Anglerische Bewirtschaftung von Baggerseen fördert naturnahe Fischbesiedelung

Bewirtschaftung von Baggerseen fördert naturnahe Fischbesiedelung

Viele Angelvereine bewirtschaften künstlich entstandene Baggerseen und beangeln diese im Rahmen des Fischereirechts. Die Vereine sind zur Hege der Fischbestände und Pflege der Gewässer verpflichtet. Entsprechend muss durch die Vereine ein zum Gewässer passender Fischbestand geschaffen und erhalten werden. Im Rahmen des Baggersee Projekts vom IGB Berlin und Anglerverband Niedersachsen e.V. wurden zahlreiche Effekte der Hege und Pflege auf die Baggerseen durch die Angelvereine untersucht. Über einen dieser Effekte handelt dieser Beitrag.

Baggersee vs. Natursee

Im Rahmen der Projekts wurden in Niedersachsen und Brandenburg unter anderem unbefischte und durch Angler befischte Baggerseen mit unbefischten und entsprechend befischten Naturseen verglichen. Insgesamt wurden 50 vorwiegend niedersächsischen Baggerseen und 16 Naturseen in Brandenburg detailliert erforscht und dabei 178.000 Fische gefangen und untersucht. Es zeigte sich, dass durch Angler bewirtschaftete Naturseen und nicht befischte Naturseen über sehr ähnliche Fischbestände verfügten. Bei Baggerseen zeigte sich jedoch ein anderes Bild. Ohne anglerische Bewirtschaftung befanden sich nur wenige und eher untypische Fischarten in den dann kaum entwickelten Baggerseen.

Effekt durch anglerische Bewirtschaftung

Angler sorgen für eine beschleunigte Besiedelung, indem sie für das Gewässer typische und heimische Fischarten besetzen und somit die Entwicklung einer naturnahen Fischartengemeinschaft beschleunigen. Ohne anglerische Bewirtschaftung werden die Gewässer nur zufällig besiedelt, was deutlich länger dauert. Zudem werden in unbewirtschafteten Gewässern eher auch fremde Fischarten durch illegalen Besatz aus Gartenteichen eingebracht, als in durch Angler bewirtschaftete Gewässer.

Barsche im Baggersee

Barsche sind mit die ersten Raubfische, die in einem Baggersee einen Bestand entwickeln und somit einen starken Einfluss auf die Ökologie des Gewässers haben.

Abwägung der Ziele

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist eine sich ähnelnde, naturnahe Fischartengemeinschaft in verschiedenen Baggerseen allerdings nicht immer wünschenswert, da verschiedene Entwicklungsstadien auch Vorteile und ein anderes Artenspektrum bieten. Gerade Pionierarten wie beispielsweise Stichlinge können sich besser ausbreiten, wenn noch kein Raubfischbestand vorhanden ist. Auch Amphibien profitieren von fischarmen Gewässerökosystemen, da sie dann weniger natürliche Feinde haben. Für solche Zielstellungen bieten sich aber Kleingewässer und Tümpel eher an als Baggerseen, die früher oder später definitiv einen räuberischen Fischbestand entwickeln werden.

Fazit zur Baggersee Bewirtschaftung

Durch ihre Bewirtschaftung sorgen Angelvereine dafür, dass sich in künstlichen Baggerseen schneller ein naturnaher Fischbestand entwickelt. Dies ist aus ökologischer Sicht oft sinnvoll, kann in Einzelfällen aber aus Naturschutzgründen auch nachteilig sein. Entsprechend sollten Entwicklungsziele für Gewässer im Vorfeld definiert werden und die Bewirtschaftung entsprechend angepasst werden.

Video: Baggerseeprojekt kurz erklärt


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Zum Blitzlicht Beitrag des IGB

Zur Studie:
Fish community composition in small lakes: The impact of lake genesis and fisheries management: Sven Matern,Thomas Klefoth,Christian Wolter,Andreas Hussner,Janek Simon,Robert Arlinghaus, First published: 11 October 2022, https://doi.org/10.1111/fwb.14001

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