Tierschutz -  Der Kormoran gerät wieder ins Visier der Jäger

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Hallo Thorsten,

den Link gab's hier im Thread vor einiger Zeit schon mal. Den Part zur Ethik schaue ich mir gleich nochmals an. Wenn Du auf Seite 32 und 34 schaust, siehst Du unter anderem die graphische Darstellung der Bestandsentwicklung in Deutschland und einigen Nachbarländern. In den Kontext setz' mal das GEO-Zitat ... Verstehst Du, was ich gemeint habe?

Viele Grüsse

Lars
 
Hallo Thomas,

Thomsen schrieb:
Wie lange mag es dauern, bis die BW-Entscheider auf Antrag auch die Nachstellung per Flinte erlauben, weil die Aufschreckaktionen an der einzigen Brutkolonie am deutschen Bodensee ja gesamtgesellschaftlich so harmonisch verlaufen sind ...?

solange die Bejagung ausserhalb der Brutkolonien erfolgt, sehe ich darin kein wirkliches Problem. Sie ist für den Bodensee ohnehin vorgesehen.

Punkt für den Nabu: wehret den Anfängen ... wer bei 90 Brutpaaren an einem Großgewässer dringenden Handlungsbedarf angemeldet hat, machte sich bereits vorher unglaubwürdig, eine Diskussion darüber ist wahrlich redundant.

So weit Deine persönliche und sehr subjektive Wertung des Ganzen.

Der Kormoran ist bei der gegenwärtigen Populationsdichte alles, nur keine irgendwie gefährdete Tierart. Es gibt beim Kormoran kein Artenschutzproblem mehr. Der Kormoran verhindert auf dem gegenwärtigen Populationsniveau jedoch die Erholung von Beständen anderer Tierarten (siehe Aal). Beim Europäischen Aal haben wir ein handfestes Artenschutzproblem. Daneben verzeichnen wir Rückgänge bei Äschen- und Bachforellenbeständen, die ganz oder teilweise auf die gegenwärtige Kormoranpopulation zurückzuführen sind. Weiterhin haben wir fischereiwirtschaftliche Schäden sowohl in der Seen- und Flussfischerei, als auch in der Teichwirtschaft.

Was ausser Sturheit spricht also dagegen, ein weiteres Anwachsen der Kormoranpopulation mit geeigneten Methoden zu verhindern? Beim Auskühlen der Gelege fällt kein Schuss, es wird kein Tier verletzt. Die eigentliche Massnahme dauert 2 bis 3 Stunden. Die Beeinträchtigungen von anderen Tierarten in der Umgebung sind minimal. Ab dem nächsten Morgen verläuft das Leben in der Kolonie wieder im gehabten Alltag. Unter dem Strich werden ca. 35% weniger Kormorane in diesem Jahr in dieser Kolonie das Licht der Welt erblicken. Worüber bitte regt man sich eigentlich auf? Am Bodensee sind es ca. 90 Brutpaare. In Brandenburg waren es in der letzten Woche schlappe 1000 Brutpaare. In die Brutkolonie in Paretz wurde das dritte Jahr in Folge eingegriffen. Dennoch existiert diese Kolonie und wächst weiter.

Was spricht grundsätzlich dagegen, derartige Eingriffe in nahzu allen Brutkolonien in jeder Brutsaison zu wiederholen, bis das Anwachsen der Kormoranpopulation gestoppt ist? Was spricht dagegen, dann einige kleine Kolonien auszusparen und abzuwarten, wie sich der Bestand insgesamt entwickelt?

Wird eine Art durch menschliche Bejagung niedergehalten, sinkt selbstverständlich nicht der durch das System vorgehaltene K-Wert, sondern lediglich das Vermögen der Art, das aktuelle Systemangebot wahrzunehmen und reproduktiv bis zur gesetzten Grenze umzusetzen ...

Genau das ist ein wesentliches Ziel ...

Daher wachsen Kormoran-Populationen nach künstlicher Ausdünnung besonders gut und schnell wieder an (nach) ... weil der K-Wert des Ökosystems gleich geblieben ist, durch die verminderte Populationsdichte aber auch die innerartliche Konkurrenz nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Sie wachsen nur nach, wenn ich die Intensität der Eingriffe und den Bejagungsdruck zu stark reduziere.

Nochmal für jeden Adepten: jedes Ökosystem hält seinen eigenen K-Wert für Arten vor, der systembezogene und vorgehaltene Wert ändert sich nur über Erhöhung oder Erniedrigung der Trophiesituation des betreffenden Systems.

Warum kannst oder willst Du nicht erkennen, dass sich die Trophiesituation (das Nährstoffangebot) in den Gewässern nicht mittelfristig so verändern wird, dass sie die Kormoranpopulation beeinflusst. Die Nährstoffe sind in den Seen und Flüssen drin. Während sich das Nährstoffangebot in den letzten Jahren leicht verringert hat, ist die Kormoranpopulation stark angewachsen. Gemessen an den Erträgen, sind die Raubfischbestände zumindest im Land Brandenburg rückläufig, während sich in den schon vom generellen Charakter her mesotrophen (mässig starke Nährstoffbelastung) Gewässern Massen von Blei und Güster tummeln. Die für den Aalbestand notwendigen Besatzmassnahmen in Brandenburg landen zu schlapp 1/3 in Kormoranmägen ... Aus welchem Grund sollte man sich mit dieser Entwicklung abfinden und ein ungebremstes Anwachsen der Kormoranpopulation zulassen? Nur weil ein paar Leute meinen, man müsse Natur nur sich selbst überlassen? Die Bestände von "Edelfischen" im Keller, der Fang grosser Bleie als angelrischer Höhepunkt, Fischereibetriebe über den Jordan, extensive Karpfenteichwirtschaft über den Jordan, Teichlandschaften zum Dorado für Schwarzwild gemacht, weil nur noch Schilf und Modder, Fischproduktion nur noch in Intensivanlagen ...

