Ich habe diesen Artikel gefunden der sicher viele vor dem Kopf stoßen wird, aber mir aus dem Herzen spricht. Sorry falls er hier schon einmal stehen sollte, habe ich bisher noch nicht gesehen.
Angler gleich Naturliebhaber?
Veröffentlicht am 13/11/2011 von firefox05c
Angelvereine sorgen durch Reinigungsaktionen und zu leistende Arbeitsdienste für saubere Gewässerufer, sie machen auch schon mal Wasseranalysen und sorgen durch Fischbesatz, Einhaltung von Schonzeiten und der politischen Arbeit für die fischgerechte Durchgängigkeit der Gewässer (z.B. Fischtreppen und ähliches) für einen guten Fischbestand.
Die Vereine versuchen, bei den Verantwortlichen der Stadt- und Kreisverwaltungen Schutzzonen und Laichplätze durchzusetzen, verschiedene Lehrgänge sollen den waidgerechten Umgang mit dem Fisch, das möglichst schnelle Töten und den Respekt vor der Kreatur vermitteln. In meinem Kurs zum Erwerb des Fischereischeins wurde mehr über Natur- und Tierschutzgesetze, Artenkunde und dem Beschreiben der Fähigkeiten der Fische verwendet, als auf das Erklären des Angelgerätes.
Soweit die Theorie bzw. die Absichten der Angelvereine.
Doch anscheinend werden die “großen Ziele” nicht weiter verfolgt, wenn es beim einzelnen Angler darum geht, sich auch selbst danach zu richten. Was an einigen, vor allem an schlecht einzusehenden Angelplätzen an den Gewässern so abgeht, treibt mir oft die Zornesröte ins Gesicht: Gedankenlos werden Verpackungen von Angelzubehör und Fressalien, Köderboxen, die Flasche der “Granate zwischendurch und hinterher” und Schnurperücken (Knäuel aus verhedderter Angelschnur) in die Landschaft geworfen.
So braucht man als Gewässer- Unkundiger nur die Pfade an den Ufern entlanggehen, und dort, wo viel Abfall liegt, hat man auch gleich einen Platz gefunden, an dem man womöglich nicht bloß erfolglos Würmer badet. Je mehr typischer Anglermüll, desto beliebter ist der Platz.
Jetzt wird wohl der eine oder andere Angler, der hier womöglich mitliest, sofort bestimmte Bevölkerungsgruppen verdächtigen, die anscheinend gerne “schwarz” Angeln (d.h. ohne Fischerschein und/ oder ohne Gewässerschein). Doch diese “Schwarzangler” kommen selten mit dem ganzen Möbelwagen voller Equipment, auf welches die Spuren am Set so schließen lassen. Er wird sich mit dem Nötigsten zufrieden geben, um a) möglichst unauffällig Fische zu klauen und b) womöglich schnell Hackengas geben zu können, denn “Schwarzangelei” ist ein Delikt, das zu empfindlichen Strafen führen kann.
Die Spuren am Angelplatz hingegen erzählen vielmehr von umfangreichen Klamotten wie Karpfenstühlen, Rollwagen und großen Angelkisten, die Anzahl der von einem auf den anderen Tag hinzugekommenen Flaschen von mehrstündigen, entspannten Aufenthalten abseits der Ehefrau, so dass ich davon ausgehe, dass diese Menschen zumindest den Fischereischein besitzen, also auch einmal irgendwann einen Lehrgang dazu besucht haben müssten. Trotzdem gehen sie mit der Natur und den Fischen um, als wären sie Despoten über Gedeih und Verderb der Natur. Denn diese Abfälle sind nicht nur lästig, sondern auch eine Gefahr. So fand ich im Gebüsch hängend eine tote Amsel, die wohl eine Made von einer achtlos ins Grüne geworfenen “Perücke” mit Haken fressen wollte, den Haken mit verschluckte und im womöglich stundenlangen Todeskampf im Gebüsch elend verreckte. Auch mit der Feuerwehr war ich schon zur Tierrettung am Wasser, weil ein Schwan sich dermaßen in einer weggeworfenen Angelschnur verheddert hatte, dass die Schnur an seinen Beinen schon bis auf die Knochen schnitt. An einem weiteren Angelplatz fand ich ein kapitales Rotauge, welches wohl auf einen Köder gebissen hatte, der nicht für diesen Fisch bestimmt war. Dazu muss man wissen, dass Rotaugen bei vielen Anglern nicht all zu beliebt als Speisefisch sind, da sie viele feine Gräten haben. Und das wurde diesem Fisch zum Schicksal: Der Angler tötete das Tier nicht einmal (es hatte keine entsprechende Verletzungen), sondern ließ es einfach nach dem Abhaken schön langsam im Gras verenden. Also, unter einem “Naturliebhaber”, wie sich auch solche Chaoten gerne selbst bezeichenen, verstehe ich etwas anderes.

