Aufgrund verschiedener Anfragen zu
unseren Annahmerichtlinien und der Vorgehensweiße für die Begutachtung der Größenangaben in Fangmeldungen, hier in Kürze mal eine Aufklärung.
Es wäre natürlich zu einfach, wenn man nur das Verhältnis von z.B. Handbreite, Handlänge, Fingerbreite, Fingerlänge mit einer Pauschallänge ins Verhältnis zur Fischlänge setzen bräuchte. Es gehört viel mehr dazu um Fischgrößen auf Fotos so gut wie möglich einzuschätzen. Nachfolgend ein paar Auszüge aus unseren
internen Richtlinien für das Fisch-Hitparade Gutachter-Kollegium.
Fangfotos müssen aussagekräftig sein! Das heißt:
- die genaue Fischart muss eindeutig bestimmbar sein
- der Fisch muss komplett auf dem Foto zu sehen sein
- ein eindeutiger Vergleichspunkt, um die Längen-/Gewichtsangaben des Fisches nachvollziehen zu können, muss auf dem Foto ersichtlich sein
Zu einer Ablehnung der Fangmeldung in Bezug auf das Fangfoto führen folgende Punkte:
- Bilder bei denen der Hintergrund manipuliert oder ausgetauscht wurde
- Bilder bei denen das Gesicht des Fängers manipuliert oder ausgetauscht wurde
- Bilder bei denen Bereiche des Fischkörpers farblich verändert wurden
- Bilder mit teilweisen vergrößerten und/oder verkleinerten Bildbereichen
- Bilder deren Qualität zu schlecht ist, um z.B. eine genaue Artenidentifizierung vorzunehmen
- Bilder bei denen der Fischkörper nicht in voller Länge und Breite zu sehen ist (bei fehlenden Millimetern wird im Einzelfall entschieden)
- Bilder ohne eine Vergleichsmöglichkeit für die Längen-/Gewichtsangaben
Worauf ist zu achten bei der Einschätzung für die Längen-/Gewichtsangaben in Fangfotos:
- Entfernung Fischkörper zur Kameralinse (je weiter weg um so kleiner wirkt ein Fisch)
- Entfernung Fänger zum Fischkörper (je größer der Abstand - Stichwort: ausgestreckte Arme - um so größer wirkt der Fisch)
- Höhenunterschied der Kamera zum Fischkörper (geht der Kameramann in die Knie, wirkt der Fisch manchmal größer als wenn von oben nach unten fotografiert wird)
- Seitliche/Schräge oder Längsaufnahmen des Fischkörpers (Abstand zur Linse verlängert sich, weshalb der evtl. dahinterstehenden Vergleichspunkt/Fänger kleiner und der Fisch damit größer wirkt)
- Horizontal abgewinkelt gehaltene Fische, die z.B. mit dem Rücken oder aber mit dem Bauch der Kamera entgegen gehalten werden verändern die optische Größe des Fisches (ist der Bauch näher an der Linse als der Rücken wirken manche Fischarten gewichtiger, ist aber der Rücken näher an der Linse wird der Bauch unterdrückt und er Fisch wirkt somit ggf. kleiner)
- Längen- und Gewichtsangaben differieren bei gleicher Fischart oft stark voneinander aufgrund unterschiedlicher Gewässerarten (z.B. fließend oder stehend) oder aufgrund des Fangdatums vor oder nach der Laichzeit oder auch nach den Jahreszeiten und dem entsprechenden Freßverhalten oder nach Fischgeschlecht. Somit müssen alle Fangdaten bei der Beurteilung mit einbezogen werden.
- Die Korpulenzfaktoren sind bei Fischarten, auch wenn es sich um nahe verwandte Spezies handelt, oft sehr unterschiedlich. Auch kann man von Länge und Volumen nicht direkt das Gewicht ableiten, da manche Fische festes und damit schweres Fleisch haben, wobei andere evtl. fettreiches leichteres Fleisch haben oder z.B. einen hohen Anteil an Roggen oder Milchsträngen, größere Schwimmblase etc..
