Thomas II
Neuer Petrijünger
Die Spur der Steine - Das Ruskentagebuch
Anfahrt und Tag 1 (06.06./07.06.2008)
Am 06.06.2008 hatte das Herunterzählen der Tage endlich ein Ende und Henry stand pünktlich um 04.00h morgens vor meiner Haustür.
In Windeseile wurde unser Gefährt beladen und es ging los Richtung Norden, erst einmal nach Rostock.
Die erste Etappe ging schnell vonstatten, die 5,75-stündige Überfahrt nach Trelleborg stellte uns, die wir entweder überhaupt oder so gut wie gar nicht geschlafen hatten, auf eine arge Geduldsprobe. Alle Versuche, auf der Überfahrt noch eine Mütze Schlaf zu bekommen, scheiterten kläglich.
Kurz vor dem Hafen von Trelleborg
gab es wenigstens noch etwas zu lachen:
Eine automatisierte Alkoholkontrolle, die auch noch selbst durchzuführen ist. Alter Schwede ...
Die letzte Etappe von Trelleborg nach Långö-Tomteholm am Ufer des Rusken brachte uns tiefere Erkenntnisse über schwedische Befindlichkeiten:
- 1m Sicherheitsabstand auf der Überholspur der Autobahn bei Tempo 110 ist absolut ausreichend
- Blinken ist eine komplett überflüssige Handlung
- Auf jeder autobahnnahen Freifläche befindet sich ein Golfplatz oder zumindest wird gerade einer gebaut (und etliche Schweden waren Freitag Nachmittag bereits beim Golfen)
Gegen 18.00h trafen wir bei unseren Gastgebern Gabriele und Otto, 2 ausgewanderte Aschaffenburger, im Adventure-Camp Småland ein.
Nach einigen Tassen Kaffee war die Fahrtmüdigkeit schnell vergessen, wir bezogen unser Quartier für die erste Nacht und verbrachten dann die letzte Stunde vor Dunkelheit, wer hätte es gedacht, angelnd.
Henry beförderte die ersten herrlich tiefdunkel gefärbten Barsche aus dem Rusken nahe der Einmündung des Vrigstadån ...
... während ich dagegen eifrig Gummifische versenkte (die neuen Raubfischvorfächer gehören auch in die Spinntasche, nicht in die Reisetasche, die natürlich im Haus stand).
So ging der Anfahrtstag zuende und wir gönnten uns ein paar Stunden Ruhe.
Frühmorgens am 07.06. bezogen wir schon wesentlich ausgeruhter unser eigentliches Quartier, das Haus Karlström.
Nachdem wir unsere Habseligkeiten eingeräumt und ordentlich mit Gabriele und Otto gefrühstückt hatten, inspizierten wir gemeinsam mit Otto erst einmal die Boote und Motoren, eines mit E-Motor lag am Vrigstadån, eines mit 4PS 4-Takter am Rusken.
Bei annähernd 30°, Windstille und wolkenlosem Himmel tasteten wir uns an den Rusken heran, wahrlich kein Kleingewässer mit seinen etwa 22km Länge und einer Maximaltiefe bis 21m.
Statt unserer Zielfische spürten wir erst einmal alte Bekannte auf ...
... und verkrümelten uns kurz vor dem Sonnenstich vom See, um besser später abends weiterzuangeln.
Zuerst wieder das gewohnte Bild ...
... doch dann hatten wir endlich einen erfolgversprechenden Bereich gefunden, der einen Artenwechsel beim Fang versprach.
Angeltechnisch ist Henry nicht gerade leicht zu verblüffen, am Ende der Abendsession war er es aber deutlich, hatte er doch gerade die ersten Zander seines Lebens geschleppt.
Ein seltsamer Angeltag ging gegen 0.00h zuende ... nur 2 Zander wollten einen herkömmlich geführten Gummifisch (alle anderen wurden geschleppt), und wenn schon Gummifisch, dann nur in schmutzig-weiß, ohne jede Ausnahme.
Auf einen standardgelben GuFi gab es nur eine halbherzige Attacke im Mittelwasser, der Angreifer konnte sich nach kürzester Zeit wieder losschütteln, die schmutzig-weißen wurden jedoch ausnahmslos komplett inhaliert.
