Kleiner Döllnsee: 3D Modell mit Aufenthaltsort besenderter Fische

Immer rein damit: Große Raubfische besetzen?

Das Management von Fischbeständen durch Fischbesatz ist ein heißes Eisen in Anglerkreisen. Die Vergangenheit hat gezeigt: nicht jeder Besatz ist sinnvoll und auch Besatzfische unterscheiden sich von Ihren wilden Artgenossen. Neue Auswertungen des IGB Berlin werfen nun ein neues Licht auf die Fitness großer Satzhechte und -welse. Macht das große Raubfische besetzen Sinn?

Eingesetzte Fische im „Labor“

Wie kommen eingesetzte Fische mit den neuen Lebensbedingungen zurecht und wie ist die Überlebens- und Vermehrungsrate? Kurz gesagt welchen Einfluss hat die Umsiedlung auf die Fitness der Satzfische. In einem Experiment haben die Fischforscher nun das Verhalten von 160 eingesetzten Besatzhechten und 33 Besatzwelsen über mehrere Monate verfolgt und mit dem Ihrer wilden Artgenossen im gleichen See verglichen. Durchgeführt wurden die Versuche in einem See, in dem sich die Bewegungen von besenderten Fischen in 3D verfolgen und so ihr natürliches Verhalten analysieren ließ. 

Verhaltensgestört oder nicht?

Eingesetzte Raubfische können durch ihr Vorleben verhaltensgestört sein. Welse verteilen sich in dem Versuchsgewässer großflächiger im See. Jedoch glichen Sie ansonsten den wilden Artgenossen, zeigten eine gleichhohe Aktivität und Überlebensrate. Die Satzhechte nutzten dabei ebenfalls weitere Areale des Sees für sich, jedoch war die Sterblichkeit auch weit größer als bei ihren wilden Artgenossen. 

Eine Genanalyse der Nachkommen zeigte dabei, dass sich die Satzfische nur halb so stark vermehren, wie ihre wilden Artgenossen und sich der Genpool des Gewässers durch Kreuzung mit den wilden Individuen verändert. Wie aber hat sich das Verhalten der eingesetzten Fische über die Zeit verändert? Zur Überraschung der Forschenden zeigten die eingesetzten Fische auch nach mehreren Monaten noch die gleichen Verhaltensunterschiede. Das wurde dadurch unterstrichen, dass nach dieser Zeit auch die Überlebensrate noch stark beeinträchtigt war. Die Fische schienen immer noch Schwierigkeiten zu haben, sich an den neuen Lebensraum anzupassen. 


Fazit: Besatzpraxis überdenken

Darum folgert Prof. Arlinghaus, Leiter der Studie, auch, die Besatzpraxis bei großen Raubfischen mit guter Reproduktion zu überdenken. Große umgesiedelte Fische sind eventuell nicht immer so anpassungs- und überlebensfähig, wie die traditionelle Besatzpraxis vermuten lässt. Auch große Individuen, die normalerweise vor Ihren Artgenossen sicher sind, können sich in natürlichen Gewässern oft nicht behaupten. Zudem vermischt sich der Genpool der Hechte, was wiederum die Fitness der Bestände reduzieren kann. Große Raubfische besetzen ist also sicher nicht die beste Wahl.

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Studie: Christopher T. Monk; Bernard Chéret; Philipp Czapla; Daniel Hühn; Thomas Klefoth; Erik Eschbach; Robert Hagemann; Robert Arlinghaus. Behavioural and fitness effects of translocation to a novel environment: whole-lake experiments in two aquatic top predators
Journal of Animal Ecology. – 89(2020)10, S. 2325-2344

Zur Studie

Zur Pressemitteilung des IGB

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