Die Wanderung der Lachse – das ist ein Spektakel, das weltweit zu bestaunen ist. In vielen Flüssen sind Lachse aber heute eine Seltenheit und gelten gar als ausgestorben. Aber auch die aufwändigsten Projekte zur Wiederansiedlung von Lachs und Stör scheitern an Wanderbarrieren, wie dem Haringvlietdam und der dortigen Fischerei. Mehrere Organisationen haben im Jahr 2019 eine Petition zum Schutz der Wanderfische am Haringvliet Staudamm gestartet und kürzlich einen ersten Teilerfolg errungen.
Der neuralgische Punkt
Anadrome Wanderfische wachsen in Flüssen auf und ziehen dann ins Meer, um dort abzuwachsen. Nur zum Laichen kommen sie wieder in die Flüsse zurück. Dabei müssen sie sich an die unterschiedlichen Bedingungen anpassen. Der Übergang von Salz- zu Süßwasser erfordert physiologische Umstellungen in den Mündungsbereichen der Flüsse, die Tage bis mehrere Wochen dauern können.
Der Haringvlietdam ist ein kolossaler Bau von 5 Kilometern Länge und einer Breite von 56 Metern und versperrt den Zufluss der Maas und des breitesten Mündungsarmes des Rheins, der Nieuwe Merwede über das Hollands Diep und Haringsvliet in die Nordsee. Hier konzentrieren sich Fische aller Art auf beiden Seiten. Gerade an Stellen, wo über offene Schleusen Süßwasser ins Meer drückt, warten die Aufsteiger auf ein kurzes Zeitfenster, während der eine Passage möglich ist.
Netzfischerei am Nadelöhr
Im Jahr 2018 wurde der Damm bereits teilweise geöffnet, um die Durchgängigkeit wieder zu gewährleisten. Der Damm ist aber nicht das einzige Hindernis. Die wartenden Lachse, Meerforellen, Maifische, Aale und Störe müssen auch den Anglern und dort traditionell ansässigen Netzfischern vorbeikommen. Der lange Aufenthalt zur Anpassung an das Süßwasser sorgt nun dafür, dass viele Fische in den Netzen landen. Um mehr Wanderfischen das Aufsteigen in Maas und Rhein zu ermöglichen haben der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) und 23 weitere europäische Organisationen im November 2019 eine Petition beim Europäischen Parlament eingereicht, in der sie eine große Schutzzone im Gebiet der Rheinmündung forderten.
Erste Erfolge für Wanderfische
Nachdem eine erste Petition im November 2018 bereits für mediale Aufmerksamkeit gesorgt hatte, legte der DAFV im Februar 2020 noch einmal nach und reichte die Petition auch bei der Rheinministerkonferenz in Amsterdam ein. Fünf Monate später kündigten die Minister die Errichtung einer 1.500 Meter langen Schutzzone an.
Der DAFV sieht dies, nach eigenen Angaben, nur als Teilerfolg und fordert eine gründliche und unabhängige Untersuchung der Wirksamkeit der Schutzzone. Das Anliegen scheint durchaus berechtigt, zumal viele Anrainerstaaten flussaufwärts jährlich Millionensummen in die Zucht der Wanderfischarten und zugehörige Erholungsprogramme aufwenden. Der ungehinderte Aufstieg dieser Wanderfische ist somit ein wichtiges Anliegen für Viele. Der energische Einsatz des DAFV hat damit sicher etwas bewirkt und von unsere Seite ein großes Lob verdient.