So waren wir für diesen ersten Angeltag ohne jede Gewässerkenntnis absolut zufrieden: 3 Hechte und 8 Zander traten den Bootsgang zu uns an.
Die Tatsache, dass die Bootsbesatzungen der benachbarten Nebenhäuser an diesem schwierigen Angeltag allesamt Schneider geblieben waren, schmälerte unser Tagesergebnis auch nicht gerade.
Tag 2 (08.06.2008)
Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück streckten wir erst mal vorsichtig unsere Wetterfühler aus.
Die Sonne brannte genauso erbarmungslos auf die Landschaft hernieder wie am Tag zuvor, Temperaturen bis an die 30°, soweit also keine Änderung.
Was sich allerdings geändert hatte, war die Windrichtung, und zwar um genau 180°, Tag 2 bescherte uns nun Südwind.
Wir beschlossen, nicht vor 18.00h auszufahren, und verbrachten die heißesten Stunden bevorzugt in schattigen Bereichen des Gartens unseres Hauses.
Im Verlauf des Tages frischte der Wind immer weiter auf, und als wir startbereit im Boot saßen, wehte uns eine recht flotte Windstärke 6 um die Ohren.
Wir zuckten nur mit den Schultern und machten uns auf den Weg, schließlich lässt sich das Wetter nicht ändern. Als wir den offenen Bereich des Ruskens erreichten, wurden wir von Wellen in Empfang genommen, für die die Ostsee sich nicht hätte schämen müssen. Das hinderte uns aber nicht daran, den Angelbereich des Vortages schleppend und auf Schleichfahrt zu erreichen.
Hier befanden wir uns hinter der langgestreckten Insel Furö im relativen Windschatten.
Kurz vor 19.00h legte sich der erste Zander an Henrys Schlepprute mächtig in’s Zeug, der erste Kontakt war erstellt.
Ihm gleich tat es kurz vor halb Acht der erste Hecht des Tages, eine Viertelstunde später der zweite.
Wir waren einigermaßen erleichtert: trotz der geänderten Wetterlage bissen die Fische an dem ersten uns bekannten Spot.
Kurz darauf fing auch ich meinen ersten Hecht, sogar einen ganz ordentlichen, es sollte aber der einzige Hecht bleiben.
Meine Bastelstunde am Vormittag sollte sich bezahlt machen, ich hatte mir aus meinen Kästen alles zusammengeräumt, was entfernt nach schmutzig-weiß aussah.
Kurz nach Acht setzte es den ersten Zander, man beachte, wie sehr mich die Sonne bereits strapaziert hatte ...
... etwa halb Neun den zweiten ...
... kurz vor Neun den dritten ...
... und ziemlich zum Schluss den vierten, den ich zu meiner ausgesprochenen Freude auf einen weißen „Fluffi“ fing, und das bei dessen erstem Einsatz. Der Zander war aber recht klein, wir verzichteten auf ein Photo, der sollte ganz schnell wieder zurück in den Rusken.
Wie am Vortag war der Spuk dann wie auf Knopfdruck um 22.30h vorüber ... wir angelten noch ein wenig weiter, um den Beweis zu erbringen ... und erbrachten ihn.
So zogen wir auf der Rückfahrt zu unserem Hafen Fazit: 3 Hechte und 6 Zander, alle geschleppt, kein Fang auf geführten Gummiköder, wir hatten es immer wieder versucht.
In dem Bewusstsein, der Lösung dieses Rätsels noch keinen Schritt näher gekommen zu sein, machten wir uns gegen 01.00h lang und freuten uns schon auf den nächsten Angeltag.
Tag 3 (09.06.2008)
Tag 3 brachte keinerlei Wetteränderung. Die Sonne schien, als ob sie Lohn dafür bekäme und auch der Wind ließ sich nicht lumpen.
Wie am Tag zuvor hielten wir uns bevorzugt im Schatten auf, bis die späteren Nachmittagsstunden herankamen. Gegen 18.00h war es dann endlich soweit, wir brachen zuerst zu unserer Insel auf.
Henry wollte es wissen, und so ankerten wir an der ersten Stelle, um einige Würfe zu machen. Und siehe da, endlich wurde mal wieder ein Fisch auf einen geführten Gummifisch gefangen.
