dunkelheit auch tagsüber aktiv.

Schleie – 62 cm Rhein bei Laufenburg
Eine wunderschöne Schleie mit 62 Zentimetern aus dem Rhein bei Laufenburg (Fänger Nico S.)

Schleie in der Küche

Die Schleie ist ein sehr feiner Speisefisch. Auf den ersten Blick ist der Geschmack ähnlich dem Karpfen, jedoch feiner. Das Fleisch der Schleie ist deutlich fest. Es ist fettarm und hat einen edlen nussigen Geschmack. Einzig die Y-Gräten der Schleie sind einigen ein Dorn im Auge. Fischliebhaber schwärmen zurecht davon, dass der Geschmack einer Schleie dem eines Karpfens weit überlegen ist.

Kommt der Fisch aus stark schlammigen Gewässern, ist es jedoch ratsam, den Fisch vor der Zubereitung ein paar Tage im sauberen Wasser zu hältern, um einen modrigen Geschmack zu vermeiden. Allerdings sind Schleien hier deutlich weniger anfällig als Karpfen, da sie weniger stark gründeln.

Es gibt viele Arten, die Schleie zuzubereiten. Ein Klassiker aus vergangenen Zeiten ist Schleie blau, also gekocht in heißem Essigwasser. Aber auch gegrillt oder im Ofen mit Gewürzen und Zitrone ist sie eine Delikatesse. Die Schleie passt gut zu fast allen Beilagen, besonders zu Kartoffeln und harmonisiert gut mit cremigen Saucen gewürzt mit Dill. Kartoffeln kann man allerdings auch als Köder für Schleie verwenden.

Geräucherte Schleie
Schleie eignet sich sehr gut zum Räuchern. Das feste weiße Fleisch wird durch den Rauch perfekt veredelt.

Rezept: Schleie blau mit Senfbutter

Schleien sind sehr weit verbreitet und äußerst schmackhaft. Etwas in Vergessenheit geraten ist allerdings der Klassiker Schleie blau. Zeit sich daran zu wagen, wenn die nächste schöne Schleie im Kescher landet.

Zutaten (4 Portionen):

  • 1 schöne Schleie ca. 2 kg (frisch!)
  • 1/2 Tasse Essigessenz
  • 2 Möhren
  • 2 Stück Porree
  • 125 g Sellerie
  • 1 Zwiebel
  • 2 Lorbeerblätter
  • Salz

Für die Senfbutter:

  • 125 g Butter
  • 4 EL Senf
  • 1 TL Zucker

Schleie ausnehmen, vorsichtig waschen (Schleimhaut nicht verletzen). Mit Essigessenz beträufeln. Lauchstangen putzen und in feine Längsstreifen schneiden. Möhren und Staudensellerie schälen und ebenfalls in feine Längsstreifen schneiden. Zwiebel vierteln. Alles in reichlich Wasser mit Lorbeerblättern, Salz und Essigessenz zum Kochen bringen. Nach ca. 10 Minuten Kochzeit die Schleie zugeben und 25 bis 30 Minuten gar ziehen lassen. Der Fisch ist gar, wenn sich die Rückenflossen leicht herausziehen lassen. Für die Senfbutter Butter in einem Topf zerlassen, Senf zugeben, mit Zucker abschmecken. Den Fisch portionieren und mit Petersilienkartoffeln servieren.

Heilkräfte von Schleien

Die Schleie verfügt über eine dicke Haut, die mit vielen kleinen, runden Schuppen und einer besonders dicken Schleimschicht bedeckt ist. Diese Schleimschicht ist antibakteriell und pilzhemmend und schützt den Fisch. Der Name Schleie geht auf die glitschige, schleimreiche Haut zurück. Früher wurden dem Schleien Schleim verschiedene heilende Kräfte zugeschrieben. Man munkelte, dass Schleien verletzte Hechte heilen können, weshalb diese sie verschonen. Auch weitere kranke oder verletzte Fischarten sollen durch das Berühren von Schleien geheilt worden sein. Daher galt sie auch für den Menschen als Heilmittel und wurden zur Linderung von verschiedenen Krankheiten auf den Körper gelegt oder anderweitig angewendet. Die heilenden Kräfte des Schleien Schleims konnten allerdings nicht bestätigt werden.

Schleie auf dem Grill
Schleie kann vielfältig zubereitet werden – auch auf dem Grill. Dabei aber darauf achten, dass der Fisch nicht zu trocken wird.

Infos kurz und knapp

Merkmale:
in den Winkeln des endständigen Mauls je ein kurzer Bartfaden, alle Flossen abgerundet, winzige Schuppen (tief unter schleimiger Oberhaut eingelassen), typisch olivgrüne bis braune Färbung mit Messingglanz

Größe:
selten bis 60 cm

Geschlechterunterscheidung:
M mit verdicktem 2. Brustflossenstrahl !!!

Flossenformel:
D IV/8-9, A III-IV/6-7, P I/15-17, V II/8-9

Schuppenzahl Seitenlinie:
90-110

Schlundzahnformel:
einreihig 4-5, selten 5-5

Verwechslungsgefahr mit:
keine

Besonderes:
äußerliche (eidonomische) Geschlechtsbestimmung außerhalb der Laichzeit möglich; in Gewässern mit ausgedehnten Freiwasserzonen von Kiemenkrebsen (Ergasilus spec., Karpfenläuse) parasitiert

Verbreitung:
Europa außer Schottland u. dem nördlichen Skandinavien

Fortpflanzungsbiologie:
Ablage von bis zu 300.000 Eiern im Zeitraum von 2 Wochen, Larven besitzen Klebedrüsen, Weichsubstratlaicher (Pflanzen)

Laichzeit:
Mai-Juli

Familie:
Cyprinidae, Karpfenfische

Schleie Übersetzung: 
lateinisch: Tinca tinca
belgisch: Zeelt
dänisch: Suder
englisch: Tench
französisch: Tanche
italienisch: Tinca
niederländisch: Zeelt
norwegisch: Suter
polnisch: Lin
russisch: Линь (Linj)
schwedisch: Sutare
spanisch: Tenca
tschechisch: Lín obecný
ungarisch: Compó