moin Olli,
die Frage aus dem Eingangspost hast du ja perfekt beantwortet, allerdings gleich die nächste Frage aufgeworfen. Auch der Satz, den ich oben zitiert habe, stimmt inhaltlich. Aber wie kommt "der Verbraucher" auf die Idee, er hätte ein Recht auf billigen Seefisch?
Wenn ich behaupte, ich hätte ein Recht auf billiges Bio-Rindfleisch, produziert nach höchsten ökologischen Normen, ausschließlich von glücklichen freilaufenden Rindviechern die nur beste kontrollierte Nahrung zu sich nehmen, dann darf man mir mit Recht einen Vogel zeigen. "Qualität hat seinen Preis" wird dann schnell ins Feld geführt (zu Recht). Warum soll das nicht auch für Wildfisch gelten?
Selbstverständlich wird der Fisch dann teurer - allerdings vermutlich immer noch nicht so teuer, wie es seiner knapper werdenden Ressource entspricht. Komisch, beim Erdöl sieht das jeder sofort ein: steigt die Nachfrage und sinkt oder stagniert die Förderung, steigt der Preis. Muß Rohöl mit immer höherem Aufwand (und höheren Umweltauflagen) gefördert werden, steigt der Preis ebenfalls. So, dann übertragen wir das mal auf den industriellen Fischfang.
Tatsächlich kann man das ja schon beobachten, z.B. bei Thunfischen oder Riesengarnelen. Die in freier Wildbahn erbeuteten Tiere sind schon fast doppelt so teuer wie die Zuchtexemplare. Gambas aus asiatischer Produktion - die mit den überhöhten Antibiotika-Werten und den Schwermetallrückständen - werden immer billiger, während gleichzeitig die Wildfänge immer teurer werden. Trotzdem haben beide "Produkte" noch ihre Abnehmer. Würde man also an die Hochseefischerei höhere Maßstäbe anlegen in Bezug auf Tierschutz (hier auch Beifangproblematik, Probleme durch verklappte Netze usw.) oder Quoten, dann fänden die deutlich teureren Fische immernoch ihre Abnehmer, das steht fest. Da das Produkt dann hochwertiger wäre und mithin auch teurer, muß sich das noch nichteinmal auf das Portemonai der Fischer auswirken.
Noch einen kleinen Denkanstoß: Wie oft kann man auch hier lesen, wieviel Geld und Zeit der durchschnittliche Angler investiert um an seinen Fisch zu kommen. "Da hättest du für das gleiche Geld 10 Jahre lang täglich Fisch kaufen können" hat bestimmt jeder schonmal gehört. Was nun, wenn ausgerechnet in diesem Punkt Aufwand und Ertrag ausnahmsweise mal in einem korrekten Verhältnis stehen? Soll heißen, der Fisch, den wir uns auf den Teller geangelt haben, ist tatsächlich das wert, was wir dafür investiert haben.
Gruß Thorsten