Ich bin mir sicher, dass die Nummer nicht mehrheitsfähig ist.

Viele Grüsse

Lars
 
Zuletzt bearbeitet:
Lars,

Bollmann schrieb:
Was ausser Sturheit spricht also dagegen, ein weiteres Anwachsen der Kormoranpopulation mit geeigneten Methoden zu verhindern?

Besseres Wissen?
Tiefere Einsicht in/um natürliche Vorgänge?

Definitionssicheres Wissen um K-Werte, Räuber-Beute-Beziehungen, Populationsoszillationen, Trophiegrade, Sukzessionen, nicht zuletzt auch Evolutionsvorgänge ...?

Dinge, von denen Du vielleicht mal ansatzweise gehört, sie aber nie auch nur ansatzweise verstanden hast ... auch nicht mit Nachhilfe von IfB-'Wissenschaftlern' ...?

Was willst Du denn sonst noch hören? Kann ich sonst bisher noch was 'Nettes' sagen?


Bollmann schrieb:
Sie wachsen nur nach, wenn ich die Intensität der Eingriffe und den Bejagungsdruck zu stark reduziere.

Na, das nenn' ich mal 'nen kompromisslosen Gärtner ... Du bewirtschaftest bitte aber nur Deinen eigenen kleinen Gemüsegarten, nicht unseren großen, fruchtbaren, gemeinsamen, ja? ;)

Bitte ... lass' ab.
Zu unser aller Guten ...
 
Hi Thomas,

ich bin von Deiner "Argumentation" tief beeindruckt. Sie überzeugt wirklich und die tiefe Logik der von Dir aufgezeigten Altenativen macht mich schlicht sprachlos ... :schmatz

Viele Grüsse

Lars
 
Kormoran ist schon mieß die klauen uns die fische aus den teichen aber Fischotter sind da noch schlimmer die fressen sich bei uns Als teich besitzer ordentlich sat die hunde :angler:
 
Das bleibt ein Thema für Euch zwei. :heulend:
Thomas schmeist schon wieder nur mit Fachbegriffen um sich. :)
Seh ich nicht negativ.Lese ich mir das ebend an.
In Klammern eine " verständliche Erklärung" wäre nicht schlecht,Lars macht es auch schon. :klatsch
Der einfache Jungangler soll es auch verstehen,gleich beim lesen.
Ist nicht jeder so fit. :heulend:
War keine Kritik Thomas. :) Nur jeder kommt nicht aus dem Fach.
Ansonsten bleibt es leider ein Kleinkrieg.
Sieht man an der regen Teilnahme der anderen Mitglieder,die schon vorher das Handtuch schmissen. :eek:
Dem schließe ich mich jetzt auch an.
Hab ich zu einzelnen Themen noch ne Frage schreib ich ne PN.
Also haut rein.
Auch wenn keiner mehr dahinter steigt. :)
 
Ich möchte nur kurz daran erinnern, dass es in diesem Thema um das bundesweite "Kormoranproblem" geht und nicht um "Thomsen" gegen "Bollmann" ! Das Thema wurde weit über 10.000 Mal angeklickt, d.h. viele lesen mit und viele beschäftigen sich zumindest gedanklich damit. Also würde ich empfehlen das Problem sowie eventuelle Lösungsansätze zu konkretisieren, anstatt in Wortfechtereien, Sticheleien und Kompetenzinfragestellungen (das Wort gibts wahrscheinlich gar nicht, sorry, aber ich bin ja nur ein Angler ohne größeres Studium ;) ) zu verfallen. Dann haben garantiert alle mehr davon. :)
 
Hi,

Angelspezi schrieb:
Das Thema wurde weit über 10.000 Mal angeklickt, d.h. viele lesen mit und viele beschäftigen sich zumindest gedanklich damit. Also würde ich empfehlen das Problem sowie eventuelle Lösungsansätze zu konkretisieren,[...]

wer bis hierhin wirklich durchgehalten hat, wird sich inzwischen seine eigene Meinung gebildet haben. Wie schon geschrieben, sind wir in der Praxis und auf der politischen Bühne ein gutes Stück weiter, als man es beim Lesen des eher theoretischen Hickhacks hier im Forum vermuten würde. Man kann mit Verantwortlichen des NABU und Mitarbeitern des Landesumweltamtes Brandenburg heute sehr sachlich über das Thema Kormoran diskutieren. Dort hat man verstanden, dass die gegenwärtige Populationsdichte der Kormorane durchaus Probleme für Fischerei und Fischartenschutz verursacht und man gemeinsam nach Lösungen suchen muss. Vielleicht braucht Thomas nur etwas länger, um bestimmte Dinge geistig zu "verdauen". :durcheina

Das Nächste, was ich an aktuellen Fakten für die Diskussion hier liefern kann, werden die Ergebnisse der gemeinsam von Fischerei und Naturschutz durchgeführten Bestandszählungen in den Kolonien sein. Dann wird man auch in etwa abschätzen können, wie erfolgreich unsere diesjährigen Eingriffe tatsächlich waren und wie sich die Gesamtpopultion weiter entwickelt hat.

