Hecht wird zurückgesetzt

Warum das Küchenfenster beim Angeln offen bleiben kann

Um der Überfischung unserer Gewässer entgegenzuwirken, werden diese traditionell mit Mindestmaßen und Schonzeiten bewirtschaftet. Jeder Fisch soll sich so mindestens einmal fortpflanzen können und Fische darüber können entnommen werden. Die weitergehende Ausdünnung der Fischgesellschaften lässt Wissenschaftler und Praktiker alternative Bewirtschaftungsmodelle, wie das Entnahme- oder Küchenfenster, diskutieren. Hier werden nur Fische einer bestimmten Größenklasse entnommen. Jetzt erforschen Wissenschaftler aus Berlin, Florida und Vancouver den Einfluss dieses Entnahmefensters auf Hecht-, Zander- und Dorschpopulationen. Mehr zum Ergebnis erfährst Du hier.

Das Mindestmaß ist unzureichend

Die Überfischung und der Rückgang heimischer Fischbestände bewegt fast alle Angler. Der Fischereidruck ist hoch und geheime Hotspots sind schnell bekannt und ausgebeutet. Um die Biomasse jeder Fischgesellschaft zu erhalten oder zu steigern, hat sich hierzulande die Bewirtschaftung mit dem sogenannten Mindestmaß durchgesetzt. Fische, die ihre Geschlechtsreife meist erst mit einer bestimmten Länge erreichen, werden durch Anheben des Mindestmaßes über diese Länge hinaus geschützt. größere bis alte Fische können entnommen werden. Da bei diesem Management der jährliche Kilo Ertrag am größten ist, hat sich das Mindestmaß als einfache Methode zum Erhalt des Bestandes etabliert. Jedoch hat dies oft negative Folgen für das Ökosystem. Dies gilt besonders dann, wenn Gewässer intensiv genutzt werden. Da mittlere und Trophäenfische entnommen werden können, leidet zudem die Qualität der Fischerei. Denn viele Angler suchen Gewässer, wie den Bodden, für die großen Meterhechte auf und nicht wegen der 60er Schniepel.

Offenes Küchenfenster für stabile Bestandsdynamik

Das Küchenfenster oder Entnahmefenster stellt ein Kompromiss dar. Beim Küchenfenster bzw. Entnahmefenster bleibt das Mindestmaß bestehen, wird aber zusätzlich durch ein Maximalmaß ergänzt. Fische können weiterhin einmal im Leben ablaichen aber die alten, erfahrenen Tiere bleiben erhalten. Ältere bzw. größere Fische investieren weniger Energie in ihr Wachstum als kleine Fische aber erzeugen proportional mehr Laich als kleinere Fische. Den Befürwortern des Entnahmefensters zur Folge steigt dadurch auch Anzahl der Nachkommen. Große Fische haben sich bereits behauptet und ihre Guten Gene unter Beweis gestellt. Somit steige insgesamt die Vitalität und die Überlebensrate der Nachkommen. Letztlich würden verschieden alte Individuen auch zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten ablaichen, sodass Laichperiode und -erfolg zeitlich und räumlich ausgedehnter sind. Dadurch können auch negative Auswirkungen von Umwelteinflüssen drastisch reduziert werden. Zudem könnten Jungfische die Zugrouten, Futter- und Standplätze von den alten erfahrenen Leittieren erlernen.

In ihren Studien konnten die Wissenschaftler des IGB Berlin zeigen, dass ein Entnahmefenster die Dynamik des Bestandes verbessern kann, ohne große Einbußen in den Erträgen zu verursachen. Außerdem entsteht ein naturnaher Laichfischbestand, der für Berufsfischer von großer Bedeutung ist. Durch große Fische verbesserte sich auch die Qualität der jeweiligen Angelfischerei. So konnten die Forscher zeigen, dass die Fangaussichten der Angler und die durchschnittliche Größe der Fische je Fangtag durch das Entnahmefenster anstiegen. 


Am offenen Küchenfenster angeln

Das Entnahmefenster wirkt sich somit auch positiv auf Angler aus, die kleine und kapitale Fänge guten Gewissens ins Wasser entlassen können aber dennoch einen Küchenfisch fangen können. Darum ist das Küchenfenster für verschiedene Anglertypen, Berufsfischer, Natur- und Artenschützer eine gute Lösung und eine Überlegung wert, das Küchenfenster beim Angeln zukünftig offen zu lassen.

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