Da ich aus einem Land komme wo es weder Prüfung noch Angelschein gibt und ich inzwischen aktiv in Deutschland angele, kann ich bestätigen dass die Prüfung ganz und gar nichts bringt!
Wenn du schon seit Jahren angelst und du dich damit seit langem intensiv mit der Materie beschäftigst, ist es verständlich, dass du vom Vorbereitungskurs nicht profitiert hast. Der Kurs und die Prüfung richtet sich an Anfänger!
Warum lernt man für die Prüfung z.B. nicht über die Vorteile von Schonhaken oder die Nachteile von bleihaltige Gewichte und Schrott, oder warum Abhakmatten und Großfischkescher nicht nur für Karpfenangler sind? Das sind z.B. drei fragen wo ich weiß, dass ich direkt auf Gegenfragen stoßen werde (schlimmsten falls Kritik vielleicht) aber gerade deshalb sage ich dass die Prüfung eigentlich voll am Ziel vorbei schießt.
Was im Kurs behandelt wird, hängt hauptsächlich vom Bundesland, in dem die Prüfung stattfindet ab. Natürlich wird der Lehrgangsleiter sich am vorgeschriebenen Prüfungsstoff und, so im jeweiliigen Bundesland vorgeschrieben, dem vorgeschriebenen Lehrplan orientieren.
Zu deinen Fragen möchte ich folgenden sagen:
Bei uns wird sehr wohl besprochen, dass Blei in seiner reinen Form giftig ist und dass es in Nachbarländern Bestrebungen gibt, Angelblei vom Markt zu nehmen. Es werden auch die verschiedenen Bleialternativen mit ihren Vor- und Nachteilen aufgezeigt.
Schonhaken, besonders die Umrüstung von Kunstködern auf Schonhaken, behandeln wir selbstverständlich. Abhakmatten erwähnen wir nicht, weil die für den Anfänger nicht wichtig sind. In der relativ kurzen Zeit die zur Verfügung steht, muss man sich einfach auf das wesentliche beschränken. Was das zurücksetzen angeht, erkläre ich den Teilnehmern, dass es viel besser ist, den Fisch gleich im Wasser abzuhaken, wenn er nicht entnommen werden soll.
Ich lese aus deinem Beitrag heraus, dass du viele Fische zurücksetzt und dir wünscht, dass diese Philosophie (oder doch Religion?) auch in der Fischerprüfung propagiert wird. Dazu kann ich dir aus meiner Praxis sagen, dass der allergrößte Teil der Kursteilnehmer nur den Kopf schüttelt, wenn das Thema angesprochen wird. Ich halte im Jahr so um die 10 Kurse mit jeweils 15..20 Teilnehmern ab. Wenn pro Kurs 2 Leute sind, die Verständnis für C&R aufbringen, sind das viele! Das waren bisher übrigens immer angehende Karpfenangler, die diese Art zu Angeln von Bekannten kennen.
In der Realität gehen die Leute bei uns nach wie vor Angeln, um Fische nach Hause zu bringen und aufzuessen, nicht um mit ihnen zu spielen. Die Gesetzeslage entspricht damit weitgehend dem, was die zukünftigen Angler wollen. Ist ja auch verständlich, wenn man bedenkt, dass die meisten frischgebackenen Angler überhaupt erst mal regelmäßig fangen wollen, bevor sie an das Zurücksetzen denken.
Trotzdem erkläre ich, wie *ich* meine in der jeweiligen Situation unpassenden Beifänge release ohne mich gesetzlich angreifbar zu machen.
Ich habe leider den Eindruck dass alles auf die Anglerprüfung aufgeschoben wird, nach dem Motto hast du bestanden dann bist du schon Petri-Erwachsene. Aber man hört nicht auf über Angeln und die verbunden Natur zu lernen. Das ist meiner Meinung nach nichts dass man in eine Woche büffeln mit einer bestandenen Prüfung abharken darf.
Da bin ich voll und ganz bei dir! Angler, die sich auch nach der Prüfung weiterbilden und ihr ganzes Anglerleben hindurch informieren, bräuchten eigentlich keine Prüfung zu machen. Die große Masse der Angler tut das aber leider nicht. Für die sind der Vorbereitungskurs und die anschließende Prüfung oft das einzige mal, dass sie sich eingehend mit der Materie befassen.