Viele Grüsse

Lars
 
Was mir an den von Dir vorgestellten 'Lösungsansätzen' nicht gefällt, Lars, ist die Tatsache, dass keinerlei Versuch unternommen wird, ein stabiles, sich selbst erhaltendes Gleichgewicht zu erreichen.

Die von Dir favorisierten Maßnahmen müssten beständig durchgeführt werden ... verdient das wirklich die Bezeichnung Lösung?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Thomas,

Kulturlandschaft und "ein stabiles, sich selbst erhaltendes Gleichgewicht" sind zwei Dinge, die einander eigentlich ausschliessen.

Die von Dir favorisierten Maßnahmen müssten beständig durchgeführt werden ... verdient das wirklich die Bezeichnung Lösung?

Selbstverständlich müssen sie beständig durchgeführt werden. Die Jagd auf Fuchs, Waschbär, Schwarzwild & Co. läuft auch beständig. Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, die Bejagung deshalb in Frage zu stellen. Beim Kormoran als Koloniebrüter kommt erleichternd hinzu, dass ich allein durch 2 Stunden Störung in der Brutkolonie den Nachwuchs der gesamten Belegschaft um ca. 30% reduzieren kann, ohne dass auch nur ein Schuss fällt. Die Kombination aus Bejagung ausserhalb der Brutkolonien und Auskühlaktionen in den Kolonien bezeichne ich nach den derzeitigen Erfahrungen als durchaus gangbare Lösung, um eine Sicherung des Kormoranbestandes auf der einen und eine Minimierung der Schäden in den Fischbeständen auf der anderen Seite unter einen Hut zu bringen. Die Dänen praktizieren es in ähnlicher Weise erfolgreich. Warum sollte es ausgerechnet bei uns nicht funktionieren?

Viele Grüsse

Lars
 
Bollmann schrieb:
Hallo Thomas,
Kulturlandschaft und "ein stabiles, sich selbst erhaltendes Gleichgewicht" sind zwei Dinge, die einander eigentlich ausschliessen.

Eigentlich!?

Ich habe neulich einen Artikel im Internet gefunden, dass Luchse und Bären in deutschen Wäldern wiedereingebürgert werden sollen.
Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit, ich meine, Naturschutzverbänden getroffen und unterschrieben.
Zu meinem Leidwesen finde ich aber den Link nicht nochmalig ...

Für mich zeichnet sich da ein Anspruch ab, dass es auch in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft stabile Gleichgewichtsverhältnisse geben kann. Eine Situation, bei der alle beteiligten Tierarten sowie der Mensch geben und nehmen.
Ein Schritt 'zurück zur Natur' ... finde ich persönlich gut, so etwas respektiere ich.

Ich emfinde es dagegen als leichtfertig, wenn der Landesfischereiverband Berlin/Brandenburg solche langfristig angelegten Lösungen a priori verwirft und seinen Mitgliedern und beteiligten Gegenparteien nur eine Lösung à la permanentes 'Kormoran-Management' verkauft/verkaufen will.

Reichlich kurzsichtig und auch nur auf kurzfristigen 'Erfolg' ausgelegt ... eben die offen ersichtliche Mogelpackung, die Fischern zwar Erleichterung verspricht, aber eben keinerlei Lösung des Gesamtproblems.
 
Thomsen schrieb:
Eigentlich!?

Ich habe neulich einen Artikel im Internet gefunden, dass Luchse und Bären in deutschen Wäldern wiedereingebürgert werden sollen.
Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit, ich meine, Naturschutzverbänden getroffen und unterschrieben.
Zu meinem Leidwesen finde ich aber den Link nicht nochmalig ...

Für mich zeichnet sich da ein Anspruch ab, dass es auch in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft stabile Gleichgewichtsverhältnisse geben kann. Eine Situation, bei der alle beteiligten Tierarten sowie der Mensch geben und nehmen.
Ein Schritt 'zurück zur Natur' ... finde ich persönlich gut, so etwas respektiere ich.

Ich emfinde es dagegen als leichtfertig, wenn der Landesfischereiverband Berlin/Brandenburg solche langfristig angelegten Lösungen a priori verwirft und seinen Mitgliedern und beteiligten Gegenparteien nur eine Lösung à la permanentes 'Kormoran-Management' verkauft/verkaufen will.

Reichlich kurzsichtig und auch nur auf kurzfristigen 'Erfolg' ausgelegt ... eben die offen ersichtliche Mogelpackung, die Fischern zwar Erleichterung verspricht, aber eben keinerlei Lösung des Gesamtproblems.

Luchse sollen laut Aussage von einigen Jägern schon längst hier sein!

Bär Bruno war auch schon da Ergebnis ist ja bekannt!

