Guten Morgen liebe Forengemeinde
Zu dem Thema habe ich auch einiges zu sagen. Zuerst aus meiner Sicht, als ich noch in Deutschland wohnte und dort, aufgrund von fehlendem Fischereischein, nie zum angeln kam, sondern oft an Gewässer ging um mir bei Anglern etwas abzuschauen. Ob nun von Nahem oder aus der Ferne.
Ich, als Frau, gehe nun also an einem See spazieren. Natürlich genieße ich dabei die Natur und die frische Luft, aber primär bin ich am Wasser um vllt. jemanden zu entdecken, der angelt und bei dem ich noch etwas lernen könnte. Meist erkenne ich schon aus mehreren Metern Entfernung, ob der angelnde Geselle ein freundlicher oder eben der der anderen Sorte ist. Je nach Bauchgefühl spreche ich diese Menschen an. Ich erkläre meinen Stand der Dinge, dass ich wissbegierig bin und gerne noch etwas lernen möchte. Zu 80 % aller (es waren IMMER Männer), wurde ich unfreundlich, wenn nicht sogar wortlos darauf hingewiesen dass ich ein Störfaktor wäre und mich doch bitte verziehen soll. Liegt es daran dass ich nun Frau bin und es so rüberkomme als wollte ich die Kerle nur angraben oder entsprach ich nicht dem äußerlichen Ideal.
Schade eigentlich. Es ist ja nicht so als ob ich Laie wäre und mich von den Fragen "Ist hier wirklich Fisch drin?" nach ganz oben arbeiten müsste. Vielmehr versuchte ich immer ein Gespräch aufzubauen über die Angelart, die jener betrieb, oder ähnliches.
Das man als Gesprächspartner beim Angeln nicht immer willkommen ist, dem war ich mir wohl bewusst aber ich war ja auch keine wildgewordene Furie, die um den See gehechtet ist um möglichst jeden Angler auszuquetschen. Nein Aufdringen ist so gar nicht meine Art.
Das war die Erfahrung aus Deutschland. Von Erfahrungen aus diversen Forellenteichen will ich jetzt gar nicht erst anfangen, denn selbst da habe ich, ohne jemals eine Prüfung gemacht zu haben, so manchen noch verbessern können was z.B. waidgerechtes Töten von Fischen angeht.
Nun jetzt wohne ich in der Schweiz und hier habe ich auch schon einige Erfahrungen sammeln können.
Meine Wohngegend ist ein Paradies für Fliegenfischer. Über 200 km Flußstrecken mit den herrlichsten Bachforellen die ich jemals gesehen habe.
Ich habe also Urlaub, es ist Sommer (die Fischereizeit beginnt hier am 15.Mai und endet am 15.September, dann ist Schluß)... ja es ist Somme, die Sonne scheint herrlich und ich entscheide mich an meine Lieblingsflußstrecke zu gehen um einfach die Natur zu genießen, ich nehme mir ein Buch mit und eine Decke. Ich setze mich, nicht unweit von einem italienischen Fliegenfischer, ins Gras und entspanne mich. Die Natur ist schließlich für alle da.
Die Entfernung zwischen mir und dem Angler beträgt geschätzte 400 m.
Keine 10 Minuten die ich in mein Buch geschaute habe, steht der italienische Kollege neben mir und versucht mir, eben auf italienisch, klar zu machen dass ich ihn störe. Er habe es nicht gerne wenn Leute hinter seinem Rücken sitzen.
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Warum muss soetwas sein ? Nun gut ich möchte jetzt einfach mal vorurteilsfrei gegenüber den Italienern haltne, aber ich finde nicht dass soetwas sein muss oder ?
Und genau solche Situationen passieren mir eigentlich ziemlich oft.
Nunja. Nun aus meiner Sicht während ich selbst die Rute schwinge
St.Moritzer See. Ein herrliches Gewässer. Glasklares Wasser und Fisch Fisch Fisch.
Es ist nachmittags 15 Uhr und mich mache mich, bepackt mit Spinnrute, am Ufer des Sees entlang. Suche die passende Stelle, habe sie auch gleich gefunden. Ein schöner Einlauf eines kleinen Baches. Das sieht doch gut aus.
Ich fange also an. In St.Moritz ist aktuell Sommersaison und man kann nicht davon sprechen dass es wenige Touristen hätte.
Ich habe also keine 5 Minuten den kleinen Spinner im Wasser, steht ein älteres holländiches Ehepaar neben mir. Ich weiß nicht ob ich so Deutsch aussehe, aber sie sprechen mich mit perfektem Deutsch an. Stellen diese und jene Fragen die meine Vorredner doch desöfteren als nervig empfinden. Ich beantworte diese und das Ehepaar verabschiedet sich sehr nett und sie sehen zufrieden aus.
5 Minuten später, selbes Gespann, nur diesmal aus Porutgal. Nachdem beide Parteien festgestellt haben, dass die Verständigung nur auf Englisch funktioniert entwickelt sich dasselbe Gespräch wie mit dem Ehepaar aus Holland. Auch diesen beiden stehe ich Rede und Antwort und auch sie sind zufrieden und setzen ihren Spaziergang fort.
Ich habe damit gerechnet dass ich so oft angesprochen werde, zumal ich nicht um die absolut fängige Uhrzeit angle.
Dieses Spiel mit Spaziergängern wiederholt sich ca. 15 mal und ich lerne die Frage "Schon was gefangen" in mehreren Sprachen. Aber alle miteinander waren sie freundlich. Und so wie sie mir begegnen, begegne ich auch Ihnen.
Natürlich habe ich nichts mehr gefangen, dafür war ich zum Großteil damit beschäftigt zu erklären wie denn der Namaycush nun in den St.Moritzersee kommt
Klar, ich wusste dass es viele Spaziergänger hat und habe mich daruf eingelassen, aber genau an derselben Stelle,traf ich als Spaziergänger auch schon oft angelnde Kollegen die keineswegs freundlich sind, dabei sind sie sich doch bewusst WO sie angeln und mit WAS sie dann rechnen müssen.
Das sind Dinge, die ich nicht verstehe.
Um aber noch etwas, für mich, ganz Wichtiges loszuwerden was ältere Mitmenschen betrifft. Ich als Krankenschwester, habe da natürlich ein ganz besonders soziales Herz aber ich möchte euch allen anderen, denen die Senioren manchmal gar nicht recht sind, auch etwas ans Herz legen.
Oft haben alte Menschen keine Angehörigen oder welche die sich nicht kümmern. Oft sind sie verwitwet und der einzige Gesprächspartner ist der Fernsehe und das Radio.
Wenn sie dann auch noch in frühen Jahren auch mal geangelt haben (und das haben viele !), dann ist der Drang zu einem Gespräch noch größer.
Solche Menschen sind einsam und ein noch so kleines Gespräch kann sie glücklich machen. Ich weiß, dass man als Angler nicht gleichzeitig als Freizeittherapeut fungiert, aber mit ein wenig Verständniss und Geduld kann man eben diesen Menschen eine wahnsinnige Freude bereiten
Ich hoffe ich werde jetzt nicht als die Retterin der Senioren abgestempelt, aber ich kenne viele alte Menschen und kenne auch ihre Sicht der Dinge
Liebste Grüße aus der Schweiz!