Eisangler auf zugefrorenem See

Eisangeln ade? – das Eis schwindet

Weltweit werden Stillgewässer wärmer und frieren seltener und weniger stark zu. Grund dafür ist – wer hätt’s gedacht – der Klimawandel. Nun wurde von Forschern des IGB untersucht, wie sich die sinkende Eisbedeckung auf die Nahrungspyramide in den Gewässern und andere Ökosystemprozesse auswirkt. Mehr dazu und welche Effekte für das Angeln zu erwarten sind, erfährst Du in diesem Beitrag.

Eisbedeckung sinkt

In den letzten Jahrzehnten hat die Ausdehnung und Dicke des Eises auf saisonal zugefrorenen Seen vor allem auf den nördlichen Breitengraden abgenommen, eine Entwicklung, die nachweislich auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Die Prognosen der Wissenschaftler lassen außerdem annehmen, dass mit steigenden Emissionen die Temperaturen in den Seen weiter ansteigen und Eisdicke und Dauer der Eisbedeckung entsprechend abnehmen werden – pro Grad Lufterwärmung sinkt die Eisbedeckung um etwa 10 Tage im Jahr. Je nach Szenario der globalen Erwärmung werden sich die Seen im Winter also deutlich bis drastisch verändern.

Eisdecke beeinflusst Primärproduktion

Die Eisbedeckung hat einen großen Einfluss auf die Ökosysteme eines Stillgewässers. Durch die Eisbedeckung wird der See von der Atmossphäre, von Wind und teils auch Sonnenlicht abgeschirmt. Folglich nimmt die Durchmischung des Sees drastisch ab, Organismen und Partikel in der Wassersäule ordnen sich anders an und die Sauerstoffverfügbarkeit verändert sich. An solche Effekte haben sich die im See heimischen Bakterien, Pflanzen, Fische und Amphibien lange angepasst. Durch die sinkende Eisbedeckung werden solche Bedingungen immer seltener und resultieren in einem Anpassungsdruck auf die Organismen.

Außerdem verhalten sich Ökosysteme entgegen der allgemeinen Wahrnehmung im Winter sehr dynamisch, es finden also wichtige Prozesse statt, die auch Auswirkungen weit in den Sommer haben. Ohne Eisbedeckung im Winter kommt mehr Energie durch Sonne und Wind ins Wasser und der Stoffeintrag ist höher. Dadurch wird die Zufuhr, Anreicherung und Umsetzung von Nährstoffen beeinflusst, welche die Voraussetzungen für die Primärproduktion im Frühjahr schaffen. Somit beeinflusst die Dauer der Eisbedeckung die Basis der Nahrungskette im Gewässer. Beispielsweise kann die höherer Stoffwechselrate von Organismen im Winter aufgrund der geringeren Eisbedeckung, die Nahrungsverfügbarkeit von Fischen im Sommer beeinflussen. Eine schnellere Erwärmung im Frühjahr durch mangelndes Eis wiederum fördert eine frühe Entwicklung von Blaualgen mit negativen Effekten aufs Gewässer.


Artenzusammensetzung ändert sich

Der Rückgang des Eises führt also zu einer Veränderung der Nahrungspyramide, von der manche Arten profitieren, andere aber benachteiligt werden. Der Verlust von Winterlebensräumen wird beispielsweise die Vielfalt und Häufigkeit von kälteliebenden Organismen schmälern, was bei Fischen bereits nachgewiesen wurde. Kürzere Winter, wärmeres Wasser und weniger Eis verändern also die Zusammensetzung der Arten im Jahresverlauf, was erneute Veränderungen im Ökosystem anstößt und somit langfristig stärkere Effekte verursacht.

Effekte für Angler

Für Angler kann der Rückgang der Eisbedeckung mit der Zeit teils deutliche Effekte haben. Techniken wie das Eisangeln werden seltener möglich sein, „normales“ Angeln im Winter hingegen öfter. Grundsätzlich dürften die Aktivitätsphasen vieler Fischarten steigen. Kälteliebende Fische wie Quappen oder Forellen werden allerdings benachteiligte Arten dieser Entwicklung sein, während wärmeliebende Fischarten profitieren. Daneben sind auch neue Bestandsdynamiken aufgrund veränderter Laichzeiten oder Nahrungsverfügbarkeiten wahrscheinlich. Dies wird irgendwann auch Effekte auf die Schonzeitgestaltung und Regulation der Angelfischerei haben. Angeln wird natürlich weiterhin sehr gut möglich sein und viele anglerisch interessante Fischarten mögen warmes Wasser, manche Zielfische und Angeltechniken werden aber langfristig an Bedeutung verlieren.

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Originalstudien:
Attribution of global lake systems change to anthropogenic forcing
The lake ice continuum concept: influence of winter conditions on energy and ecosystem dynamics
Zum Beitrag des IGB

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