Wie öko ist die Lachszucht?

Hinsichtlich unserer Ernährung werden Umweltaspekte immer wichtiger und alles was ökologisch sinnvoll erzeugt wird, bekommt einen grünes Öko Zertifikat. Aber wie ökologisch sind Lachsfarmen eigentlich und inwiefern werden Tierschutzrichtlinien bei der Fischzucht berücksichtigt? Gibt es Alternativen? Dieser Beitrag bietet dir ein paar Einblicke in den Lebensraum der Lachse, die auf deutschen Tellern landen.

Lachszucht in Norwegen

Jeder 2. Speisefisch kommt heute aus einer Fischzucht, auch Aquakultur genannt. Das sind weltweit 80 Millionen Tonnen Fisch und davon werden 180.000 Tonnen allein in Deutschland produziert. Die meisten deutschen Lachse kommen aus den norwegischen Fjorden, wo sie in der wunderschönen Fjordlandschaft mit reichen Fischbeständen in schwimmenden Gehegen gehalten werden. Meist wird hier angesichts der großen Menge an Fisch von Massentierhaltung gesprochen. In der konventionellen Zucht dürfen maximal 2,5 % des Wasservolumens mit Fisch besetzt sein. Mit anderen Worten sind bis zu 25 Kg Lachs pro Kubikmeter Wasser zulässig. 

In der Wildnis sind diese Fische eher Einzelgänger, leben aber in Aquakulturen enger zusammen. Dabei nutzen die Fische jedoch den Schwimmraum nicht voll aus und suchen vielmehr die gegenseitige Nähe. Manche vermuten aus Angst, Andere wiederum sehen eine Gruppenbildung, die ab größeren Besatzdichten natürlich erfolgt. Das enge Zusammenleben führt jedoch auch zu Reibereien, die teilweise mit Attacken auf die Flossen ausgefochten werden. Als Resultat können Verletzungen entstehen, die sich infizieren. Zudem können die Flossen nachhaltig deformieren. Dabei steigt natürlich auch die Anfälligkeit für Krankheiten und Schaderreger. 

Lachszucht am Scheideweg

Besonders die Lachslaus, bereitet den Fischzüchtern Norwegens große Schwierigkeiten und ist somit quasi der Lakmus-Test der Branche. Der Ektoparasit ist auf dem Fisch gut sichtbar und kann sich in den Zuchtanlagen gut vermehren. Er wird vor allem als Gefahr für die heimischen Lachsbestände gesehen. Vor allem die abwanderten Smolts, die entlang des Fjordufern auch an den Anlagen vorbeischwimmen, können den Läusen nicht viel Entgegennehmen und so leicht dezimiert werden. Darum sind Lachszüchter gesetzlich verpflichtet, die Fische zu “entlausen”, was eine rechte Strapaze für die Tiere ist. Die Fische werden dabei weit mehr durch die Behandlung als durch Behandlungen geschädigt. Leider sind diese ab einer gewissen Fallzahl gesetzlich vorgeschrieben.     

Lässt sich die Zucht optimieren?

Tierschützer fordern darum bessere und artgerechtere Haltungsbedingungen. Auch Fischzüchter sind daran interessiert, das Flossenbeißen, die Schädlingszahlen und andere Krankheiten samt Behandlungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Wie Forscher jetzt herausgefunden haben, kann die Aggressivität bei jungen Lachsen durch strömendes Wasser deutlich reduziert werden. Die Tieren wiesen hier deutlich weniger Verletzungen auf. Außerdem hielten sich die Fische vornehmlich in den oberen Wasserschichten auf. durch Beleuchtung tieferer Bereiche konnten die Fische jedoch auch tiefer in die Wassersäule gelockt werden. Dadurch konnte auch der Sozialstress reduziert werden. Außerdem ist den Forschern der Monotone Lebensraum ein Dorn im Auge. In Versuchen konnte durch Strömungswechsel und Strukturelemente (wie Kiesbänke) ein deutlich attraktiverer Lebensraum geschaffen werden. Auch in Fischgehegen könnten strukturierende Elemente eingebracht werden. 

Da stellt sich natürlich die Frage ob es ausreicht, die künstlichen Lebensräume neu zu stukturieren oder ob die natürlichen Lebensräume der Tiere vielmehr selbst als Produktionsorte genutzt werden sollten. Die Bestandzahlen in jedem Gewässer ließen sich ja dabei ja durch das Festlegen strenger Entnahmekriterien regulieren. Diesen Ansatz verfolgt beispielsweise die FollowFood-Organisation mit ihrem FollowFish Programm. Hier werden die Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet und, wie beim Thunfisch, teilweise sogar mit Hand gefangen. Beim Lachs setzt man hingegen auf Bio-Lachszucht. Auch hier leben die Lachse in den Netzgehegen der Fjorde Norwegens, Islands und Schottlands. Die Bio Kriterien verlangen dabei weit geringere Besatzdichten und auch der Einsatz von Anti Fouling Mitteln auf den Netzen ist beispielsweise verboten. Zudem darf auch nur Bio heißen, was Bio Futter gefressen hat. Aber wäre so ein System beruhend auf Handfang und natürlicher Reproduktion nicht auch für Lachse denkbar? 

Andere Lösungsansätze

Eine davon wäre das Sea Ranching. Hier wird das Meer zunächst mit Fisch besetzt und die Überproduktion entnommen. Um eine Vermischung von Wild- und Zuchtfischen zu vermeiden, kämen nur Nachkommen natürlicher Bestände in Frage. In China gibt jedoch auch Beispiele für Aquakulturen, in denen Karpfen extensiv in natürlichen Lebensräumen ohne Zufütterung gehalten werden. Diese Systeme werden als Non-Feed-Aquakulturen bezeichnet. Sie zeichnen sich durch geringe Besatzdichten, zahlreiche Wasserpflanzen und ein hohes Maß an natürlichen Insekten und Krustentiere aus. Dadurch bieten diese Zuchtformen viel natürliche Nahrung und eine hohe Biodiversität. 

Unsere Speisefische kommen zunehmend aus Zuchten, doch diese Systeme belasten die Zuchttiere und die Umwelt häufig und ein Umdenken ist gefragt. Es ist für die Menschheit heute wichtiger denn je, die natürlichen Ressourcen zu schonen und sie effizient zu bewirtschaften. Inwiefern dies bei gleichbleibend hohem Produktionsvolumen mit dem Lachs möglich ist, der gegenüber dem Karpfen ja ein Raubfisch ist, ist fraglich. Im Endeffekt entscheidet das Gewissen und der Geldbeutel. Jedoch steht fest, dass der ökologischste Lachs ein solcher ist, den du selbst gefangen hast.

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