Also ich bin eher ein Raubfischangler, meistens angle ich hier an der Spree auf Aal oder in Brandenburg auf Hecht. Das ich Aale, die groß genug sind, mitnehme, versteht sich von selbst. Aale sind keine Fische, die man wegen des Drillvergnügens (eigentlich pervers) fängt, sondern man will sie in den Rauch hängen. Ich habe höchsten Respekt vor Leuten, die schöne Aale wieder zurücksetzen, ich kriege das einfach nicht hin. dafür ist mir der Aufwand und die investierte Zeit einfach zu groß.
Wenn ich auf Hechte angle, dann nehme ich i.d.R. auch welche mit, allerdings werde ich in nächste Zeit erstmal nicht mehr auf Hecht angeln. Ich fing letztens an der Müritz einen Hecht von 23 Pfund, daher ist der Gefrierschrank noch gut gefüllt mit Hecht. Ich habe einige Filetstücke ab Freunde und Verwandte verschenkt, gab großes Hallo. M.M.n. habe ich ihn also sinnvoll verwertet. Bis dieser Hecht aufgegessen ist, nehme ich keine mehr mit. Geschmacklich ist er übrigens aller erste Sahne, der beste Hecht, den ich je gegessen habe. Die Gräten sind auch verdammt riesig, so dass man sie leicht rauspulen kann - lecker!
Jeder Angler kann es mit dem C&R halten, wie er es für richtig hällt, solange er sich in einem bestimten Maß bewegt. Bei Karpfenanglern werde ich allerdings schon etwas grantig. Man mag Sagen, dass wäre ein Sachverhalt für sich, aber ein paar Worte möchte ich doch mal verlieren. Beim gezielten Angeln auf Großkarpfen, die, im Falle eines Fanges, garantiert wieder zurückgesetzt werden, verliere ich das Verständnis. Hier wird Lebewesen ohne vernünftigen Grund Leid zugefügt, sie werden unter Stress gesetzt, um den Angler zu befriedigen. Natürlich mag man sagen, dass dass jede Angelart diesem Prinzip im Groben folgt, allerdings könnte man, salopp formuliert, einwenden, "die Dosis macht's". Die wenigsten Karpfenangler haben vor, jemals einen Fisch mitzunehmen, und wenn, dann garantiert nicht aus ihrem Hausgewässer.
Das Rekorde jagen in kommerziellen Angelteichen auf Karpfen mit Namen ist in diesem Zusammenhang die größte Perversion, die im Angelzirkus betrieben wird.
Was ich außerdem noch recht interessant finde, ist, das in Norwegen, wo ich oft unterwegs bin, keiner der Deutschen Angler auch nur im Entferntesten eine solch große Sache um C&R macht, wie Hierzulande. Da wird munter eingepackt, Fische gibts ja da oben genug. Wenn wir hier in Deutschland solch bombastische Bestände hätten, würde dann auch soviel diskutiert? Ich denke nicht. Womit wir beim Thema Neid wären: Der Fisch, den jemand anderes entnimmt, kann nicht mehr von mir gefangen werden. Klingelts?
Sicherlich komme ich nicht ohne Widersprüche aus, das ist aber auch gar nicht möglich. Angeln ist und bleibt ein Eingriff in die Natur, den keiner von uns nötig hat, um zu überleben. Wir stressen und töten die Tiere, deren Hege und Pflege wir uns verschrieben haben. Aufzuwiegen ist das Eine mit dem Anderen nicht, man wende diesen Modell nur mal auf den Menschen an, wo würde man da nur hinkommen...? Entweder wir arrangieren uns damit und Leben mit diesem Widerspruch, oder wir behaupten, wir würden die Tiere nicht quälen und machen uns somit slebst was vor.
Der größte Hardliner unter den C&R-Aktivisten ist im Endeffekt auch nur ein Heuchler, sicherlich ist eine behutsame Bestandserhaltung Pflicht eines jeden Anglers, allerdings geht es ohne Natureingriff dann doch nicht, wenn man Würmer baden will.
Neulich hat mir jemand geschrieben, er angle nur noch in geschlossenen Seen auf Aal, um die Bestände zu schonen. Daruafhin anwortete ich ihm, dass, wenn er die Bestände schonen will, er gar nicht mehr auf Aal angeln soll. Vielleicht kann man das auch aufs Karpfenangeln anwenden: Wenn ihr eure Karpos so liebt und verehrt, dann lasst die in Ruhe.