Was gibt uns der Kormoran, außer das er unsere Gewässer leer frist? :nixweiss:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Thomas,

Für mich zeichnet sich da ein Anspruch ab, dass es auch in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft stabile Gleichgewichtsverhältnisse geben kann.

wie stabil so etwas funktioniert, siehst Du an Fuchs, Mink, Waschbär, Marderhund, Schwarzwild ... Würde man auch bei diesen Tierarten nach dem von Dir vergeschlagenen Schema verfahren, müsste man die Bejagung umgehend einstellen und einfach abwarten, bis auch für diese Arten der "K-Wert" erreicht wäre. Warum fordert ausgerechnet der NABU bei diesen Tierarten eine andauernde Bejagung, um die Bestände kurz zu halten? Das Argument sind die Auswirkungen auf andere Arten. Das Ganze lässt sich 1:1 auf den Kormoran übertragen.

Ich emfinde es dagegen als leichtfertig, wenn der Landesfischereiverband Berlin/Brandenburg solche langfristig angelegten Lösungen a priori verwirft und seinen Mitgliedern und beteiligten Gegenparteien nur eine Lösung à la permanentes 'Kormoran-Management' verkauft/verkaufen will.

Die Sichtweise steht Dir frei. Die Gründe für ein Kormoranmanagement habe ich hier im Thread lang und breit dargelegt bzw. per Link öffentlich gemacht. Welche Schlussfolgerungen Du daraus ziehst, bleibt allein Dir überlassen. Entscheidend war für mich, welche Schlüsse das Landesumweltamt Brandenburg aus der Begründung gezogen hat.

Reichlich kurzsichtig und auch nur auf kurzfristigen 'Erfolg' ausgelegt ... eben die offen ersichtliche Mogelpackung, die Fischern zwar Erleichterung verspricht, aber eben keinerlei Lösung des Gesamtproblems.

Auf kurzfristigen Erfolg war die Aktion mit dem Abschuss von Kormoranen in der Kolonie bei Anklam angelegt. Die Auskühlaktionen sind dagegen ein sehr guter Kompromiss zwischen blindem Aktionismus und Nichtstun. Die Erfahrungen aus Dänemark zeigen, dass man auf diesem Wege zu einem vernünftigen Management kommt, das den Fortbestand der Kormorankolonien nicht gefährdet, das weitere Anwachsen des Kormoranbestandes verhindert und mittelfristig zu einer Abnahme der Populationsdichte führt. Mit Vorliegen der Bestandszählung werde ich die Erfahrungen in Brandenburg zusammenfassen und über den deutschen Fischereiverband den anderen Landesverbänden zur Verfügung stellen. Auf diesem Wege kann man dem unsachlichen Getue des NABU-Baden-Württemberg sicher am besten begegnen.

Viele Grüsse

Lars
 
Zuletzt bearbeitet:
Bollmann schrieb:
Warum fordert ausgerechnet der NABU bei diesen Tierarten eine andauernde Bejagung, um die Bestände kurz zu halten?

Nun, das liegt wohl auf der Hand ... weil die Spitzenkräfte dieses Teil-Nahrungsnetzes noch nicht ausreichend reetabliert sind (Bären, Luchse etc.), sondern bisher lediglich die Kräftigung ihrer Wiedereinbürgerung vereinbart wurde.
So kann keine ökologische Räuber-Beute-Beziehung funktionieren ...

Mich würde als Verantwortlicher beim Landesfischereiverband nicht nur meine Durchschlagskraft beim Landesumweltamt BRB interessieren, sondern darüber hinaus auch die "Gerechtigkeit', Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der von mir inszenierten Maßnahmen.

Ein moralisch-ethischer Selbstanspruch, den ich als Facette Deiner Persönlichkeit leider noch nicht hinreichend zu erkennen vermag ... das erschwert mir leider zusätzlich, mich überhaupt von Dir überzeugen zu lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
moin,

na dann will ich für mich auch mal ein Fazit ziehen.

Nachdem ich in den letzten Tagen nochmal 350 Seiten Gutachten und jede Menge Beiträge zum Thema aus verschiedenen Perspektiven durchgelesen habe, steht für mich folgendes fest:

1. Es gibt keinen nennenswerten Einfluß des Kormoran auf den Fischbestand in Gewässern ab einer bestimmten Größe. Das hängt mit der Kompensationsfähigkeit durch natürliche Reproduktion zusammen.

2. In der intensiven Teichwirtschaft kann es durch den Kormoran zu massiven Ausfällen kommen.

3. Vergrämungsmaßnahmen und Bejagung sind keine nachhaltige Lösung. Der K. kompensiert dies u.a. durch Zuzug, Verlagerung von Kolonien und mehr Nachwuchs.

4. Maßnahmen, die dem "Bestandsmanagement" dienen wie das Auskühlen von Gelegen, können nur dann erfolgreich sein, wenn sie kontinuierlich durchgeführt werden.

5. Die Bejagung ist aus umweltethischer Perspektive zweifelhaft.

6. Man darf von der Teichwirtschaft verlangen, dass alle Möglichkeiten zum Schutz der Fische ausgeschöpft werden, bevor über den Abschuß nachgedacht wird.

7. In Ausnahmefällen muß auch eine regional begrenzte Bejagung möglich sein. Die "gute fachliche Praxis" muß dabei gewährleistet sein und überwacht werden.

