Mal eine kurze persönliche Einschätzung in Sachen Talsperre in der noch jungen Saison 2009.
In meinen Augen hat sich die Sperre in den letzten Jahren total verändert.
Karpfenangler brauchen ne dicke Hornhaut an den Füßen und am Hintern.
Gute Stellen erreicht man nur nach einem (sehr) langen Fußmarsch und dann braucht man viel Ausdauer beim Ansitz.
Tage- oder gar wochenlanges Blanken (Nixfangen) beim gezielten Karpfenangeln gehört mittlerweile scheinbar zur Normalität.
Offiziell werden schon seit Jahren keine Karpfen mehr gesetzt, inoffiziell schon.
Diese meist kleinen Satzkarpfen werden aber größtenteils in den ersten Wochen der Saison wieder herausgefangen bzw. "verteilen" sich im Laufe der Saison aufgrund der großen Fläche.
Desweiteren haben sich die Brachsen explosionsartig vermehrt.
In den 80ern bzw. frühen 90ern waren Brachsen eine Seltenheit bzw. im Prinzip im Gewässer nicht vorhanden.
Gefangene Brachsen dürfen aktuell nicht wieder zurückgesetzt werden.
Zum aktuellen Raubfischbestand kann ich noch nicht allzuviel beitragen.
Nur soviel: Barsche waren früher in allen Größen vertreten und der Fang eigentlich ein Kinderspiel.
In fast jeder Bucht oder anderen prägnanten Stellen hatte es geraubt, wenn die Stachelritter die Beutefische in die Enge trieben.
Momentan ist alles wie tot, kein Rauben oder Auseinanderspritzen von Kleinfischen, nicht mal ein springender Karpfen...nichts.
Ab und zu plätschert mal eine gesetzte Forelle und das war's auch meist schon wieder.
Wenn ich es nicht besser wüsste könnte ich denken, die Sperre ist erst vor kurzem angestaut worden.
Ich war gestern fast den ganzen Tag mit der Spinnangel unterwegs.
Das Ergebnis war ernüchternd aber auch ein wenig aufschlussreich.
Ich vermute bzw. bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass da in den letzten Jahren einiges schiefgelaufen ist.
Stichwort Raubbau bzw. Fischwilderei.
Am vergangenen Donnerstag war ich ab 5 Uhr zum Karpfenangeln am Wasser.
Gegen 7 Uhr kam ein anderer Angler und kurz darauf noch ein zweiter, welche sich unweit von mir niederließen.
Wie sich bei einem kurzen Gespräch herausstellte waren die "Kollegen" Russen und wohl jeden Tag dort am Angeln.
Gegen Mittag machten die beiden sich dann wieder vom Acker und ich hab mir mal die verlassenen Angelstellen angesehen.
Dort angekommen fiel mir ein Weidenzweig auf, der so gar nicht in die restliche Ufervegetation passen wollte.
Ich erinnerte mich, dass sich einer der beiden Russen einen solchen Zweig abschnitt und ein wenig daran rumschnitzte.
Ich dachte mir zu dem Zeitpunkt, dass ihm wohl langweilig ist und er sich die Zeit vertreiben will.
Bei näherer Betrachtung sah ich eine dünne grasgrüne geflochtene Schnur,
die von der Spitze (!) des Zweiges in's Wasser lief.
Schnur reingeholt und dann sah ich eine "Montage", die ich so noch nie zuvor gesehen hatte.
Ein kleiner noch lebender Schuppenkarpfen, aufgenäht auf ein Stahlvorfach mit einem Zwilling (Drilling mit 1 abgezwickten Flunke).
Aus den Kiemendeckeln ragten links und rechts je ein Stück Schaumgummi heraus und ein kleiner Schlüsselring war auch noch zu sehen.
Am Ende des Vorfachs ein Wirbel, in den ein selbstgegossenes Blei eingehängt war.
Ich gab dem Kärpflein dann erst mal den Gnadenstoß, tüddelte den ganzen Krempel zusammen und verstaute die Lege-Angel bei meinen Sachen.
Kurz darauf kam ein Kontrolleur, dem ich den Sachverhalt schilderte.
Eigentlich waren es 5 Mann, die mit einem Boot unterwegs waren, um die Angler zu kontrollieren.
Dabei erfuhr ich, dass das wohl kein Einzelfall gewesen ist und dass man die letzten Jahre "die Zügel etwas schleifen" gelassen hatte.
Wenig bzw. keine Kontrollen und dann solches Pack am Wasser, den Rest bzw. das Ergebnis kann man sich mit etwas Phantasie selber ausmalen.
Der Russe hätte bzw. hat sicher am selben Abend seine Lege-Angel kontrolliert.
Hoffentlich hat er sich auf dem Weg zum Wasser ein Bein gebrochen oder wird demnächst mal auf frischer Tat erwischt...
Wenn ich das eher mitbekommen hätte wäre er dran gewesen, ohne wenn und aber.
Von der Sorte "Angler" gibt es dort noch mehr und diese Art zu angeln [2 Angeln + Lege-Angel(n) ] kein Einzelfall.
Was ein halbwegs kräftiger Hecht mit dem Zweiglein macht, nachdem er den Köfi geschluckt hatte, dürfte jedem klar sein.
Zumal die Schnur noch intelligenterweise an der Spitze des Zweiges angebracht war.
Ausserdem wird von denen bekanntermaßen jeder noch so kleine Schwanz mitgenommen...purer Fischfang Hauptsache was zu Fressen.
Ich werde mir schwer überlegen, nächstes Jahr wieder eine Karte zu kaufen, wahrscheinlich eher nicht...
Schade drum, wieder ein Gewässer, wo der ehemals gute und vielfältige Fischbestand nur noch auf dem Papier und in Touristen- bzw. Angelheftchen existiert.