Und weil einmal keinmal ist, ließ Henry gleich noch einen folgen:
Henry frohlockte bereits, dass er endlich die richtige Einholgeschwindigkeit gefunden hätte, die einem geschleppten Köder ähnelte, aber: es sollten die einzigen Fänge des Tages auf geführten Köder bleiben, der Rest wurde wieder einmal geschleppt.
Zwei Hechte später war uns klar, dass der Inselbereich heute nicht erste Wahl war. Wir entschlossen uns, im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Ufern aufzubrechen. So siedelten wir an die Uferlinie gegenüber der Insel über.
Dort wurden wir sofort (der Schleppköder war noch am Absinken) mit Fisch belohnt:
Kurz darauf rappelte es auch in meiner Rute:
Und so ging es tatsächlich munter weiter, wir waren hier bereits schleppend in Richtung Heimathafen unterwegs:
Und ein Photo noch zum Abschluss ...
In der letzten Stunde hatten wir noch einmal richtig zugeschlagen ... daher lässt sich die Bilanz des Tages gut vorzeigen: 2 Hechte und 12 Zander.
Für den nächsten Tag hofften wir nun auf bedecktes Wetter, um den Zandern auch tagsüber nachstellen zu können ...
Tag 4 (10.06.2008)
Die Zusammenfassung von Tag 4 ist schnell geschrieben: Windstärke 9-10, an eine Ausfahrt auf den Rusken war nicht zu denken.
Aber seht und hört selbst:
Wir versuchten es mit dem Boot mit E-Motor auf dem nicht so exponiert liegenden Vrigstadån, aber: keine Chance, wir sind gegen den Wind mit Mühe und Not zur Ablegestelle zurückgekommen..
Warten auf den nächsten Tag ...
Tag 5 (11.06.2008)
Die ganze Nacht über tobte der Sturm um’s Haus ... der Morgen sah dann ein wenig freundlicher aus, aber eben auch nur ein wenig. Immer wieder fuhren heftige Windböen durch die Landschaft.
Zwischendurch gab es auch ein paar Regenschauer ... immer noch kein Ausfahrtwetter. Wenn nur der Wind nicht wäre ... mit allen anderen Wetterbedingungen würden wir uns schon zu arrangieren wissen.
Also begann unser Tag folgendermaßen:
Gegen Spätnachmittag waren dann die Bedingungen für eine Ausfahrt auf den Rusken akzeptabel, vorsichtshalber haben wir uns aber in alle Kleidungsstücke eingepackt, die wir zu Angelzwecken dabei hatten.
Bereits auf dem Weg zum Rusken, somit noch im Verbindungskanal, der z.T. Tiefen über 7m aufweist, gelang es Henry, einen ersten Zander zu überlisten.
Vorher hatten sich schon zwei Hechtfritten reinsten Wassers meine Gummiköder einverleibt.
Hier ein Bild, das die äußeren Bedingungen auf dem Rusken dokumentiert:
Die Wassertemperatur des Rusken war durch den Sturm um glatte 5° gefallen, es windete und schaukelte immer noch einigermaßen fröhlich vor sich hin
Kurz nach dem Seefoto schlug Henry wieder zu ...
... und danach nochmal ich, schon mein dritter Hecht des Tages, wenigstens kein ausgemachter Nachwuchs wie vorher.
Kurz vor 22.00h gab es dann den ersten schönen Fang des Tages, einen 67er Zander, dem Henry sogar einen geführten Gummifisch schmackhaft machen konnte.
Inzwischen hatte sich herauskristallisiert, dass man tatsächlich genau zwischen die ‚beiden’ Steine werfen musste, zwischen denen die Zander standen, dann bissen sie auch auf geführte Gummifische.
Henry hatte das Glück des Tüchtigen und wurde so ansehnlich belohnt.
Ein kleiner Zander kam einige Minuten später hinterher ...
... und nach einer halbstündigen Bisspause konnte auch ich endlich meinen ‚Hechtfluch’ abschütteln.
Der folgende Schleppfang, gleichzeitig der letzte Fisch des Tages, mit dem wir auch wieder zweistellig wurden, gehört dann schon in die Kategorie ‚Wunschfisch’.
Wir hatten ein kleines Plateau auf dem E-Lot ausgemacht, das uns bereits die letzten 3 oder 4 Zander beschert hatte.
