Hi Casa,
ich versuche mal ein paar deiner Fragen zu beantworten. Auf das sonstige "Stammtischgelaber" gehe ich lieber nicht ein, sonst bekomme ich nämlich auch einen Brechreitz.
Die natürlichen Fischbestände sind -sofern überhaupt noch vorhanden- ziemlich klein.
Na ja, das kann man so nicht stehen lassen. Selbstverständlich gibt es in natürlichen Gewässern auch natürliche Fischbestände - sowohl qualitativ als auch quantitativ. Das bspw. eine natürliche Bafo-Population nach dem Maßstab des Durchschnittsanglers, der von seinen unnatürlich hoch besetzten Vereinsgewässern ausgeht, eher "klein" ist, hat andere Ursachen als den Kormoran.
Das ist einfach nicht der geeignete Zeitpunkt einen weiteren Fischfänger zu etablieren.
Hier wird doch nicht plötzlich und unerwartet ein "weiterer Fischfänger" etabliert. Der K erobert einen Lebensraum zurück, der ihm durch massive Verfolgung in der Vergangenheit genommen wurde. Wenn wir heute in ehemals völlig verdreckte Bäche wieder erfolgreich Fischarten ansiedeln, die dort vor dem heilsbringenden Eingriff des Menschen heimisch waren, spricht ja auch kein Mensch davon, einen weiteren Fischfänger - dann auch das sind z.B. Bafos - zu etablieren.
Und mit den Fischereiabgaben und Vereinsbeiträgen Vogelfutter zu kultivieren ... da bin ich eher eigennützig und fang den Fisch selber.
Kannst mir glauben, dass ich auch egoistisch genug bin, einen Fisch lieber selber zu fangen, als ihn einem K zu überlassen.
Das was du da ansprichst ist ein echtes Problem. Allerdings auch nicht wirklich neu, denn genau das war ja vor vielen Jahren der Hauptgrund für die fast vollständige Ausrottung des K. Eigentlich sollten wir jetzt ein paar Schritte weiter sein als unsere Vor-Vorfahren und nicht sofort die gleichen "Patentrezepte" aus dem Hut zaubern. Gottseidank gibt es in beiden Lagern - sowohl bei den Federfreunden als auch bei Anglern und Teichwirten - vernünftige Menschen, die sich auch zusammensetzen und gemeinsam über Lösungsstrategien nachdenken. Zum Teil sogar erfolgreich, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die große Menge an uninformierten, falsche Parolen nachplappernden Dumpfbacken an solchen Veranstaltungen nicht teilnehmen.
Was würde geschehen, wenn von Vereinen und Verbänden keine Gewässer mehr fischereiwirtschaftlich betreut werden?
Tja, kann man sich sogar mit wenig Fantasie vorstellen, was dann passiert. Nur erkenne ich in dieser Frage nicht den Zusammenhang mit dem K. Aber mal ne Gegenfrage: was würde passieren, wenn die Vogelfreunde sich nicht um ihre Lieblinge kümmern würden, Umweltverbände keine Umweltsünden anprangern würden, Gewerkschaften nicht mehr für Arbeitnehmerinteressen einstehen usw usw.
Was wäre, wenn die Kormorane sich von den 'natürlichen Fischbeständen' ernähren müssten?
Es gäbe weniger von ihnen. Muß ich dir aber jetzt nicht erklären, oder?
Könnten sie sich dann dauerhaft halten, oder würden beide -Fisch und Vogel- einfach verschwinden?
Nee, der K würde nur alle Fische ausrotten und danach seine Ernährung auf Luft und Liebe umstellen oder sich auf Feldhamster, Kaninchenbabys oder unbeaufsichtigte Kleinkinder stürzen - also wehret den Anfängen!
Ich kann nur jedem nahelegen, sich ein bißchen mit den Zusammenhängen im Räuber/Beute-Verhältnis zu beschäftigen.
Wenn du bspw. einen See als abgeschlossenes System betrachtest, dann müßten nach dieser Logik über kurz oder lang nur noch Hechte im Wasser sein - alle anderen Fische wären ja konsequenterweise weggefressen. Völlig überraschend gibt es eine solche Situation aber nicht. Warum nur?
Die ganze Pressemitteilung wirkt seriös, verständig, wissenschaftlich ... ist sie aber nicht.
Für mich ist das nicht konsequent zu Ende gedacht.
Ich glaube die Pressemitteilung erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Seriosität.
Und zumindest deinem Schlussatz "Für mich ist das nicht konsequent zu Ende gedacht" kann ich uneingeschränkt zustimmen. Ich vermute, dass sich diese Aussage auf die Pressemitteilung des NaBu bezieht. Diejenigen Angler, die bei der Erwähnung des Kormoran nicht sofort reflexhaft reagieren, werden feststellen, dass auch die Statements und Forderungen aus der Anglerschaft nicht "konsequent zu Ende gedacht" sind. Und ja, den schwarzen Vogel zum "Vogel des Jahres" zu machen hat einen politischen Hintergrund - ebenso wie die Benennung des Aals zum "Fisch des Jahres".
Gruß Thorsten