Tote Heringe vor St. Peter Ording

Rätselhaftes Heringssterben im Wattenmeer

Nach Meldungen der Schutzstation Wattenmeer und eines Strandfundportals wurden ab dem 22 Juni unzählige tote Jungheringe und auch Sprotten an den Küsten Schleswig Holsteins und Niedersachsens gefunden. Die Ursache für dieses Heringssterben ist derzeit noch unklar. Aber was können die Ursachen gewesen sein?

Tatort unbekannt

Mit dem Ausgang des Mittsommer Wochenendes sind an der Deutschen Nordseeküste vielerorts verendete Fische gemeldet worden. Dazu zählt Cuxhafen mit der Grimmershörn – Bucht dem Fährhafen und Otterndorf genauso, wie Büsum und St Peter Ording. Und selbst bei Nordstrand wurden noch Fische im Spülsaum gefunden. Dabei handelte es sich vor allem um junge Heringe. Als Ursache für das Heringssterben kommen natürliche und von Menschen gemachte Ursachen in Frage. Aber welche könnten das sein?  

Heringssteben durch Baggerarbeiten? 

Als Reaktionen auf das Heringssterben hatte das Bündnis “lebendige Tiedeelbe”, ein Zusammenschluss von Nabu, BUND und WWF, umgehend Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Sie forderten einen sofortigen Stopp der Baggerarbeiten zur Vertiefung der Elbmündung bis die Ursache aufgeklärt sein würde. Das Bündnis versucht seit langem die Vertiefung der Außen-Elbe um einen Meter, auf 15,3 Meter, zu verhindern. Aufgewühlter Schlick und Schlamm, so die Begründung, dürften die Kiemen der Jungfische verletzt und so zum Heringssterben geführt haben. Auch könnten Giftstoffe aus dem Sediment freigesetzt worden sein. Erst am 04.06 hatte das Bundesverwaltungsgericht Leipzig eine Klage des Bündnisses gegen die weitere Ausbaggerung zurückgewiesen. Nach dem ersten forschen Vorgehen, schlägt das Bündnis nun sanftere Töne an und spricht nun lediglich nur noch von einer von mehreren möglichen Ursachen.

Nach Aussagen einer Mitarbeiterin der Schutzstation Wattenmeer, Frau Weinberg, hätten tote Heringe im Bereich der Außen-Elbe tatsächlich äußere Verletzungen aufgewiesen. Dies könnte tatsächlich auf eine direkte Verletzung durch die Baggerarbeiten zurückzuführen sein. Die Tatsache, dass jedoch auch bei Dänemark bis hinter Esbjerg tote Heringe gefunden wurden, zeigt, dass sich nicht alles auf die Elbarbeiten zurückführen lassen kann. Denn sonst müssten ähnliche Funde ja auch auf Helgoland oder an der übrigen niedersächsischen Nordseeküste gemacht werden. Das Wasser der Elbe fließ ja schließlich überall hin ab.

Heringssterben durch Gammelfischer?

Ein weiterer Verdächtiger sind dänische Gammelfischer, die kürzlich in deutschen Gewässern mit großen Netzen gefischt haben. Der hier erbeutete Fisch könnte nach verschiedenen Quellen für die Fischöl- und Fischmehlproduktion in dänischen Anlagen gedacht sein. Bei der Gammelfischrei können teils geringe Maschenweiten zum Tragen kommen, wodurch auch Jungtiere gefangen werden und Schaden nehmen können. Die Gammelfischerei ist in Deutschland zwar verboten aber durch verschiedene Gesetzgebungen innerhalb der EU dennoch möglich. Der Fund der verendeten Jungfische könnte der Gammelfischerei durchaus einen schwarzen Peter in die Hand spielen.

Heringstod durch Nahrungsmangel und Vergiftung?

Eine andere Sichtweise bietet Katja Heubel vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) in Büsum. So seien in der letzten Zeit vermehrt auch unterernährte Jungfische gefangen worden, die zudem von Parasiten befallen gewesen sind. Schuld daran könnte ein einfacher Nahrungsmangel sein. Der warme Winter könnte das Nordseeplankton verändert haben.

Die Wetterbedingungen könnten somit auch zu einer toxischen Algenblüte geführt haben, sodass sich die noch unerfahrenen Tiere auch vergiftet haben könnten. Die Fischkörper werden derzeit noch untersucht. 

Als weitere Erklärung könnte auch die Unerfahrenheit der Jungfische mit den Gezeiten des Wattenmeeres dazu geführt haben, dass sie schlichtweg gestrandet sind. Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer fasst das Ganze so zusammen: „Die etwa 6 Monate alten Jungfische sind vermutlich von der Nordsee kommend letzte Woche hier eingetroffen und zum ersten Mal in flaches Wasser geraten. Die Schwärme brauchten einige Tage, um zu lernen, dass sie im Wattenmeer bei Ebbe stranden können. Kranke, dumme und glücklose Fische sind gestrandet, die anderen haben die Flachwasser-Navigation jetzt im Griff“. Normalerweise würden sich Tiere bei erwärmendem Wasser in tiefere und damit kühleren Bereiche zurückziehen. In diesem Fall könnte Ihnen ihre Unerfahrenheit mit dem Wattenmeer zum Verhängnis geworden sein. 

Netzfunde: Forenmeinungen zum Heringssterben

Die Suche nach den Ursachen für das Heringssterben sorgen auch in den Foren für einigen Wirbel und so manche Spekulation. Neben den hier aufgeführten Gründen, werden auch Rammarbeiten zur Errichtung von Windparks ins Feld geworfen. Auch die seit dem zweiten Weltkrieg im Meer verbliebenen chemischen Kampfstoffe könnten nach Meinung mancher User als Ursachen für den Heringstod in Frage kommen. Hier sollte die Untersuchung abgewartet werden, die hoffentlich weiteren Aufschluss geben können. 

Fazit

Eine genaue Ursache für das Fischsterben entlang der Schleswig Holsteinischen Küste und Elbmündung konnte noch nicht ermittelt werden. Die Spurensuche geht derzeit in die zweite Runde und weitere Ergebnisse werden mit Spannung erwartet. Strandgänger, die weitere Totfunde bemerken, können diese auf der Seite von BeachExplorer.org melden und sollten die Behörden informieren.

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