Die Belohnung für das intensive Befischen dieses relativ kleinen Gebietes mit Hot-Spot-Charakter war exakt 72,5cm lang und 3,6kg schwer, bis hierhin ganz klar unser bester Fang. Der Zander setzte sich wirklich mit allem zur Wehr, was ihm zur Verfügung stand, aber Henry behielt souverän die Überhand.
Gegen Mitternacht endete dann unser Tag, wie er begonnen hatte ...
Tag 6 (12.06.2008)
Eine unter Bootsanglern weit verbreitete Unpässlichkeit ließ mich den Fokus des heutigen Tages nolens volens auf den EM-Gruppenspieltag legen.
Henry, der sich nicht einmal für große Turniere interessiert, fuhr derweil bereits am späten Vormittag auf den See.
Nachmittags kam er völlig durchnässt wieder herein und berichtete zum einen von 2 Zandern und einem Hecht, zum anderen von Sturmböen, schweren Regenschauern und einem ausgewachsenen Hagelschauer.
Gegen 18.00h startete er zur Abendsession, von der er gegen 0.00h wieder zurückkehrte. Er konnte 4 Zander zum Anbiss bringen, 2 davon hat er photographisch für uns festgehalten
So bestand der Tagesfang unseres Einzelkämpfers aus 6 Zandern und einem Hecht.
Tag 7 (13.06.2008)
Freitag, der 13. ... ich bin endlich wieder uneingeschränkt einsatzbereit. Am späten Vormittag beschlossen wir, die Hechte ein wenig zu ärgern.
Das Wetter hatte sich nicht geändert, ein stabiles Tiefdruckgebiet beherrschte weiterhin die Szenerie.
Bis zum ersten Hecht dauerte es nicht sonderlich lange ...
... der zweite Biss erfolgte zehn Minuten später.
Ein Stunde später hatte ich einen knallharten Biss auf Barschimitat unweit des Bootes. Nach heftiger Gegenwehr und einigen Fluchten kam mein Kontrahent an die Oberfläche, an der Henry ihn bereits vorab ablichtete.
Er zog noch einmal in die Tiefe, dann konnte ich ihn endlich mit Nackengriff landen.
Mit 74,5cm unser bisher bester Hecht ... der als Geschenk an unsere Gastgeber ging.
Henry beendete die Tagessession mit einem der wenigen Barsche, die größeren Exemplare hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht gefunden.
Zu Beginn der Abendsession machten wir zwischendurch mal ein fischloses Photo:
So sieht es auch an den meisten Stellen auf dem Gewässergrund aus ... wer der Spur der Steine folgt, findet zum Fisch.
So geschehen kurz nach halb Neun ..
... kurz nach Neun ...
... und dann gar im Minutenabstand bei zwei aufeinanderfolgenden Würfen:
Kurz vor Zehn und kurz vor halb Elf begrüßten uns dann die beiden letzten Fische des Tages ...
Fazit des Tages: 11 Fische, 5 Hechte, 5 Zander und ein Barsch, dazu etliche Fehlbisse und sogar Verluste während des Drills.
Die Zander bissen nun anders als während der Hochdruckphase, nämlich ganz spitz und mehr oder minder unlustig. Schwierige Bedingungen ...
Das war unsere erste Angelwoche am Rusken. Sie bescherte uns fangstatistisch 21 Hechte, 55 Zander und 4 Barsche.
Über den Rusken lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt Folgendes sagen: für erfolgreiches Angeln ist die Ausstattung Boot/Motor/Echolot Pflicht, ansonsten ist man auf dem See aufgeschmissen.
Der See ist wunderschön, aber nicht ganz ungefährlich: an vielen Stellen ragen Steine nur knapp über die Wasseroberfläche heraus, an manchen Stellen befinden sie sich (abhängig auch vom Wasserstand) sogar knapp unter der Wasseroberfläche.
Da ist vorsichtiges Fahren angesagt, damit es kein Unglück gibt ...
Nun freuen wir uns mit besserer Gewässerkenntnis auf den zweiten Teil unseres Angelaufenthaltes in Schweden.
Der zweite Teil des Berichts folgt dann, wenn wir wieder zu Hause sind ...
Wir hoffen, dass Ihr am ersten Bericht ein wenig Freude hattet ... bis dann und Petrus sei Euch allen gewogen.
