Angeln und Technik

Angeln und Technik: Gefahr für die Fischbestände?

Die Nutzung technischer Hilfsmittel ist für uns Angler nicht Neues – gehören doch Angeln und Technik zunehmend zusammen. Echolote, Unterwasserkameras oder Drohnen werden zunehmend auch gezielt genutzt, um Fische besser zu finden und zu fangen. Doch wie steht es mit dem Einfluss auf die Fischbestände und andere Faktoren?

Studie zur Techniknutzung beim Angeln

Ein internationales Team an Fischereiwissenschaftlern um Prof. Robert Arlinghaus hat sich in einer Studie mit den Auswirkungen der Nutzung von Technik in der Angelfischerei auf die Fischbestände und das Angeln an sich beschäftigt. Für Gewässer-Bewirtschafter ist es wichtig, diese Auswirkungen zu kennen, um ein Gewässer nachhaltig bewirtschaften zu können. Die Autoren kombinierten eine umfangreiche Literaturrecherche mit einer Vielzahl an Praxiserfahrungen, um sich diesem kaum untersuchten Thema anzunähern.

Welche Risiken birgt Angeln und Technik?

Neben enormen Innovationen im Bereich des Angelzubehörs, welche bereits das leichtere, schnellere und effizientere Angeln ermöglichen, kommen technische Hilfsmittel zum Einsatz mit der sich die Fische schneller und wiederholt finden lassen. Und auch die zunehmende Vernetzung der Angler führt dazu, dass gute Gewässer, Spots und Zeiträume schneller die Runde machen. Alle diese Faktoren zusammengenommen können Angler Fische auch in großräumigen Gebieten schneller und leichter finden und effizienter und in höherer Intensität beangeln. Diese Effekte sind nach den Autoren des Artikels für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer allerdings eine Herausforderung. Gerade das gezielte Angeln auf große Raubfische mit technischen Hilfsmitteln bei anschließend effektivem Wiederfinden und Verbreiten guter Fangplätze birgt das Potential der Überfischung bestimmter Arten und Größenklassen.
Neben ökologischen Effekten bietet das Thema auch ausreichend Raum für soziale Spannungen, Konflikte zwischen Anglergruppen, ungleiche Fangergebnisse und Diskussionen über Moral und Überlegenheit.

Chancen durch modernes Angelgerät

Allerdings bieten technische Innovationen in der Angelfischerei auch Chancen für die Fische. So ermöglicht die ausgefeilte Wahl von Tackle und Technik prinzipiell ein sehr selektives, verletzungsarmes Angeln, eine schonendere Behandlung der Fische sowie das Meiden von kritischen Fanggebieten, -tiefen und sogar Größenklassen. So werden negative Begleiteffekte des Angelns und beim Handling der Fische stark minimiert.

Wie damit umgehen?

Mit steigender Verbreitung reagieren immer mehr Vereine und Bewirtschafter mit Maßnahmen, um die Nutzung dieser Technik einzuschränken, ohne eigentlich zu wissen, wie die Effekte gestaltet sind. Andere Bewirtschafter ignorieren die Entwicklung und riskieren unter Umständen negative Effekte auf die Fischbestände. Wissenschaftliche Erkenntnisse, auf Basis derer vernünftige Regelungen zur technischen Innovation im Angelsport entwickelt werden können, fehlen. Um der rasanten Entwicklung zu begegnen, schlagen die Forscher eine objektive Untersuchung vor, um Maßnahmen, falls nötig, fundiert und proaktiv umsetzen zu können. Somit kann Angeln und Technik auch nachhaltig in Einklang gebracht werden.

IM FORUM DISKUTIEREN

Studie: Technological innovations in the recreational fishing sector: implications for fisheries management and policy: Steven J. Cooke, Paul Venturelli, William M. Twardek, Robert J. Lennox, Jacob W. Brownscombe, Christian Skov, Kieran Hyder, Cory D. Suski, Ben K. Diggles, Robert Arlinghaus & Andy J. Danylchuk, Reviews in Fish Biology and Fisheries volume 31, pages 253–288 (2021) – Zur Studie / Zur Pressemitteilung des IGB

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Video: Basiswissen für Angler: Das Ruten-Wurfgewicht, Quelle: FHP/Fishpipe
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