- Bereits ausgenommene Fische wirken aufgrund des leeren Bauchraumes meist magerer. Hier muss mit gesundem Anglerverstand das Volumen und damit das Gewicht hochgerechnet werden.
- Wichtigste Anhaltspunkte bei den Einschätzungen sind die Finger des Fängers. Anhand der Fingerbreite und der Handbreite lassen sich recht einfach ungefähre Hochrechnungen auf die Fischlänge machen.
- Fangfotos am besten immer zweimal ansehen, da der erste Eindruck nicht immer der richtige sein muss.
Zusätzliche Hinweise:
- Ein Fisch der z.B. einfach nur auf den Boden gelegt wird, ohne Vergleichspunkt im Foto, wird von uns seit Anfang 2007 nicht mehr in die Ranglisten aufgenommen.
- Das Ändern bzw. Verbessern der gesamten Bildschärfe, -helligkeit und -kontrast führt nicht zu einer Disqualifikation der Fangmeldung.
- Das Längen-/Gewichtsverhältnis sollte zu den Werten in unseren Ranglisten nicht um mehr als 20% abweichen (Abweichungen können z.B. bedingt von Jahreszeit, Gewässerart, Geschlecht, Fischpopulation und Laichzeit auftreten, sollten aufgrund der Fangangaben jedoch nachvollziehbar sein).
- Der Fisch muss vom Fänger selbst mit Hilfe einer Angelrute gefangen worden sein, wobei der Haken unbedingt im Maulbereich des Fisches gefasst haben muss. Also keine verendeten, mit einem Netz gefangenen und keine absichtlich oder unabsichtlich "gerissenen" (geschlenzten) Fische.
- Soweit bereits eine Fangmelde-Sperrung gegen den Fänger ausgesprochen wurde, können keine weiteren Fangmeldungen des Fängers mehr aufgenommen werden (Ausnahmen für eine befristete Fangmeldesperre werden in der Regel nur bei Junganglern angewandt).
- Solange die Einschätzungen des GuKo nicht zu einer einfachen Mehrheit für eine Ablehnung einer Fangmeldung führt, wird der Fang in die Ranglisten aufgenommen (im Zweifel für den Angeklagten).
Da wir Internas über Einzelfallentscheidungen aus nachvollziehbarem Grunde nicht veröffentlichen, unter folgendem Link ein Beispiel für einen unterstützenden Vergleich von Handbreite zur Fischlänge:
www.fisch-hitparade.de
Hier ein Beispiel für eine geschickte Fotoaufnahme eines Fanges, die jedoch aufgrund der Finger gut einschätzbar ist:
Und hier ein Beispiel bei dem o.g. Faktoren nur durch langjährige Erfahrung beim Einschätzen von Fangfotos begutachtet werden kann (Stichworte: siehe Hand hinter dem Fisch, Vergleichsgegenstände in schwer einschätzbarer Entfernung, Hand hinter dem Fisch und damit weiter vom Kameraobjektiv entfernt, schräger Winkel, Fingerkuppe im Maul usw.):
Zu Eurer Frage bzgl. "Anhaltspunkte" für Längenvergleich und Pixelumrechnungen (mit Dreisatz) auf Fangfotos:
Fingerbreite (Querfinger): Jugendliche u. Erwachsene Angler mit schmaler Statur: ca. 2,1 cm, Durchschnittsangler: ca. 2,5 cm, Angler mit kräftiger oder fettleibiger Statur: ca. 3,1 cm
Handbreite (an der Fingerwurzel): Jugendliche u. Erwachsene Angler mit schmaler Statur: ca. 7,6 cm, Durchschnittsangler: ca. 8,9 cm, Angler mit kräftiger oder fettleibiger Statur: ca. 12,2 cm
Ich hoffe damit einige Fragen beantwortet zu haben, empfehle jedoch nun nicht pauschal mit Hochrechnungen anzufangen, da absolut alles Einzelfallentscheidungen sind und somit jeder Fall für sich mit allen vorliegenden Faktoren und einer gesunden Portion Erfahrung betrachtet werden muss. Zudem
sehen mehrere Augen mehr und daher haben wir Gott sei Dank unser "Fisch-Hitparade Gutachter-Kollegium".