Anfahrt und Tag 1 (06.06./07.06.2008)
Am 06.06.2008 hatte das Herunterzählen der Tage endlich ein Ende und Henry stand pünktlich um 04.00h morgens vor meiner Haustür.
In Windeseile wurde unser Gefährt beladen und es ging los Richtung Norden, erst einmal nach Rostock.
Die erste Etappe ging schnell vonstatten, die 5,75-stündige Überfahrt nach Trelleborg stellte uns, die wir entweder überhaupt oder so gut wie gar nicht geschlafen hatten, auf eine arge Geduldsprobe. Alle Versuche, auf der Überfahrt noch eine Mütze Schlaf zu bekommen, scheiterten kläglich.
Kurz vor dem Hafen von Trelleborg
gab es wenigstens noch etwas zu lachen:
Eine automatisierte Alkoholkontrolle, die auch noch selbst durchzuführen ist. Alter Schwede ...
Die letzte Etappe von Trelleborg nach Långö-Tomteholm am Ufer des Rusken brachte uns tiefere Erkenntnisse über schwedische Befindlichkeiten:
- 1m Sicherheitsabstand auf der Überholspur der Autobahn bei Tempo 110 ist absolut ausreichend
- Blinken ist eine komplett überflüssige Handlung
- Auf jeder autobahnnahen Freifläche befindet sich ein Golfplatz oder zumindest wird gerade einer gebaut (und etliche Schweden waren Freitag Nachmittag bereits beim Golfen)
Gegen 18.00h trafen wir bei unseren Gastgebern Gabriele und Otto, 2 ausgewanderte Aschaffenburger, im Adventure-Camp Småland ein.
Nach einigen Tassen Kaffee war die Fahrtmüdigkeit schnell vergessen, wir bezogen unser Quartier für die erste Nacht und verbrachten dann die letzte Stunde vor Dunkelheit, wer hätte es gedacht, angelnd.
Henry beförderte die ersten herrlich tiefdunkel gefärbten Barsche aus dem Rusken nahe der Einmündung des Vrigstadån ...
... während ich dagegen eifrig Gummifische versenkte (die neuen Raubfischvorfächer gehören auch in die Spinntasche, nicht in die Reisetasche, die natürlich im Haus stand).
So ging der Anfahrtstag zuende und wir gönnten uns ein paar Stunden Ruhe.
Frühmorgens am 07.06. bezogen wir schon wesentlich ausgeruhter unser eigentliches Quartier, das Haus Karlström.
Nachdem wir unsere Habseligkeiten eingeräumt und ordentlich mit Gabriele und Otto gefrühstückt hatten, inspizierten wir gemeinsam mit Otto erst einmal die Boote und Motoren, eines mit E-Motor lag am Vrigstadån, eines mit 4PS 4-Takter am Rusken.
Bei annähernd 30°, Windstille und wolkenlosem Himmel tasteten wir uns an den Rusken heran, wahrlich kein Kleingewässer mit seinen etwa 22km Länge und einer Maximaltiefe bis 21m.
Statt unserer Zielfische spürten wir erst einmal alte Bekannte auf ...
... und verkrümelten uns kurz vor dem Sonnenstich vom See, um besser später abends weiterzuangeln.
Zuerst wieder das gewohnte Bild ...
... doch dann hatten wir endlich einen erfolgversprechenden Bereich gefunden, der einen Artenwechsel beim Fang versprach.
Angeltechnisch ist Henry nicht gerade leicht zu verblüffen, am Ende der Abendsession war er es aber deutlich, hatte er doch gerade die ersten Zander seines Lebens geschleppt.
Ein seltsamer Angeltag ging gegen 0.00h zuende ... nur 2 Zander wollten einen herkömmlich geführten Gummifisch (alle anderen wurden geschleppt), und wenn schon Gummifisch, dann nur in schmutzig-weiß, ohne jede Ausnahme.
Auf einen standardgelben GuFi gab es nur eine halbherzige Attacke im Mittelwasser, der Angreifer konnte sich nach kürzester Zeit wieder losschütteln, die schmutzig-weißen wurden jedoch ausnahmslos komplett inhaliert.
So waren wir für diesen ersten Angeltag ohne jede Gewässerkenntnis absolut zufrieden: 3 Hechte und 8 Zander traten den Bootsgang zu uns an.
