Kurzansitz
Mein letzter Kurzansitz ( eine Nacht) lag viele Wochen zurück, damals hatte ich die Futterstelle meines Kollegen einige Meter ins tiefere Wasser verlegt und einen guten Biss bekommen.
Nach kurzer Drilldauer, ich konnte es richtig spüren, hing die Schnur in einer Muschel, weil sich der Fisch die Kante aufwärts bewegte. Ein kurzer, heftiger Zug, dann war die Schnur durchgescheuert. Für dieses Mal blieb es bei dem einen Biss.
Diese Woche hatte mein Kollege wieder mit Mais angefüttert und statt auf Hecht und Zander entschloss ich mich, es auf Karpfen zu versuchen. Um drei war die Stelle angefüttert, diesmal mit Mais und Tigernuss, knapp daneben einige Boilies mit Muschelgeschmack.
Obwohl die Stelle in guter Wurfweite liegt, brachte ich die Ruten mit dem Boot aus und richtete dann mein Lager her. Der blaue Himmel hatte sich mittlerweile dunkel gefärbt und der Wind blies kräftiger.
Da ist ein Gewitter im Anzug dachte ich mir, als auch schon der Bissanzeiger mit heftigen Piepsern losging. Die Schnur lief schön ab, ich nahm die Rute und setzte einen Anschlag, der Fisch hing. Am Druck an der Rute spürte ich schon, daß auch dieser Fisch der sechs bis acht Kiloklasse angehört.
Er lieferte aber einen heftigen Kampf und nur mit Mühe konnte ich ihn aus dem Schilf fernhalten. Nach fünfzehn Minuten war er müde und ergab sich in den Kescher. Die Waage zeigte tatsächlich sechs Kilo und der schöne Spiegler durfte wieder schwimmen. Kaum war der Fisch im Wasser, brach auch schon die Hölle von oben los und ich musste mich mit den Hunden im Zelt verstecken, bis der Spuk vorbei war.
Nun war es merklich kälter geworden und Nebel stieg über dem See auf. Die Nacht blieb ereignislos und am Morgen begann ich, meine Sachen wieder zu packen.
Die Ruten blieben wie immer bis zuletzt im Wasser, aber gerade, als ich sie einholen wollte, sah ich, wie die Schnur der einen Rute nach links wanderte, ohne den Bissanzeiger auszulösen. Der Fisch verharrte und ich setzte den Anhieb.
Der Karpfen hing und begann sofort heftig zu kämpfen. Aber wie gestern gehörte er zu den Kleineren und musste sich schliesslich ergeben. Dennoch freute ich mich wie ein Schneekönig, den noch nie hatte ich in weniger als 24 Stunden zwei Fische gefangen.
Die Stelle liegt im Schlosssee, das ist der Bereich an der Badestelle in Götschendorf. Ich denke, dort schwimmen nur die jüngeren Fische, die ganz Großen bleiben im Hauptsee. Dort gibt es aber sehr wenige Angelplätze, die oft sogar unter der Woche belegt sind. Und mit den beiden Hunden ist das Angeln vom Floss aus immer so ne Sache, sonst würde ich öfter im Hauptsee ansitzen.