Das Thema muß dringend raus aus dem emotionalen Getto. Bewegung auf beiden Seiten - den Befürwortern einer Bejagung und den Vogelfreunden - ist die Mindestvoraussetzung für einen Konsens. Ohne diesen Konsens wird es zu einer immer größeren Polarisierung der Lager kommen, die perspektivisch gesehen für uns Angler ein böses Ende nehmen wird.

Dabei muß zunächst auf "Scheinargumente" verzichtet werden - und zwar auf beiden Seiten. Der Kormoran ist in seinem Bestand gegenwärtig nicht gefährdet und es gibt keinen Grund, am Status der besonderen Schutzbedürftigkeit weiter fest zu halten. Die Phase des exponentiellen Wachstums der Bestände ist abgeschlossen, die Populationsstärke bleibt innerhalb der Toleranz stabil. Aus dieser Tatsache läßt sich keine Begründung für eine generelle Bejagung ableiten. Im Gegenteil stützt diese Erkenntnis eher die "weiter so Fraktion", in dem Sinne, dass die Bestandsstärke jetzt ein stabiles Niveau erreicht hat, mit dem man leben kann (und muß).

Die Beurteilung, ob eine Art zu Gunsten wirtschaftlicher Interessen (weniger), bejagt werden soll oder darf, ob die quatitative Bewertung (Bspw. Äschen vs. Kormoran) eine Bejagung rechtfertigen kann, habe ich für mich mit einem klaren Nein beantwortet. Das Beispiel von Goderich hat zudem gezeigt, dass selbst ein Totalausfall bei Äschen binnen kurzer Zeit wieder ausgeglichen werden kann. Aus ethischer Sicht gibt es das Problem, dass mit dem K. eine Pforte geöffnet wird, die später argumentativ nicht mehr geschlossen werden kann. Definiert man den Kormoran als "Schädling", wird der eingeschlagene Weg der "Bekämpfung" zweifellos auf weitere "Schädlinge" ausgedehnt werden. Konsequent zu Ende gedacht, ist das der endgültige Weg in eine durch menschliche (und wirtschaftliche) Interessen geprägte "Umweltgestaltung". Welche fatalen Folgen das haben kann, kann man rund um den Globus bewundern.

Bis hierher danke ich mal allen, die mit konstruktiven Beiträgen diesen Tröt bereichert haben und letztlich auch zu meiner Meinungsbildung (die noch nicht wirklich abgeschlossen ist) beigetragen haben. Ich würde mir wünschen, dass die Diskussion weiter geht. Noch mehr würde ich mich darüber freuen, wenn in ein paar Jahren eine solche Diskussion nicht mehr nötig ist. Das setzt aber bei allen Teilnehmern eine mehr "ganzheitliche" Sicht der Dinge voraus. Etwas was man bei Vogelfreunden und Interessenvertretern der Teichwirtschaft nicht unbedingt unterstellen kann.

Lars, mein besonderes Kompliment an dich. Du hast zwar nicht durch "Beweglichkeit" geglänzt, aber auch nie die emotionale Karte gezogen. Vielleicht sitzen wir uns eines Tages gegenüber und können dann das Thema weiter ausbreiten. Über eine Stellungnahme zum Artikel von Prof. Ott würde ich mich freuen.

Gruß Thorsten
 
Eine erstklassige Analyse und Zusammenfassung bis hierhin, Thorsten ... :klatsch

Leider kann ich nur einmal auf das Thanx-Knöpfchen drücken ... mehrfach wäre wahrhaftig verdient.

Das komplette Auslassen des Emotionen-Schalters bei Lars kann ich zwar nicht bestätigen, aber ich bin ja selbst nicht frei davon ... auch ihm gebührt selbstverständlich mein voller Respekt bis hierhin, auch wenn ihm die Überzeugung meiner Person letztendlich nicht gelungen ist.

Er hat seine Meinung überdurchschnittlich gut vorgetragen und somit das Forum eindeutig bereichert ... und, machen wir uns nichts vor: es ist nicht selbstverständlich, dass ein Verbandsgeschäftsführer auf einer Plattform wie der unseren eine solche Diskussion freiwillig mitführt und mitgestaltet.
Allein das ist sehr sehr anerkennenswert ...

Schauen wir mal, ob das Thema nicht doch noch etwas hergibt ... zum Ende am besten etwas für alle Beteiligten absolut Überraschendes, würde ich mir persönlich wünschen.
 
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Moin moin,
habe den Thread die ganze Zeit verfolgt und habe mir auch meine Meinung gebildet.
Der Kormoran war eigentlich ein Küstenvogel der durch zu starke Ausbreitung auch die Binnengewässer erobert hat!
Das er bisher in großen Gewässern keinen nachweislichen Schaden angerichtet hat mag sein, er kommt ja auch urprünglich von der Küste.

In Binnengewässern schädigt er den Fischbestand, weil er ein sehr anpassungsfähiger und guter Jäger ist, wenn seine Brutkolonien auf große Gewässer beschränkt werden wird er auch dort erheblichen Schaden anrichten, weil er erstmal in viel zu großer Zahl vorkommen wird.

Was passiert wenn diese großen Gewässer im Winter zufrieren?