Die Tatsache, dass die Bootsbesatzungen der benachbarten Nebenhäuser an diesem schwierigen Angeltag allesamt Schneider geblieben waren, schmälerte unser Tagesergebnis auch nicht gerade.
Tag 2 (08.06.2008)
Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück streckten wir erst mal vorsichtig unsere Wetterfühler aus.
Die Sonne brannte genauso erbarmungslos auf die Landschaft hernieder wie am Tag zuvor, Temperaturen bis an die 30°, soweit also keine Änderung.
Was sich allerdings geändert hatte, war die Windrichtung, und zwar um genau 180°, Tag 2 bescherte uns nun Südwind.
Wir beschlossen, nicht vor 18.00h auszufahren, und verbrachten die heißesten Stunden bevorzugt in schattigen Bereichen des Gartens unseres Hauses.
Im Verlauf des Tages frischte der Wind immer weiter auf, und als wir startbereit im Boot saßen, wehte uns eine recht flotte Windstärke 6 um die Ohren.
Wir zuckten nur mit den Schultern und machten uns auf den Weg, schließlich lässt sich das Wetter nicht ändern. Als wir den offenen Bereich des Ruskens erreichten, wurden wir von Wellen in Empfang genommen, für die die Ostsee sich nicht hätte schämen müssen. Das hinderte uns aber nicht daran, den Angelbereich des Vortages schleppend und auf Schleichfahrt zu erreichen.
Hier befanden wir uns hinter der langgestreckten Insel Furö im relativen Windschatten.
Kurz vor 19.00h legte sich der erste Zander an Henrys Schlepprute mächtig in’s Zeug, der erste Kontakt war erstellt.
Ihm gleich tat es kurz vor halb Acht der erste Hecht des Tages, eine Viertelstunde später der zweite.
Wir waren einigermaßen erleichtert: trotz der geänderten Wetterlage bissen die Fische an dem ersten uns bekannten Spot.
Kurz darauf fing auch ich meinen ersten Hecht, sogar einen ganz ordentlichen, es sollte aber der einzige Hecht bleiben.
Meine Bastelstunde am Vormittag sollte sich bezahlt machen, ich hatte mir aus meinen Kästen alles zusammengeräumt, was entfernt nach schmutzig-weiß aussah.
Kurz nach Acht setzte es den ersten Zander, man beachte, wie sehr mich die Sonne bereits strapaziert hatte ...
... etwa halb Neun den zweiten ...
... kurz vor Neun den dritten ...
... und ziemlich zum Schluss den vierten, den ich zu meiner ausgesprochenen Freude auf einen weißen „Fluffi“ fing, und das bei dessen erstem Einsatz. Der Zander war aber recht klein, wir verzichteten auf ein Photo, der sollte ganz schnell wieder zurück in den Rusken.
Wie am Vortag war der Spuk dann wie auf Knopfdruck um 22.30h vorüber ... wir angelten noch ein wenig weiter, um den Beweis zu erbringen ... und erbrachten ihn.
So zogen wir auf der Rückfahrt zu unserem Hafen Fazit: 3 Hechte und 6 Zander, alle geschleppt, kein Fang auf geführten Gummiköder, wir hatten es immer wieder versucht.
In dem Bewusstsein, der Lösung dieses Rätsels noch keinen Schritt näher gekommen zu sein, machten wir uns gegen 01.00h lang und freuten uns schon auf den nächsten Angeltag.
Tag 3 (09.06.2008)
Tag 3 brachte keinerlei Wetteränderung. Die Sonne schien, als ob sie Lohn dafür bekäme und auch der Wind ließ sich nicht lumpen.
Wie am Tag zuvor hielten wir uns bevorzugt im Schatten auf, bis die späteren Nachmittagsstunden herankamen. Gegen 18.00h war es dann endlich soweit, wir brachen zuerst zu unserer Insel auf.
Henry wollte es wissen, und so ankerten wir an der ersten Stelle, um einige Würfe zu machen. Und siehe da, endlich wurde mal wieder ein Fisch auf einen geführten Gummifisch gefangen.
