Neozoen, Nutzen oder Plage?
Hallo und Servus!
Ich habe mir erlaubt, deinen Beitrag aus den Rekordmeldungen hierher zu verlegen um dir Antwort zu geben:
@Flossenjäger: Wo bitte ist das denn oberflächlich den Zwergwels mit ReBo und Bachsaibling zu vergleichen. Die Arten haben in Europa nunmal eine ähnliche Geschichte, und stammen aus Nordamerika, das ist doch ein Fakt.
Der einzige Unterschied ist, dass sich ReBo und Bachsaibling gut vermarkten lassen, im Gegensatz zum Zwergwels.
Und jetzt, ca. 130 Jahre nach deren Einführung nimmt man sich die wirtschaftlich gut verwertbaren Arten (ReBo und Bachsaibling) raus und verpasst ihnen auch noch Mindestmaß und Schonzeit, wie einheimischen Fischen.
Das ist doch nicht logisch.
Ich kann mir schon denken was in den Augen einiger Menschen differenzieren heißt: Immer schön die Rosinen rauspicken
Wenn ihr gegen Neozoen seit, dann bitte auch konsequent, ansonsten solltet ihr leider eure (differenzierte) Meinung für euch behalten
Das ist wie bei den Grünen
Das könnt ihr nämlich nicht ganz schlüssig argumentieren, fürchte ich.
Was ich eigentlich damit sagen will: Es ist genauso undifferenziert zu sagen dass fremde Arten hier nicht her gehören. Alles ist im Wandel und manche Arten (egal wie sie hierher kamen) finden hier einen geeigneten Lebensraum. Irgendwann gewöhnen wir uns auch daran. Das ist uns ja bei vielen anderen Arten (siehe Karpfen) auch gelungen.
Und so krass ist das mit dem Zwergwels nun auch nicht: schaut euch mal das Verbreitungsgebiet an. Und ne wirkliche Plage ist er nur in ein paar Tümpeln in der Lausitz (ich komme da her).
Ich kenne da Teiche wo massenhaft Zwergwelse rumschwimmen und trotzdem alles voll mit Amphibien und Kleinfischen (z.B. Moderlieschen, dreistachliger Stichling) ist. Die Argumentation von Laichräuber und Kaulquappenvernichter passt so nicht ganz.
Natürlich wurde das irgendwann in die Welt gesetzt, da in der Lausitz auch ein Schwerpunkt der deutschen Teichwirtschaft (Peitz, Uhyst, Lohsa,...) ist und er deshalb natürlich unerwünscht war. Er frisst auch mal Karpfenlaich, wenn welcher da ist. Übrigens bezweifle ich, dass jemand diese Aussagen in den letzten 100 Jahren wissenschaftlich überprüft hat.
Die Art hätte genug Zeit gehabt sich auch im Rest von Deutschland zu etablieren hat es aber nicht geschafft, und das ist nicht auf den Mensch zurück zu führen.
Die Liste der nichtheimischen Arten von Pflanzen und Tieren in Deutschland wird aus verschiedenen bekannten Gründen immer länger.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Neozoen_in_Deutschland
Das hat gewollte und ungewollte Ursachen:
- wirtschaftliche Zwecke (z.B. Karpfen, Regenbogenforelle, Saiblinge,
- ökologische (z.B. Silber- Marmorkarpfen),
- Einschleppung (z.B. Wollhandkrabbe, Schwarmeergrundel),
- Umsetzung durch den Menschen oder Aussetzung von Exoten durch Aquarianer (z.B. Kamberkrebs, Sonnenbarsch)
Dass ein großer Teil ursprünglich nichtheimischer Tierarten und auch Pflanzensorten über Jahrzehnte und Jahrhunderte hier fest etabliert sind und von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind, ist unumstritten.
Wo stünden wir denn ohne Kartoffeln, Tomaten, Mais, Weizen?
Wie karg wäre unser Fleischangebot ohne bestimmte Nutztiere, dem Dammwild, Fasan, dem Karpfen, der Regenbogenforelle usw.?
Sicherlich gab es auch einige Versuche, nichtheimische Arten einzuführen, deren Ausbreitung nicht zu den erwünschten wirtschaftlichen Effekten führten, die sogar negative Auswirkungen auf bestimmte regionale Ökosysteme hatten (z.B. die Ansiedlung von Graskarpfen in vielen Gewässern auf vor allem Ex-DDR Territorium.) Die unerwünschte Ansiedlung oder das Aussetzen von Exoten (durch zumeist falsch verstandene Tierliebe und Ignoranz von Verboten) führt zu einem Ungleichgewicht bei deren Verbreitung, zumeist durch Überpopulation oder Einschleppung von Krankheiten (Krebspest etc.).
Jetzt zu deiner Gleichstellung von Bachforelle, Saibling und Zwergwels, welche ca. 1885 aus Nordamerika nach Europa eingeführt worden sind.
Die Regenbogenforelle ist aufgrund ihrer geringeren Ansprüche als die Bachforelle zur Massenzucht geeignet, schnellwüchsiger und verträgt schlechtere Wasserqualitäten und höhere Temperaturen. Sie ist einer der meist gezüchteten und konsumierten hochwertigen Speisefische Deutschlands!
Somit ist es vollkommen klar und verständlich, dass hier der wirtschaftliche Aspekt eine überragende Rolle spielt!
Oder wie du es bezeichnest: "...die Rosinen herausgepickt...." Das ist völlig korrekt und nichts verkehrtes! Würdest du einen Teich bewirtschaften, bevozugst du sicher keine Zwergwelse.
Für uns Angler sind BaFo und Saibling zudem interessante Sportfische, eine wahre Bereicherung, wie dem Karpfenangler sein Spiegler!
Hingegen ist der Zwergwels in Deutschland wirtschaftlich uninteressant (wenn sein bisschen Fleisch auch schmackhaft ist), aber im Verhältnis zu seiner Größe und seinem Fraßverhalten gesehen wird er als Schädling und Nahrungskonkurrent betrachtet.
In wie weit er tatsächlich ein Schädling ist, kann ich nicht beurteilen, da ich kein Biologe oder Ökologe bin. Fakt ist jedenfalls der wirtschaftliche Aspekt!
Da fast 100% aller Fischereigewässer wirtschaftlich Genutzt werden, werden sich die Fischereibetriebe, Pächter, Angelvereine etc. über Jahrzehnte darüber mehr Gedanken gemacht haben, als ich, der das Angeln als sein Hobby ausführt.
Es geht also nicht darum eine Arche-Noah für möglichst viele (possierliche)Tierarten zu schaffen, sondern um den Erhalt ursprünglicher Arten und das Harmonisieren mit den eingeführten, die von uns von wirtschaftlichem Nutzen sind.
Alle anderen gehören ins Aquarium oder den Zoo.
Das dürfte wohl differenziert genug sein. (Übrigens bin ich weder "Grün" noch irgendwas, das sich in eine Schublade pressen läßt)
Gruß!