Angler Zufriedenheit

Was Angler wirklich zufrieden macht



Angeln ist eine erfüllendes Hobby. Viele Angler gehen motiviert ans Wasser um abzuholen, was auf sie zu warten scheint. Da kann so manches dazwischen kommen: ein vermüllter Angelplatz, ein überfüllter See, oder ein Entnahmestopp. Das gehört zum Angeln aber die Zufriedenheit kann leiden und Angler verlassen das Gewässer oder werden Schwarzangler. Damit die Bewirtschafter der Gewässer die Reaktionen der Angler auf Regeländerungen abschätzen können, ist es wichtig zu wissen, welche Erfahrungen Angler zufrieden machen. Ein gutes Beispiel wäre das Entnahmefenster. Aber was gibt uns Anglern eigentlich Zufriedenheit?

Um die Frage zu klären, haben Wissenschaftler die verfügbaren Veröffentlichungen gesichtet und in einer Metastudie 172 Faktoren gefunden, die uns das Angeln versüßen. Der Übersichtlichkeit halber wurden diese in 11 Kategorien unterteilt. Die Metastudie untersuchte dabei nur sozialpsychologische Gründe und ließ ökonomische Gründe außenvor. Auch die Motivation mit der Angler ans Wasser gehen, wurde nicht untersucht. Wichtiger, so die Wissenschaftler, sei das was uns am Ende die Erfüllung bringt. Als Beispiel kann jemand sicherlich die Ruhe am Wasser suchen aber dennoch unzufrieden heimkehren weil er Schneider geblieben ist. Was genau gibt uns Anglern die Zufriedenheit, die wir suchen?


Kriterien die Angler zufrieden machen

Zu den vormals genannten 11 Faktoren zum Angelglück, gehören sowohl fangspezifische (1-5) als auch nicht-fangspezifische Erfahrungen (6-11).

  1. Fang
  2. Entnahme
  3. Fischgröße
  4. Beherrschung des Angelns
  5. Platz
  6. Überfüllung
  7. Ästhetik
  8. Entspannung
  9. Wasserqualität (angenommene)
  10. Soziale Qualität
  11. Fischereiliche Einrichtungen

Fang Kriterien

Größter Einfluss auf Zufriedenheit

Die Metastudie aus 2020 zeigt, dass Angler zu aller erst durch das Fangen (1) Zufriedenheit bekommen. Das Fangen von Fischen war in allen Studien der limitierende Faktor. Hingegen sind nicht-fangbezogene Erlebnisse, wie die Schönheit des Gewässers, unwichtiger als zunächst angenommen. Die Forscher vermuten, dass diese Ästhetik meist nicht ausreichend präzise ist. Sie kann dann nur schwierig am Erfahrenen überprüft werden. Zudem könnte der Angler seine Erwartung nachträglich an das Erlebte annähern, sodass die Befriedigung niedriger ausfällt. Der Fang ist hingegen weniger manipulierbar und vorhersagbar und damit auch befriedigender. Eine Reihe von Schneidertagen ist da schon schwieriger auszuhalten. Der Fang ist dabei an Forellenseen genauso wichtig, wie beim Angeln in Wildgewässern. Denn er belohnt und bestätigt uns Angler und kann uns sogar in einen Flow bringen in dem wir uns vergessen und der Verstand zur Ruhe kommt. Derartige Flows fördern auch nachgewiesen das allgemeine Wohlbefinden. Angler können auch als Sammler gesehen werden, die Ihren Drang wahlweise durch Fische, Fotos oder Erinnerungen befriedigen.

Die Entnahme (2) ist ebenfalls sehr wichtig für die Zufriedenheit von Anglern. Hier wird der Spaß des Angelns gleich mit dem Essen verknüpft. Die Entnahme ermöglicht zudem viele weitere Erfahrungen, wie das Zubereiten, Teilen und die Gemeinschaft. In vielen Gesellschaften wird entnommener Fisch vielleicht auch darum als wertvoller erachtet als zurückgesetzter Fisch. Entnahmeverbote in solchen Gesellschaften könnten darum zu starken Konflikten mit den Entscheidungsträgern führen oder aber illegale Handlungen provozieren.

Die Fischgröße (3) und das Gewicht war in allen Studien sehr wichtig für die Zufriedenheit. Die Größe verstärkt quasi den Fangerfolg und belohnt uns Angler für unsere Fähigkeiten. Zudem lassen sich Fotos größerer Fische oder gar Trophäen besser in sozialen Medien und im Bekanntenkreis präsentieren. Mehr Menschen werden satt und der pb rückt näher. In allen Studien stieg die Zufriedenheit merklich an, wenn die Fische größer wurden. Anders als bei der Menge an geangeltem Fisch, scheint es hier keine Grenze der Glückseligkeit zu geben.