Und weil einmal keinmal ist, ließ Henry gleich noch einen folgen:
Henry frohlockte bereits, dass er endlich die richtige Einholgeschwindigkeit gefunden hätte, die einem geschleppten Köder ähnelte, aber: es sollten die einzigen Fänge des Tages auf geführten Köder bleiben, der Rest wurde wieder einmal geschleppt.
Zwei Hechte später war uns klar, dass der Inselbereich heute nicht erste Wahl war. Wir entschlossen uns, im wahrsten Sinne des Wortes zu neuen Ufern aufzubrechen. So siedelten wir an die Uferlinie gegenüber der Insel über.
Dort wurden wir sofort (der Schleppköder war noch am Absinken) mit Fisch belohnt:
Kurz darauf rappelte es auch in meiner Rute:
Und so ging es tatsächlich munter weiter, wir waren hier bereits schleppend in Richtung Heimathafen unterwegs:
Und ein Photo noch zum Abschluss ...
In der letzten Stunde hatten wir noch einmal richtig zugeschlagen ... daher lässt sich die Bilanz des Tages gut vorzeigen: 2 Hechte und 12 Zander.
Für den nächsten Tag hofften wir nun auf bedecktes Wetter, um den Zandern auch tagsüber nachstellen zu können ...
Tag 4 (10.06.2008)
Die Zusammenfassung von Tag 4 ist schnell geschrieben: Windstärke 9-10, an eine Ausfahrt auf den Rusken war nicht zu denken.
Aber seht und hört selbst:
Wir versuchten es mit dem Boot mit E-Motor auf dem nicht so exponiert liegenden Vrigstadån, aber: keine Chance, wir sind gegen den Wind mit Mühe und Not zur Ablegestelle zurückgekommen..
Warten auf den nächsten Tag ...
Tag 5 (11.06.2008)
Die ganze Nacht über tobte der Sturm um’s Haus ... der Morgen sah dann ein wenig freundlicher aus, aber eben auch nur ein wenig. Immer wieder fuhren heftige Windböen durch die Landschaft.
Zwischendurch gab es auch ein paar Regenschauer ... immer noch kein Ausfahrtwetter. Wenn nur der Wind nicht wäre ... mit allen anderen Wetterbedingungen würden wir uns schon zu arrangieren wissen.
Also begann unser Tag folgendermaßen:
Gegen Spätnachmittag waren dann die Bedingungen für eine Ausfahrt auf den Rusken akzeptabel, vorsichtshalber haben wir uns aber in alle Kleidungsstücke eingepackt, die wir zu Angelzwecken dabei hatten.
Bereits auf dem Weg zum Rusken, somit noch im Verbindungskanal, der z.T. Tiefen über 7m aufweist, gelang es Henry, einen ersten Zander zu überlisten.
Vorher hatten sich schon zwei Hechtfritten reinsten Wassers meine Gummiköder einverleibt.
Hier ein Bild, das die äußeren Bedingungen auf dem Rusken dokumentiert:
Die Wassertemperatur des Rusken war durch den Sturm um glatte 5° gefallen, es windete und schaukelte immer noch einigermaßen fröhlich vor sich hin
Kurz nach dem Seefoto schlug Henry wieder zu ...
... und danach nochmal ich, schon mein dritter Hecht des Tages, wenigstens kein ausgemachter Nachwuchs wie vorher.
Kurz vor 22.00h gab es dann den ersten schönen Fang des Tages, einen 67er Zander, dem Henry sogar einen geführten Gummifisch schmackhaft machen konnte.
Inzwischen hatte sich herauskristallisiert, dass man tatsächlich genau zwischen die ‚beiden’ Steine werfen musste, zwischen denen die Zander standen, dann bissen sie auch auf geführte Gummifische.
Henry hatte das Glück des Tüchtigen und wurde so ansehnlich belohnt.
Ein kleiner Zander kam einige Minuten später hinterher ...
... und nach einer halbstündigen Bisspause konnte auch ich endlich meinen ‚Hechtfluch’ abschütteln.
Der folgende Schleppfang, gleichzeitig der letzte Fisch des Tages, mit dem wir auch wieder zweistellig wurden, gehört dann schon in die Kategorie ‚Wunschfisch’.
Wir hatten ein kleines Plateau auf dem E-Lot ausgemacht, das uns bereits die letzten 3 oder 4 Zander beschert hatte.