Ich glaube auch nicht das man ihn auf diesen Gebieten ewig halten kann, weil er durch zusätzliche Konkurenz aus den eigenen Reihen gezwungen ist sich wieder in die Flußläufe zu begeben.

Wie schnell kann man da reagieren um geeignete Maßnahmen zu ergreifen?

Persönlich habe ich das "Phänomen" Kormoran um das Jahr 2000 rum erlebt. Der Kormoran hat sich an der Lenne in Letmathe bei Iserlohn niedergelassen, bis dahin ein sehr fischreicher Fluß. Hauptfischarten: Bachforelle, Äsche, Barbe, Rotauge und Aal.
Nachdem der Kormoran auf dieser Flußstrecke nicht mehr genug Nahrung fand ist er weiter Stromaufwärts gezogen über Nachrodt und Altena bis nach Werdohl.
Nach Angaben von Anglern die diese Strecken befischt haben war danach kaum noch ein Fisch zu fangen. Selbst in Werdohl wo Huchen besetzt wurden und auch welche bis 80 cm gefangen wurden war kaum noch etwas zu holen.
Der Kormoran war damals aus dem Harkortsee, in den die Lenne mündet, hochgezogen als der See zugefroren war. Es hat ihm so gut gefallen das er drei Jahre geblieben ist.

Meiner Meinung nach sollte der Kormoran wieder dahin wo die Natur ihn urprünglich auch vorgesehen hat nämlich an die Küstengewässer. Dort kann der Bestand sich natürlich regulieren. so wie er es immer getan hat, dort sollte auch weiterhin Abschußverbot gelten und bei zu starker Vermehrung sollte vom Menschen in die Gelege eingegriffen werden.

Das ist meine Meinung, würde mich freuen wenn mehr Leute ihre Meinung zu diesem Thema äußern würden. Gelesen wird der Thread ja von vielen und es sollte kein Austausch von Bollmann und Thomson bleiben.

MfG Torben
 
Hallo Thorsten,

Dein Fazit ist in meinen Augen eher eine Zwischenbilanz. Wir stehen bei dem Thema in der Praxis eigentlich erst noch am Anfang. Bisher gibt es nur das Beispiel Dänemark, was zeigt, dass ein landesweites Management machbar ist und funktionieren kann.

Thunfisch schrieb:
1. Es gibt keinen nennenswerten Einfluß des Kormoran auf den Fischbestand in Gewässern ab einer bestimmten Größe. Das hängt mit der Kompensationsfähigkeit durch natürliche Reproduktion zusammen.

Die Kompensationsfähigkeit jeder Population kann man sehr schnell überstrapazieren. Beispiele dafür gibt es genug. Auch am Kormoran selbst wurde das im vorletzten Jahrhundert demonstriert. Das Problem an natürlichen Gewässern ist, einen tatsächlich vorhandenen Schaden methodisch nachzuweisen. In einem Teich kenne ich die Besatzmenge und kann mit der Abfischmenge vergleichen. Hier ist der Schadensnachweis unproblematisch. In einem offenen Gewässer, aus dem die Fische auch noch abwandern können, kann ich nicht bilanzieren. Hier kann man sich bestenfalls mit Modellrechnungen behelfen. Einen Schaden methodisch nicht nachweisen zu können, bedeutet nicht, dass es keinen Schaden gibt.

4. Maßnahmen, die dem "Bestandsmanagement" dienen wie das Auskühlen von Gelegen, können nur dann erfolgreich sein, wenn sie kontinuierlich durchgeführt werden.

... kontinuierlich und unter Begleitung durch ein entsprechendes Monitoring. Ansonsten könnte es passieren, dass die Massnahmen "zu erfolgreich" sind und man den Kormoran erneut gefährdet.

5. Die Bejagung ist aus umweltethischer Perspektive zweifelhaft.

Dazu schreibe ich was, wenn ich mit Prof. Ott durch bin ...

6. Man darf von der Teichwirtschaft verlangen, dass alle Möglichkeiten zum Schutz der Fische ausgeschöpft werden, bevor über den Abschuß nachgedacht wird.

Damit Dir nicht langweilig wird, noch ein Link. http://www.luis.brandenburg.de/nundl/1997/heft2/S59_65.pdf Der Autor dürfte über den Zweifel der Fischereilastigkeit erhaben sein. Zur Zeit der Untersuchungen hatten wir im Land ca. 1600 Brutpaare, heute sind es 2600. Wenn Du Dir die Ergebnisse von vor gut 10 Jahren ansiehst, kannst Du Dir ungefähr vorstellen, wie sie unter den heutigen Bedingungen aussehen würden. Die Karpfenteichwirtschaft hat mittelfristig keine Chance, wenn es nicht gelingt, die Kormoranpopulation spürbar zu verringern.

Das Thema muß dringend raus aus dem emotionalen Getto. Bewegung auf beiden Seiten - den Befürwortern einer Bejagung und den Vogelfreunden - ist die Mindestvoraussetzung für einen Konsens. Ohne diesen Konsens wird es zu einer immer größeren Polarisierung der Lager kommen, die perspektivisch gesehen für uns Angler ein böses Ende nehmen wird.

