moin,
um nochmal auf das Thema "Der Kormoran gerät wieder ins Visier der Jäger" zurück zu kommen...
Nachdem ich in den letzten Wochen jede Menge Berichte, Gutachten und Erfahrungen gelesen und gehört habe, zeichnet sich ein düsteres Bild. Ob das in allen Belangen die Wirklichkeit wiedergibt, kann ich immer noch nicht beurteilen. Was mich ein wenig erschreckt ist, die Konsequenz, die sich aus den verschiedenen Szenarien ergibt.
Angenommen, die Bejagung fällt aus gesellschaftspolitischen Gründen völlig flach. Das was Lars als "Bestandsmanagement" versteht, wird stark verschlankt eine Zeitlang weitergeführt, weitere Eingriffe in die Wildvogelwelt wird eingestellt. Der K. nutzt die Gunst der Stunde und erobert ganz Gallien. Nur ein kleiner teichwirtschaftlich genutzer Flecken in Brandenburg wehrt sich noch erfolgreich gegen den Eindringling. Äschen gibt es nur noch in Opas Bilderbuch zu betrachten. Eine grauenhafte Vorstellung.
Angenommen, der Kormoran gerät wieder ins Visier der Jäger. Anstatt am Sonntag auf den Golfplatz zu gehen - das war gestern - geht man heute auf Kormoranjagd. Und nicht nur der K. ist Zielscheibe. Andere "Schädlinge" werden auch gleich mitgenommen. So zählt ein Fuchs etwa soviel wie drei Kormorane. Wer würde nicht gerne im Badischen einen Ochsenfrosch langsam garkochen? Dann kommen die Wollhandkrabben dran, diese illegal eingewanderte Neogobius kessleri usw. Kurz, wir versuchen uns mit Händen und Füßen gegen etwas zu wehren, was sich von uns nicht aufhalten läßt. Wo du heute noch den Riesen-Bärenklau rausgerissen hast, wachsen morgen Beifuß-Ambrosien. Ein grauenhafte Vorstellung.
Daher habe ich Schwierigkeiten mit einer Auffassung, wie sie von falk, ne klaf prima zusammengefaßt wurde:
klaf schrieb:
Ich glaube bisher, daß wir nicht in der Situation sind, - oder richtiger die Welt in einen Zustand gebracht haben -, daß wir nicht mehr darin sind; den Gesetzen der "Selbstregulation" vertrauen und uns darauf verlassen zu können.
Wenn wir nämlich nicht mehr daran glauben, dass wir in einer Welt leben, in der alles aufs Beste bestellt ist, könnten wir die Flinte gleich ins Korn werfen. Das hat im übrigen nicht mal etwas damit zu tun, ob wir daran glauben oder nicht. Der Prozess der "Selbstregulation" läuft auch ganz ohne unser Zutun.
Ob und wie wir unser Unglück mit dem schwarzen Vogel ertragen, bzw. wie wir damit umgehen, hängt meiner Meinung nach ganz davon ab, inwieweit wir akzeptieren können, dass sich um uns herum alles ändert und Mensch sich anpassen muß.
Prof. Ott dessen Beitrag mir ausgezeichnet gefallen hat, hat den Begriff Notwehr ins Spiel gebracht. Die Frage, ob wir uns in einer solchen Situation befinden muß jeder für sich beantworten. Ich sehe unsere beschuppten Freunde nicht in akuter Gefahr - zumindest was den K. betrifft. Da sind andere Faktoren, die wir selbst in der Hand haben wesentlich einflußreicher.
Der beste Widerstand wird mit der Natur erreicht, auf gar keinem Fall gegen sie. Vielleicht kann hier ein Praktiker mal von der Natur-Front gegen den Kormoran berichten. Da drängelt sich doch eine ganze Menge Nahrung rund um ein Kormoran-Gelege.
Gruß Thorsten