Die Belohnung für das intensive Befischen dieses relativ kleinen Gebietes mit Hot-Spot-Charakter war exakt 72,5cm lang und 3,6kg schwer, bis hierhin ganz klar unser bester Fang. Der Zander setzte sich wirklich mit allem zur Wehr, was ihm zur Verfügung stand, aber Henry behielt souverän die Überhand.
Gegen Mitternacht endete dann unser Tag, wie er begonnen hatte ...
Tag 6 (12.06.2008)
Eine unter Bootsanglern weit verbreitete Unpässlichkeit ließ mich den Fokus des heutigen Tages nolens volens auf den EM-Gruppenspieltag legen.
Henry, der sich nicht einmal für große Turniere interessiert, fuhr derweil bereits am späten Vormittag auf den See.
Nachmittags kam er völlig durchnässt wieder herein und berichtete zum einen von 2 Zandern und einem Hecht, zum anderen von Sturmböen, schweren Regenschauern und einem ausgewachsenen Hagelschauer.
Gegen 18.00h startete er zur Abendsession, von der er gegen 0.00h wieder zurückkehrte. Er konnte 4 Zander zum Anbiss bringen, 2 davon hat er photographisch für uns festgehalten
So bestand der Tagesfang unseres Einzelkämpfers aus 6 Zandern und einem Hecht.
Tag 7 (13.06.2008)
Freitag, der 13. ... ich bin endlich wieder uneingeschränkt einsatzbereit. Am späten Vormittag beschlossen wir, die Hechte ein wenig zu ärgern.
Das Wetter hatte sich nicht geändert, ein stabiles Tiefdruckgebiet beherrschte weiterhin die Szenerie.
Bis zum ersten Hecht dauerte es nicht sonderlich lange ...
... der zweite Biss erfolgte zehn Minuten später.
Ein Stunde später hatte ich einen knallharten Biss auf Barschimitat unweit des Bootes. Nach heftiger Gegenwehr und einigen Fluchten kam mein Kontrahent an die Oberfläche, an der Henry ihn bereits vorab ablichtete.
Er zog noch einmal in die Tiefe, dann konnte ich ihn endlich mit Nackengriff landen.
Mit 74,5cm unser bisher bester Hecht ... der als Geschenk an unsere Gastgeber ging.
Henry beendete die Tagessession mit einem der wenigen Barsche, die größeren Exemplare hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht gefunden.
Zu Beginn der Abendsession machten wir zwischendurch mal ein fischloses Photo:
So sieht es auch an den meisten Stellen auf dem Gewässergrund aus ... wer der Spur der Steine folgt, findet zum Fisch.
So geschehen kurz nach halb Neun ..
... kurz nach Neun ...
... und dann gar im Minutenabstand bei zwei aufeinanderfolgenden Würfen:
Kurz vor Zehn und kurz vor halb Elf begrüßten uns dann die beiden letzten Fische des Tages ...
Fazit des Tages: 11 Fische, 5 Hechte, 5 Zander und ein Barsch, dazu etliche Fehlbisse und sogar Verluste während des Drills.
Die Zander bissen nun anders als während der Hochdruckphase, nämlich ganz spitz und mehr oder minder unlustig. Schwierige Bedingungen ...
Das war unsere erste Angelwoche am Rusken. Sie bescherte uns fangstatistisch 21 Hechte, 55 Zander und 4 Barsche.
Über den Rusken lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt Folgendes sagen: für erfolgreiches Angeln ist die Ausstattung Boot/Motor/Echolot Pflicht, ansonsten ist man auf dem See aufgeschmissen.
Der See ist wunderschön, aber nicht ganz ungefährlich: an vielen Stellen ragen Steine nur knapp über die Wasseroberfläche heraus, an manchen Stellen befinden sie sich (abhängig auch vom Wasserstand) sogar knapp unter der Wasseroberfläche.
Da ist vorsichtiges Fahren angesagt, damit es kein Unglück gibt ...
Nun freuen wir uns mit besserer Gewässerkenntnis auf den zweiten Teil unseres Angelaufenthaltes in Schweden.
Der zweite Teil des Berichts folgt dann, wenn wir wieder zu Hause sind ...
Wir hoffen, dass Ihr am ersten Bericht ein wenig Freude hattet ... bis dann und Petrus sei Euch allen gewogen.
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