83cm Hecht am Stück. Auf totes Plastik gefangen.
Spreche ich unter Kollegen schon mal über das Nahrungs- Beschaffungs- Hobby, höre ich immer wieder, dass sie noch mit lebendem Köderfisch auf Raubfisch angeln, wohl in dem Glauben, dass Fische anscheinend sowieso nichts merken. Und anders fängt man ja angeblich nichts. (Äh, halt: Woher kommen eigentlich die vielen Zander in meiner Kühltruhe? Wussten die nicht, dass sie nicht auf toten Köder beißen dürfen?) Wenn ich dann darauf hinweise, dass es nicht nur seit Jahren verboten ist, mit lebenden Fischen zu angeln, sondern in meinen Augen auch seinen berechtigten Grund hat, werde ich nur belächelt. Anscheinend bin ich eine zimperliche Muschi.

Wenn schon töten, dann schnell.
Viele Angler haben auch immernoch die Gewohnheit, Fische nach dem Anlanden nur Abzuschlagen. Die Tatsache, dass das Schlagholz auch “Fischtöter” heißt, und der Fisch nach dem Schlag auf den Dötz erst einmal nicht mehr so gesprächig ist, lässt sie glauben, der Fisch sei tot. Und dann kommt sowas hier (Vorsicht, nicht lustig) dabei herum. “Waidgerecht töten” ist etwa ein Herzstich, so dass das Tier in Sekunden ausblutet und stirbt. Wobei sich im Video hervorragend sehen lässt, dass dieser Fisch eben nicht innerhalb von zwei Minuten gestorben ist und nur noch ein paar Nervenbahnen der Seitenlinie gereizt sind (was durchaus schon mal vorkommen kann), sondern er bis hin zum Ausweiden noch alles live miterleben durfte. Dass der gezeigte Angler anscheinend von den Fischen, die er angelt, etwa so viel versteht, wie eine Kuh von Feiertagen, ist offensichtlich. (Eigentlich sollte jeder wissen, dass für gewöhnlich das Herz bei einem toten Tier nicht mehr schlägt…) Tierquälerei aus Unverstand oder Gedankenlosigkeit. “Waidgerecht” geht jedenfalls anders.
Nicht, dass wir uns verkehrt verstehen: Auch meine Fische müssen sterben. Aber man sollte sich wenigstens bemühen, das Sterben so kurz wie möglich zu halten. Zumal die ausgeschütteten Stresshormone ja auch schlecht für die Fleischqualität sind.

Kanalangeln. Entspannung pur.
Ich denke, es sollte auch kein Problem für einen Angler darstellen, zusätzlich zu den Umzugskisten voller Ruten, Ködern, Posen, Stühlen, Keschern…… (…) ….. noch eine kleine Plastiktüte mitzunehmen, in die dann der Müll kommt. Klappt bei mir hervorragend. Oft passt sogar noch etwas von dem Müll rein, den andere so liegen gelassen haben. Ich sitze ja schließlich auch nicht gerne auf einem Abfallberg, wenn ich mein Abendessen aus dem Kanal ziehe. Und weil ich eben nicht unbeschwert angeln kann, wenn überall Zeugs rumliegt, ist oft erst einmal Aufräumen angesagt, bevor es los geht.
Angler gleich Natuliebhaber? Nicht immer. Traurig, aber wahr…
PS: Ich las in einem Anglerboard, in dem dieser Artikel verlinkt wurde, dass er als “Dünnpfiff” bezeichnet wurde. Den Kritikern möchte ich sagen, dass sie entweder wie Stevie Wonder durch die Angelplätze laufen oder ganz einfach die Realität verdrängen. Wo viel geangelt wird, liegt Müll.
Dem aufmerksamen Leser sollte auch nicht entgangen sein, dass in diesem Artikel nicht pauschal über alle Angler gesprochen wird: Es gibt durchaus glücklicherweise noch genug Petrijünger, die sich genauso über diese madenwerfenden Wildsäue ärgern, sonst wäre das Angeln womöglich schon generell verboten.
In diesem Sinne: Petri Heil.