Auch wenn man es vor dem Hintergrund der Inszenierung in Baden-Württemberg im Moment nicht glauben wird, sehe ich in der Praxis längst einen Trend hin zu deutlich mehr Sachlichkeit. Das Problem an der Sache - es geht den Vogelschützern eigentlich gar nicht um den Vogel Kormoran, sondern einfach um's Prinzip. Vergleicht man die Haltung des NABU bezüglich der Bejagung von Fuchs & Co. mit der Haltung zum Thema Kormoran, wird der Widerspruch offensichtlich.

Die Phase des exponentiellen Wachstums der Bestände ist abgeschlossen, die Populationsstärke bleibt innerhalb der Toleranz stabil. Aus dieser Tatsache läßt sich keine Begründung für eine generelle Bejagung ableiten.

Dabei vernachlässigst Du, dass die "Stabilisierung" der Bestände mit der Aufnahme von Bejagung und Eingriffen in die Kolonien zusammen fällt. Beide Faktoren haben ganz offensichtlich bereits jetzt Einfluss auf die Gesamtpopulation.

Im Gegenteil stützt diese Erkenntnis eher die "weiter so Fraktion", in dem Sinne, dass die Bestandsstärke jetzt ein stabiles Niveau erreicht hat, mit dem man leben kann (und muß).

s.o. ... Sobald sich die Bestände von Europäischem Aal, Äsche und anderen gefährdeten Arten wieder innerhalb "sicherere biologischer Grenzen" bewegen, lasse ich mit mir über das zu akzeptierende Bestandsniveau des Kormorans reden.

Aus ethischer Sicht gibt es das Problem, dass mit dem K. eine Pforte geöffnet wird, die später argumentativ nicht mehr geschlossen werden kann. Definiert man den Kormoran als "Schädling", wird der eingeschlagene Weg der "Bekämpfung" zweifellos auf weitere "Schädlinge" ausgedehnt werden.

Warum wird da eine Pforte geöffnet? Es gibt eine Vielzahl von Tierarten, die man heute selbstverständlich bejagt und bei denen die Naturschutzverbände eine noch intensivere Jagd fordern, um das Überleben anderer Arten zu sichern. Warum wäre es eine Art "Tabubruch", wenn man diese selbstverständliche Praxis auf den Kormoran ausdehnt? Ich sehe hier keinen ethischen Widerspruch.

Lars, mein besonderes Kompliment an dich. Du hast zwar nicht durch "Beweglichkeit" geglänzt, aber auch nie die emotionale Karte gezogen. Vielleicht sitzen wir uns eines Tages gegenüber und können dann das Thema weiter ausbreiten. Über eine Stellungnahme zum Artikel von Prof. Ott würde ich mich freuen.

Vielen Dank für die Blumen. Der Mangel an "Beweglichkeit" mag daran liegen, dass ich das Wirken der Kormorane seit vielen Jahren intensiv beobachte, das Thema lange vor diesem Thread mit sehr vielen Leuten weit ausführlicher diskutiert habe und so zu meinem eigenen Standpunkt gekommen bin, den ich hier vertrete. Da ich nie Vertreter von irgendwelchen Maximalforderungen war und an mich selbst den Anspruch habe, vorgebrachte Argumente auch begründen zu können, mag das am Ende als starres Beharren auf meinem Standpunkt rüber kommen. Das ändert sich, wenn jemand meine Argumente auf der sachlichen Schiene zerpflückt und ich mich geschlagen geben muss.

Auch ich würde mich freuen, wenn man dieses und andere Themen irgendwann mal live diskutieren könnte. Mein Statement zu Prof. Ott kommt noch, versprochen.

Viele Grüsse

Lars
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Lars,

Bollmann schrieb:
Bisher gibt es nur das Beispiel Dänemark, was zeigt, dass ein landesweites Management machbar ist und funktionieren kann

Haben wir nicht noch ein paar mehr? Die Niederlande, Komplettverzicht auf ein Management, kein Handlungsbedarf ... die Schweiz mit Ansätzen zu Controlling u. Regulierung (aber dort eben auch das relativ sanfte 'Wegdrücken an größere Gewässer)?


Bollmann schrieb:
Einen Schaden methodisch nicht nachweisen zu können, bedeutet nicht, dass es keinen Schaden gibt.

An dieser Stelle hat dann aber nur die Fraktion ein echtes Argumentationsproblem, die den Schaden vermutet, denn:
Einen Schaden methodisch nicht nachweisen zu können, bedeutet vor allem nicht, dass es einen Schaden gibt.


Bollmann schrieb:
Ansonsten könnte es passieren, dass die Massnahmen "zu erfolgreich" sind und man den Kormoran erneut gefährdet.
Auch das noch ... :augen

Hmmm ...für mich ein echtes Argument gegen die Bestrebungen zu einem Kormoran-Management.


Bollmann schrieb:
Vergleicht man die Haltung des NABU bezüglich der Bejagung von Fuchs & Co. mit der Haltung zum Thema Kormoran, wird der Widerspruch offensichtlich.

Ich halte es für offensichtlich, dass der NABU hier auch nicht zuende gedacht hat.
Den Widerspruch kann ich ebenfalls erkennen ... auch hier wird kein Gleichgewichtszustand zum Ziel der Maßnahmen.


