Fliegenfischen in Thüringen
Früh am Morgen wurde ich unsanft geweckt. Blitze erhellten den noch jungen Tag und Regen, der an das Fenster schlug, sorgten bei mir für ein ungutes Gefühl. Die Uhr zeigte 4 Uhr. Alles was jetzt noch zählte, waren positive Gedanken und die Hoffnung, dass das Wetter umschlägt. Wie sagt man so schön, „die Hoffnung stirbt zuletzt“. Ich sollte Glück haben. Die Wolken verzogen sich und die Sonne quälte sich durch die dicken Wolken. Ein schöner Tag begann.
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit der Familie machte ich mich auf ans Wasser. Ein schöner Fluss – mitten in Thüringen – erwartete mich. Langsam drückte die Sonne und es wurde schwül. Nicht gerade optimal für das Fischen auf Äschen und Forellen. Egal, ich wollte, nein, ich musste ans Wasser.
Neue Fliegenrute im Gepäck
Neben der Hoffnung auf einen schönen Tag, hatte ich meine neue gespließte Fliegenrute im Gepäck. Bereits im Sommer des letzten Jahres wurde diese feine Rute von einem guten Freund, der zu meinem großen Glück Rutenbauer ist, für mich angefertigt. Endlich konnte ich die „junge Blonde“ beim Fischen testen. Auf der Wiese ließ sie sich bereits im Herbst des letzten Jahres gut werfen. Wie es am Wasser aussieht, ist dann immer noch etwas anderes. Dazu später mehr.
Ab ans Wasser zum Fliegenfischen
Nach einer kurzen Fahrt mit dem Auto und einem kleinen Fußmarsch war ich am Ziel angekommen.
Steil ging es die Böschung hinab an den Fluss. Die Angelstelle sah vielversprechend aus. Ein langer Zug am Prallhang und die gute Strömung des Wassers boten die besten Aussichten für einen guten Anfang beim Fliegenfischen.
Eine kurze Zeit verweilte ich regungslos hinter einem Gebüsch, um das Wasser zu beobachten und um Fische zu sichten. Mit Hilfe der Polbrille sah ich einige Äschen in einer Gruppe stehen. Die Fische waren also genau dort, wo ich sie vermutet hatte. Da keine der Diven „gestiegen“ war, dachte ich, dass Nymphen als Köder eine gute Wahl sind. Die Strömung war an dieser Stelle so stark, dass die Wahl auf Köder mit Messingperle fiel. Schwer taucht tief ab. Bereits im ersten Wurf spürte ich die Vollkommenheit der neuen Rute. Sanft legte sich die Schwimmschnur auf das Wasser, gefolgt von der Nymphe, die schnell in der Strömung trieb und zügig den Grund erreichte.
Äsche folgt auf Äsche
Bereits nach wenigen würfen konnte ich die erste Äsche landen. Ein schöner Fisch von 32 Zentimetern konnte meiner Fliege nicht widerstehen.
Die Stelle war also gut gewählt und die Äschen waren nicht nur da, sie bissen auch. Die nächsten zwei Stunden ging es stromauf. Viele Äschen waren da und einige davon konnte ich überlisten. Die Größte maß 34 Zentimeter, einen Strich unter dem vorgeschriebenen Mindestmaß.
Gegen Mittag versuchte ich mich an einem großen Wehr. Wenn es große Fische gibt, dann dort.
Aber…nichts…gar nichts. Fische sind schon ein komisches Volk, machen nichts, was in Büchern steht.
Langsam wurden durch das ständige Werfen der fetten Flugschnur die Arme schwer. Hinzu kommt noch, dass sich eine gespliesste Fliegenrute nicht so leicht werden lässt, wie eine moderne Rute aus Kohlefaser. Es wurde Zeit für eine kleine Pause.
Bachforellen auf Nymphe
Frisch gestärkt wechselte ich watend den Angelplatz.
Nun begann die Zeit des Bachforellenangelns. Von den Äschen war nichts mehr zu sehen. Auch hier stellte sich die Nymphe als gute Wahl heraus. Die Bisse waren bei weitem nicht so zaghaft wie die der Äschen. Innerhalb von zwei Stunden folgte Biss auf Biss.
Gegen 17 Uhr packte ich langsam meine sieben Sachen.
Ein wunderschöner Tag am Fischwasser ging zu Ende. Die Äschen und Forellen zeigten sich allesamt in bester Beißlaune und zu meinem großen Glück hat das Wetter – entgegen aller Prognosen – mitgespielt.
Gespließte Fliegenruten – Top oder Flop?
Nun noch ein paar abschließende Worte zu meiner neuen Blonden – eine gespliesste Bambus-Fliegenrute.
Mitte des letzten Jahres gab ich bei meinem Freund Johannes den Bau einer weiteren Rute in Auftrag. Meine Wünsche berücksichtigend, fertigte er eine wunderschöne Fliegenrute an, die ich im Herbst des letzten Jahres mein Eigen nennen durfte. Nachdem ich bereits im letzten Jahr einige Rollen und Schnüre auf dieser Rute getestet hatte, war es endlich soweit, sie am Wasser auszuprobieren.
Mit diesen Ruten ist es so eine Sache. Bambus? Wer fischt schon mit Bambus? Irgendwie altbacken. Zu schwer, zu schwabbelig, schwierig zu werfen und im Vergleich zu Kohlefaser viel teurer. Nicht unbedingt entspannt. Aber sie ist sehr traditionell. So ein Stöckchen ist pures Handwerk, keine Massenware und immer etwas ganz besonderes. Aber wie bei vielen Dingen im Leben fallen die Meinungen dazu sehr unterschiedlich aus. Man mag sie oder man mag sie nicht. Ein „Dazwischen“ gibt es kaum.
Mein Fazit
Man braucht so eine Rute nicht, es sei denn, man schätzt das Handwerk und setzt auf Tradition.
In diesem Sinne, nach dem Fischen ist vor dem Fischen.
Petri Heil, Fliege 2