Moderater Effekt auf Zufriedenheit

Die Beherrschung (4) schwieriger Angeltechniken, eines schwierigen Gerätes oder das Überlisten eines Trophäenfisches wirkt sich ebenfalls merklich positiv auf die Zufriedenheit beim Angeln aus. Wie die Forscher ermitteln konnten gab es hier bei natürlichen Gewässern und Angelseen keinen Unterschied. Jedoch ist die Beherrschung beim Angeln im Süßwasser signifikant wichtiger für die Zufriedenheit als beim Meeresangeln. Das mag daran liegen, dass Angelarten in Binnengewässern vielfältiger und feiner sind. Dieser Punkt war vielleicht auch darum den Anglern in Deutschland weit wichtiger als Anglern in Nordamerika. Bei der Beherrschung der Technik zählt jedoch nicht der Tages- sondern der Jahresvergleich über den eine Verbesserung erfolgt ist.

Nicht-Fang Kriterien

Starker Effekt auf Zufriedenheit

Der verfügbare Platz (5) am Gewässer ist ebenfalls sehr wichtig für die Anglerzufriedenheit. Wer mehr Raum um sich herum hat, kann sich seine Spots aussuchen, sei es weil dort die Forellen steigen oder aber ein Baum Schatten wirft und Abkühlung verspricht. Eine starke Korrelation fanden die Wissenschaftler bei Bootsanglern auf Binnengewässern. Je größer die Wasserfläche umso zufriedener der Bootsangler.

Die Überfüllung (6) des Angelgewässers mit anderen Anglern macht uns Angler schnell unzufrieden. Das kann nach Meinung der Autoren an der Konkurrenzsituation liegen. Spots sind nicht mehr frei wählbar und so leidet der Fangerfolg. Ein Mehr an Anglern könnte auch Überfischung und sinkende Fangzahlen vermuten lassen. Aber auch der nun einsetzende Vergleich mit den Fängen der Anderen kann die Zufriedenheit über den eigenen Fang trüben. Auf jeden Fall reduziert sich die Möglichkeit, sich zu entspannen und die Ästhetik der Natur zu genießen. Soziale Angler, die gern in größeren Gruppen ans Wasser gehen, könnten hier bestimmt die Ausnahme bilden.

Wichtig aber weniger dominant

Das Erleben der Ästhetik (7) eines Gewässers korrelierte ebenfalls positiv mit der Anglerzufriedenheit. Schließlich ist das Grün der Natur und die Natur selbst beruhigend. Wie bereits erwähnt, geben viele Angler die Ästhetik des Gewässers als wichtigste Motivation für das Angeln an. Jedoch ist sie durchweg weniger wichtig als das Fangen, Entnehmen und die Fischgröße. Schönere Gewässer haben aber einen psychologischen Effekt und mit der Schönheit kann auch die Langzeitzufriedenheit in Form der Erinnerung und Fotos steigen

Die Entspannung (8) am Wasser korrelierte nur moderat mit der Zufriedenheit. Der Aufenthalt in der Natur erhöht in der Tat die psychische Gesundheit, Stimmung und kognitiven Fähigkeiten. Dies ist laut Studie den Anglern, die auf Flüssen und Seen fischen, wichtiger als den Meeresanglern. Auf dem Meer ist das Angeln meist ehedem herausfordernder, aufregender und teurer und wer sich entspannen will, der sollte eher ins Inland fahren. Entspannung war deutschen Anglern dabei wichtiger denen anderer Länder. Aber auch die Entspannung ist eher im Jahresvergleich wichtig.

Die Nicht-Fangspezifischen Kriterien sind, wie bereits erwähnt, kritisch zu sehen, da die Ästhetik weit subjektiver ist als bspw. die Fischlänge. Hier scheinen weniger Ankerpunkte zu existieren, mit denen die Motivation an der Realität abgeglichen werden kann, sodass die Motivation auch an die Realität angepasst werden könnte und der Mehrwert geringer ausfällt. Zudem können Angler diese Faktoren auch besser kontrollieren.

Kein Bezug zur Anglerzufriedenheit

Wasserqualität (9) ist Anglern wichtig, gibt ihnen jedoch kein Mehr an Zufriedenheit. Angler schätzen saubere Seeufer und Wasserflächen ohne Müll, jedoch haben „klare“ Gewässer auch meist weniger Nährstoffe, damit weniger Fisch und dadurch einen geringeren Fangerfolg. Im Trüben meint man dann doch mehr Fisch fangen zu können.

Das sozialen Miteinander (10) scheint nicht positiv mit der Anglerzufriedenheit zu korrelieren. Allerdings war hier die Stichprobenzahl zu klein und es müssen weitere Untersuchungen erstellt und zum Vergleich herangezogen werden.

Die Qualität der fischereilichen Einrichtungen (11), wie Slip-Stellen, ist moderat wichtig für die Zufriedenheit der Angler. Zumindest dort wo diese, wie für Bootsangler oder an Angelteichen, notwendig ist. Aber auch hier war die Datenlage noch recht dünn.

Fazit

Die Angler Zufriedenheit ist von vielen verschiedenen Erfahrungen am Wasser abhängig, die uns Angler unterschiedlich zufrieden machen. Manche auf Tagesebene, andere im Jahresvergleich. die wichtigsten Stellschrauben zum glück sind dabei fangspezifisch. Das Wissen darüber, was Angler zufriedenstellt und was sie auf die Palme bringt, kann helfen die Auswirkung von Managementplänen auf Angler besser einschätzen zu können. Wir bleiben gespannt.

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