Bollmann schrieb:
Sobald sich die Bestände von Europäischem Aal, Äsche und anderen gefährdeten Arten wieder innerhalb "sicherere biologischer Grenzen" bewegen, lasse ich mit mir über das zu akzeptierende Bestandsniveau des Kormorans reden.

Sind die Gefährdungen der Bestände von Aal und Äsche denn monofaktoriell durch den Kormoran verursacht? Nein, sind sie nicht, wissen wir alle ...

Wr sollten bereits wesentlich früher über das zu akzeptierende Bestandsniveau des Kormorans reden ... wie Thorsten halte ich es gegenwärtig für erreicht. Weitere Senkungen funktionieren nur über das Senken von ökosystemaren K-Werten, erhöhte Artendiversität (Fressfeinde) etc.


Bollmann schrieb:
Der Mangel an "Beweglichkeit" mag daran liegen, dass ich das Wirken der Kormorane seit vielen Jahren intensiv beobachte, das Thema lange vor diesem Thread mit sehr vielen Leuten weit ausführlicher diskutiert habe und so zu meinem eigenen Standpunkt gekommen bin, den ich hier vertrete.

Hmm ... das möchte ich für mich ebenfalls gerne in Anspruch nehmen. Meiner Beweglichkeit hat das aber nicht geschadet ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Thomas,

Thomsen schrieb:
Haben wir nicht noch ein paar mehr? Die Niederlande, Komplettverzicht auf ein Management, kein Handlungsbedarf ... die Schweiz mit Ansätzen zu Controlling u. Regulierung (aber dort eben auch das relativ sanfte 'Wegdrücken an größere Gewässer)?

kein Handlungsbedarf in den Niederlanden? Irgendwie hab' ich die Kollegen von einem Niederländischen Anglerverband auf der Tagung in Bonn da am Ende anders verstanden ... ;) Und bei dem Ansatz in der Schweiz bin ich mehr als gespannt, wie es weiter geht. Noch haben sie nur eine Hand voll Kormorane. Mal sehen, wie die Reaktionen ausfallen, wenn sie merken, dass ihr System so nicht funktioniert.

An dieser Stelle hat dann aber nur die Fraktion ein echtes Argumentationsproblem, die den Schaden vermutet, denn:
Einen Schaden methodisch nicht nachweisen zu können, bedeutet vor allem nicht, dass es einen Schaden gibt.

Stimmt auffallend. Der Schaden lässt sich in dem Fall weder beweisen noch ausschliessen. In der Situation war es dann fast ein Glücksfall, dass sich die Aalbestände in Brandenburger Gewässern nur noch aus Besatz rekrutierten. Über die Auswertungen von Speiballenanalysen und dem Mageninhalt konnte man so zumindest beim Aal den Schaden ermitteln. Schlappe 13% Aalanteil an der Nahrungsmenge bei einem Durchschnittsgewicht von 145 Gramm. Macht pro Kormoran gut 50 Aale im Jahr. Bei gut 14.000 Vögeln im Jahr 2003 waren das mit 750.000 Stück schon etwa ein Drittel der in den letzten Jahren jeweils eingebrachten Satzaalmengen. Ich nenne das Schaden.

Ich halte es für offensichtlich, dass der NABU hier auch nicht zuende gedacht hat.
Den Widerspruch kann ich ebenfalls erkennen ... auch hier wird kein Gleichgewichtszustand zum Ziel der Maßnahmen.

Ich hatte befürchtet, dass so ein Spruch kommt. Alle doof, nur Thomas nicht ... :roll Vielleicht solltest Du zum Bodensee düsen und das mit Herrn Baumann vom dortigen NABU ausdiskutieren. Ihr würdet ein Traumpaar abgeben! :klatsch:

Sind die Gefährdungen der Bestände von Aal und Äsche denn monofaktoriell durch den Kormoran verursacht? Nein, sind sie nicht, wissen wir alle ...

Eben! Und weil man das weis, knöpft man sich die einzelnen Faktoren vor und ändert sie, so weit das möglich und nötig ist. Während man gegen die klimatischen Faktoren relativ machtlos ist, sind wir beim Glasaalexport, der Durchgängigkeit der Flüsse, deren Renaturierung, der Wasserqualität und beim längst überfälligen Kormoranmanagement schon ein gutes Stück weiter.

Wr sollten bereits wesentlich früher über das zu akzeptierende Bestandsniveau des Kormorans reden ... wie Thorsten halte ich es gegenwärtig für erreicht. Weitere Senkungen funktionieren nur über das Senken von ökosystemaren K-Werten, erhöhte Artendiversität (Fressfeinde) etc.

Da sich die "ökosystemaren K-Werte" auf absehbare Zeit nicht gegen den Kormoran wenden werden und sich die hier eigentlich heimischen Fressfeinde leider nicht schnell genug erholen, um ihren Job zu machen, bin ich noch immer dafür, dass wir im Rahmen der Möglichkeiten eingreifen. Ansonsten verschwinden in der Zwischenzeit sehr wahrscheinlich ein paar Arten, die im Gegensatz zum Kormoran noch nicht über den Berg sind. Aber das hatten wir alles schon x-fach in diesem Thread und es wird sicher nicht spannender, wenn wir es auf jeder zweiten Seite wiederholen ... ;)

Viele Grüsse

Lars
 
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