Sollte man wirklich bei den Anglern anfangen?
Moin,
ich vermisse hier den freundlichen Umgangston sowie fundiertes Datenmaterial. Bevor es zu einer Diskussion kommt, sollte doch erst einmal folgendes geklärt werden:
1. Nehmen Blankaale noch Nahrung während Ihrer Wanderung auf?
2. Wie hoch ist der Anteil der Aale, die von Anglern entnommen werden?
3. Kann man einen Blankaal eindeutig erkennen?
4. Ist es sinnvoll einen Blankaal zurück zu setzen?
Ich habe bereits vor einigen Jahren mal eine Blankaalstudie aus dem Rhein in NRW gelesen und konnte sie auch wieder finden. Sehr interessant. Ich empfehle Euch mal einen Blick in diese
Studie (pdf-Datei mit 2,2 MB) zu werfen. Darauf stütze ich auch folgende Aussagen:
Zu 1.) Es ist wirklich anzuzweifeln, ob Aale während Ihrer Wanderung noch Nahrung aufnehmen. Eigentlich sollte die Diskussion hier bereits beendet sein, aber gut,…
Zu 2.) Hierzu habe ich eine Anlage angehangen. Im Jahr 2003 wurden im Rhein in NRW 202 Fanglisten von Anglern sowie 11 Sondererlaubnisscheine (Netz, Reuse, Schocker) ausgewertet. Die 202 Angler haben lediglich 155 kg Aal entnommen, während Fischer 2.136 kg Aal entnommen haben. D.h. auf einem Angler kommen durchschnittlich 0,76 kg Aal. Auf einem Fischer hingegen 194,18 kg Aal ergo das 255 fache. Aber auch andere Gründe sind für das Aalsterben verantwortlich:
15,4 % der gefangenen Aale haben äußerliche mechanische Verletzungen durch Kormorane
15,1 % andere äußerliche Verletzungen (Turbinen, Schiffschrauben etc.)
17,2 % Rotseuchen-Symptome
67,7 % Schwimmblasen-Nematoden
Aus all diesen Zahlen wird für mich deutlich, dass der Angler nur einen äußerst geringen Beitrag zum Aalsterben beisteuert. Ich verstehe nicht, warum Einige nur dagegen sind, Blankaale zu entnehmen, den Fang von anderen Aalen aber für gerechtfertigt halten. Jeder entnommen Aal kann keinen Nachwuchs zeugen. Da ist es egal, ob Blankaal oder nicht.
Zu 3.) In der Blankaalstudie wird geschrieben, dass von 316 Blankaalen lediglich 13 % als solche anhand von äußerlichen Merkmalen erkannt wurden. Ein Fangverbot für Blankaale ist also nicht umsetzbar.
Zu 4.) Jeder kennt die Gesetzeslage mit dem Zurücksetzen von Fischen.
Was wird bereits getan?
Ich war überrascht, dass bereits eine Menge Arbeit zum Schutz des Aals geleistet wird, hier mal nur zwei Beispiele:
a) befristete Schutzmaßnahmen an niederländischen Wasserkraftanlagen
b) in der Mosel werden jährlich 5 t Blankaale vor einer Stauanlage gefangen, um sie vor Turbinenschäden zu bewahren
Ich denke hier sind wir Angler gefragt, zu helfen. Ich bin mir sicher, dass bei Maßnahme b genügend Freiwillige gesucht werden.
Was soll Weiteres unternommen werden?
- Das Einsetzen von Aalen in Gewässern ohne Abfluss zum Meer sollte verboten werden.
- Wenn biologisch möglich, sollten Krankheiten oder Parasiten bekämpft werden
- Wenn biologisch möglich und kostengünstig, Schnelltest bei Aalen durchführen, die aussagen, ob der Aal vom Schwimmblasen-Nematoden befallen ist. Mögliche Konsequenz = Fischer entnehmen nur noch kranke Aale.
- Fangbegrenzungen pro Angeltag
Fairer Weise möchte ich auch gleich sagen, dass die Zahlen aus der Studie nicht repräsentativ sind (Bsp.: Niedrigwasser 2003), aber dennoch gewisse Tendenzen zeigen.
Viel Spaß beim Durchlesen.
Gruß
Bono