Ich finde die Fragestellung dieses Themas und die Antworten darauf gar nicht mal so falsch. Sicherlich fragt sich einjeder mal warum er an einem bestimmten Tag oder Gewässer mehr Spiegler oder mehr Schuppies fängt. In erster Linie hängt das natürlich vom Bestand ab, da dürften wir uns einig sein. Und um einen statistischen Wert zu erhalten, wie und was welche Karpfenform eher fängt, braucht man natürlich hohe Fangzahlen über einen langen Zeitraum. Dies ist in der Regel von einem einzigen Angler nicht machbar.
Genetisch gesehen, sollte man meinen die Geschmacksnerven und der Darm von Schuppen- und Spiegelkarpfen müssten gleich sein. Schließlich handelt es sich nur um Zuchtformen bzgl. der Körperform und des Schuppenkleides. Ein wichtiger Aspekt bei der Karpfenzucht war und ist auch die Schnell- und Großwüchsigkeit. Da haben wir zwischen der Urform, dem Wildkarpfen, und den Schuppis und Spieglern schon mal einen wesentlichen Unterschied. Damit ist schon mal klargestellt, dass das Fressverhalten je nach Karpenform nicht das gleiche sein kann.
Aber wie sieht es nun unter den beiden Zuchtformen aus. Auch da gibt es tatsächlich Unterschiede. Je nachdem woher der "Stamm" der Karpfen kommt, sind Unterschiede festzustellen. Die einen z.B. kämpfen wilder, sind muskulös gebaut, die anderen sind fett und träge - um's mal übertrieben darzustellen. Ein guter genetischer Karpfenstamm ist Grundlage für gute Abwachsraten (auch wenn es nur einer von sehr vielen Faktoren ist). In der Ernährung dürften sich also je nach Genen leichte Unterschiede aufzeigen.
Ein weiterer Aspekt ist auch die Besatzpolitik. Kommen die Fische alle von der selben Zucht? Werden sie aus den unterschiedlichsten Gewässern zugesetzt? Wie wir Menschen sind auch Karpfen "
Gewöhnungstiere". Wenn die Spiegler z.B. alle aus einem Gewässer stammen, in dem sie überwiegend tierische Nahrung wie Krebse, Larven, Muscheln usw. zu sich nahmen, werden sie - zumindest temporär - nach einem Umbesetzen diese Nahrung bzw. fischige Boilies bevorzugen. Wenn die Schuppis z.B. aus einem Fließgewässer abgefischt und umgesetzt wurden, haben sie ebenfalls andere Fressgewohnheiten. Je nachdem wann sie dann in unser Angelgewässer besetzt wurden, passen sie sich langsam dem Gewässer an. Somit ist also auch zu unterscheiden wielange ein Karpfen schon im Gewässer beheimatet ist.
Doch dies alles (pro Gewässer) auszuwerten halte ich für unmöglich. Aber die Unterschiede sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen.