Tierschutz -  Der Kormoran gerät wieder ins Visier der Jäger

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west schrieb:
Hier siehst du was da abgeht!

Ich habs schon Leif gesehen, hatte nur keinen Foto dabei.

Servus West,

ich kenn das Video. Ich kann es mir auch gut vorstellen, was da abgeht.
Ich würde aber mal gerne die Konsequenzen aus "berufenem Munde" hören, respektive lesen.

Auch ärgert mich etwas die Argumentation, dass das Problem von Menschenhand gemacht ist, also haben wir damit zu leben.

Das würde ja bedeuten, immer wenn wir Menschen was verdummbeutelt haben, dürfen wir nicht mehr regelnd, reparierend, rückgängigmachend, oder sonst wie eingreifen.

Ich streite nicht ab, das die Kormoranthematik vom Menschen hausgemacht ist.
Aber ich sehe nicht ein dass ein von Menschen gemachtes Problem nicht von Menschen bekämpft (gelöst) werden sollte.
 
moin,

@Lars: Du mußt keine Angst haben, dass ich nicht in Stande bin,"zwischen der Bejagung mit dem Ziel der Bestandsauslöschung und der Bejagung mit dem Ziel der Bestandsbegrenzung zu unterscheiden". Das kann ich. Im Ergebnis bedeutet Beides für den geschossenen Kormoran den Tot, da sind wir uns einig, oder?
Das du u.A. mit Mitgliedern der Vogelschutzwarte diskutierst, ehrt dich und ich habe es ehrlich gesagt auch nicht anders erwartet.
Die Aussage: "dass es ohne regulierende Eingriffe nicht mehr geht. Von daher ist diese Diskussion hier im Forum eigentlich schon überholt und hinkt der Realität ein gutes Stück hinterher." ist dagegen nicht zutreffend. Ein Beispiel aus meiner näheren Umgebung dazu:
Am Lampertheimer Altrhein gibt es seit langem eine große Kolonie des Kormoran. Nach letzten Zählungen der Vogelfreunde handelt es sich um 345 Brutpaare - also keine Peanuts. Unter folgendem Link kann man die Bestandsentwicklung über mehrere Jahre nachlesen: http://www.norbert-kuehnberger.de/lampaltr.htm
Da läßt sich keine explosionsartige Vermehrung herausinterpretieren.

Tenor einer weiteren Veröffentlichung (Ok, aus dem Jahr 2000, also nicht ganz taufrisch), die verschiedene Untersuchungen zusammenfasst, ist, ich zitiere mal wieder: "Flächenhafte Abschußmaßnahmen sind für
Hessen und Rheinland-Pfalz strikt abzulehnen, zumal sowohl die Brutpaar- als
auch die Überwinterungsbestände parallel zur gesamteuropäischen Entwicklung stagnierende bis rückläufige Tendenzen aufweisen."
Quelle: http://www.davvl.de/Volu/2000/00-1, Richarz.pdf
Du siehst, unsere Diskussion befindet sich durchaus auf der Höhe der Zeit.

Der für mich entscheidende Absatz in dem Skript lautet:
"In der AG Kormoran wurde im März 1998 ein Maßnahmenkatalog zum Kormoran-Management einvernehmlich abgestimmt. Dieser sieht als Kompromißvorschlag zwischen Vogelschutz und Fischerei im Einzelfall - bei erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden an Teichanlagen oder bei einer nachhaltigen Gefährdung autochthoner Fischpopulationen bestandsbedrohter Arten an kleineren Flüssen - auch Vergrämungsabschüsse vor. Diese können allerdings nur genehmigt werden, wenn zuvor ergriffene, nicht-letale Maßnahmen erfolglos bleiben.
Auch die Vertreter der Fischereiverbände von Hessen und Rheinland-Pfalz sowie die Landesfischereibeiräte der beiden Bundesländer haben diesem Maßnahmenkatalog ihre Zustimmung erteilt."

In Wesentlichen vermisse ich in diesem Tröt Vorschläge, wie solche "nicht-letale Maßnahmen" aussehen können. Von Tonrohren war schon die Rede, von Erfolgen durch Renaturierung und auch der Einsatz von Schwänen soll - so wurde mir berichtet, schon Erfolge bringen.

Ich befische einige Gewässer im Radius von weniger als 30 Kilometer um diese Kolonie und sehe entsprechend oft diesen Vogel. Von toten Gewässern keine Spur. Wenn ich vom Rhein mal wieder als Schneider nach Hause komme, laste ich diesen Umstand jedenfalls nicht dem Vogel an.

Gruß Thorsten
 
Hallo zusammen,

zu dem Thema passt dann auch ein Beitrag aus der heutigen Rheinischen Post.

Dort heißt es:

NRW: Streit um Kormoran Jagd

Düsseldorf
Kormorane waren in NRW fast ausgestorben - jetzt gibt es so viele von ihnen, dass sie wieder abgeschossen werden dürfen. Die Wasservögel fressen bis zu 500 Gramm Fisch am Tag. "Äsche, Aale und Lachs sind mitlerweile ernsthaft in ihren Beständen bedroht" sagt Rainer Deppe, jagd- und fischereipolitischer Sprecher der CDU um Düsseldorfer Landtag. "Wir müssen dem weiteren Anwachsen der Kormoranbestände wirksam begegnen."
Die Vögel sind in NRW mittlerweile an fast allen größeren Gewässern anzutreffen. Nachdem vor einigen Jahren nur noch wenige Brutpaare gezählt worden waren, sollen jetzt mehr als 7000 Kormorane an Rhein und Ruhr beheimatet sein. Eine große Kolonie befindet sich auf der Bislicher Insel in der Nähe von Xanten. Dort hat sich der Brutbestand in den vergangenen Jahren auf etwa 300 Paare eingependelt.
Fischzüchter berichten von enormen Schäden, die die Taucher anrichten. "Wenn Kormorane anfliegen, muss man mit Verlusten bis zu 90% rechnen", sagt CDU Politiker Deppe. "Nicht selten jagen diese Vögel in großen Gruppen mit einer regelrechten Arbeitsteilung."
Kormorane werden in der Europäischen Union und im Bundesnaturschutzgesetz als besonders schützenswerte Tierartgelistet. Die Taucher jagen ihre Beute in der Regel in flachen Gewässern in einer Tiefe von bis zu zehn Metern. Sie erreichen jedoch auch Tauchtiefen von bis zu 25 Metern.
In Nordrhein-Westfalen hat Umweltminister Eckhard Uhlenberg eine Ausnahme von dem Jagdverbot ermöglicht. Die "Kormoranverordnung" erlaubt den ganzjährigen Abschuss der Wasservögel. Nachdem die Jagd in Naturschutzgebieten verboten war, sollen die Tiere jetzt auch dort erlegt werden dürfen. "Ein klarer Verstoss gegen das EU-Recht", sagt Johannes Remmel, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Düsseldorfer Landtag. Von einer Überpopulation könne keine Rede sein.
Kormoranschützer haben bereits Klagen angekündigt. Der "Bundesverband Menschen für Tierrechte" fordert die Rücknahme der Kormoranverordnung. Es sei zu prüfen, ob auch bei dieser Vogelart eine Geburtenkontrolle durch Gelegeaustausch erfolgen kann, wie dies oft erfolgreich zur Bestandsregulierung von Stadttauben praktiziert wird.
In Deutschland haben Kormorane keine natürlichen Feinde. Die CDU will daher ein "europaweites Kormoranmanagement" etablieren. "Wenn der Mensch nicht korrigierend eingreift, werden sich zunächst die Fischbestände in unseren Bächen und Flüssen reduzieren, wodurch anschließend dem Kormoran die Lebensgrundlage genommen würde", sagt Unions-Politiker Deppe.

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So viel zu diesem Thema.
Ich lasse das ganze jetzt einfach mal ohne Kommentag meinerseits so stehen.

Gruß

Halvdan
 
wallerseimen schrieb:
Ich streite nicht ab, das die Kormoranthematik vom Menschen hausgemacht ist.
Aber ich sehe nicht ein dass ein von Menschen gemachtes Problem nicht von Menschen bekämpft (gelöst) werden sollte.

Hi Wallerseimen,

doch, doch, ich streite mal ab, dass das Problem von Menschen hausgemacht ist. Das "Problem" ist doch die zu hohe (punktuell) Bestandsdichte, oder? Für die Fortpflanzung sind die Kormorane schon selbst verantwortlich - sieht man von einem möglicherweise übertriebenem Schutzstatus (menschgemacht) mal ab. Versuche dir doch mal vorzustellen, dass es sich um eine selektive Wahrnehmung von uns Anglern und Fischern geht. Wenn ich die Beobachtung am Karpfenteich gemacht hätte, die du schilderst, dann kämen mir auch die Tränen. Millionen Vogelfreunde sehen das anders.

Aber mit deinem zweiten Satz begibst du dich sofort in das bekannte "Gefangenendilemma". Wir (die Menschen) versaubeuteln irgendetwas, meinen aber im gleichen Atemzug mit unserer nächsten Aktion alles wieder gut machen zu können. Später stellen wir dann fest, uups, schon wieder ein Fehler gemacht - macht ja nix, können wir ja wieder grade biegen ... und so weiter.
Mein Ansatz ist nur, ab und an innehalten, nachdenken und nicht die erstbeste "Lösung" umsetzen. Selbstverständlich müssen wir eingreifen, wenn wir feststellen, irgendwas läuft aus dem Ruder. Mich ärgern nur die Schnellschüsse die dann häufig kommen und wie wenig nachhaltig so manche Regulierung ist. In größeren Zusammenhängen zu denken fällt häufig sehr schwer, ist aber ausgerechnet beim Kormoranproblem zur Lösung unbedingt erforderlich.

Gruß Thorsten
 
Tach zusammen....

ist ja interessant was hier so los ist.Ich denke es sagt vieles wenn man zu der Kombination Komoran+Wels fragt,als antwort kommt nur dies ist ein Komoran thread.Ich finde sowas nicht ok.

Denke jeder Verein hat genug mit den beiden genannten problemen zutun.

mfg Toto71
 
Thunfisch schrieb:
Hi Wallerseimen,

doch, doch, ich streite mal ab, dass das Problem von Menschen hausgemacht ist. Das "Problem" ist doch die zu hohe (punktuell) Bestandsdichte, oder? Für die Fortpflanzung sind die Kormorane schon selbst verantwortlich - sieht man von einem möglicherweise übertriebenem Schutzstatus (menschgemacht) mal ab. Versuche dir doch mal vorzustellen, dass es sich um eine selektive Wahrnehmung von uns Anglern und Fischern geht. Wenn ich die Beobachtung am Karpfenteich gemacht hätte, die du schilderst, dann kämen mir auch die Tränen. Millionen Vogelfreunde sehen das anders.

Aber mit deinem zweiten Satz begibst du dich sofort in das bekannte "Gefangenendilemma". Wir (die Menschen) versaubeuteln irgendetwas, meinen aber im gleichen Atemzug mit unserer nächsten Aktion alles wieder gut machen zu können. Später stellen wir dann fest, uups, schon wieder ein Fehler gemacht - macht ja nix, können wir ja wieder grade biegen ... und so weiter.
Mein Ansatz ist nur, ab und an innehalten, nachdenken und nicht die erstbeste "Lösung" umsetzen. Selbstverständlich müssen wir eingreifen, wenn wir feststellen, irgendwas läuft aus dem Ruder. Mich ärgern nur die Schnellschüsse die dann häufig kommen und wie wenig nachhaltig so manche Regulierung ist. In größeren Zusammenhängen zu denken fällt häufig sehr schwer, ist aber ausgerechnet beim Kormoranproblem zur Lösung unbedingt erforderlich.

Gruß Thorsten

Servus Thorsten,

betrachte ich hier die Diskussion völlig emotionslos, so müssten zwei Wege eingeschlagen werden, die unterschiedlicher nicht sein können.

1. An kleinen Gewässern und Zuchtanlagen sofortige Maßnahmen einleiten. Ich als Ahnungsloser möchte mich allerdings auf keine Methode festlegen.
2. An großen Gewässern weiter studieren.
Dazu gehört aber auch Maßnahmen in lokal überschaubarem Ausmaß durchführen und deren Auswirkungen festhalten, um irgendwann eine eindeutige Aussage zu erhalten, ob die Schäden zurückgehen, oder eben nicht.

Aber nichts tun und einfach laufen lassen, ist wohl auch nicht zielführend.

Ich persönlich fühle mich als Angler definitiv nicht vom Kormoran bedroht.
Meine Fangerfolge halten sich mit und ohne Kormoran in Grenzen. :heulend:

Und mein subjektiver Eindruck:
kleines Gewässer (unser Dorfweiher) massiv bedroht, großes Gewässer (Main) keine sonderliche Bedrohung (höchstens punktuell).
 
wallerseimen schrieb:
Was ist denn nun Dein Lösungsansatz? Nichts tun? Alles so weiterlaufen lassen? Das Thema unter "Kein Problem vorhanden" abhaken?

Einfach zu sagen, die Niederländer haben Recht und die Dänen unrecht ist ja wohl etwas einseitig betrachtet.

Hallo wallerseimen,

ich habe diese beiden Modelle ohne Wertung gegenübergestellt ... mich interessiert lediglich die Antwort auf die Frage, warum in einer Nation die Flinten aus dem Schrank geholt werden, während in der anderen nicht einmal ein Problem gesehen wird. Nachbarländer wohlgemerkt ...

Meine Lösungsvorschläge, Kurzform: die Kormorane an die großen Gewässer 'abdrängen' und Selbstregulierung der Populationsdichte eintreten lassen ('Schweizer Modell'). Und an die Küste gehören sie auch, das ist schließlich ihr angestammter Lebensraum.

PS: Sorry, toto, ich möchte nur nicht, dass wir uns verzetteln, das Thema ist schon so komplex genug.
 
Zuletzt bearbeitet:
Thomsen schrieb:
PS: Sorry, toto, ich möchte nur nicht, dass wir uns verzetteln, das Thema ist schon so komplex genug.


Hi Thomsen

ok das mit dem verzetteln kann ich verstehen,aber ich denke wenn hier nur auf den Komoran rumgehackt wird,weil er ja angeblich so viel schäden anrichtet,denke ich sollte man auch mal seinen Blick über den Tellerrand werfen.Deswegen habe ich den Wels ins spiel gebracht.

Zurück zum Komoran

Meine persönliche meinung dazu ist,daß es ein problem mit Ihm regional gibt. Ich sehe hier bei uns an der Ruhr immer so 8-12 Komorane am Wehr sitzen.Ein paar Kilometer weiter Flußabwärts das gleiche.....Ich denke wenn er regional zum problem wird sollte eingeriffen werden.

mfg Toto71
 
Nun schreibt Thomsen was von angestammten Lebensraum.
Wo ist den überhaupt noch der angestammte Lebensraum vorhanden?
Da fängt doch das Problem an.
Selbstregulierend an großen Gewässern ?
Wie funktioniert das?
Sollen Sie sich erst so stark vermehren bis das Futterangebot zu knapp ist?
Sprich kein Fisch mehr im großen Gewässer.
Wo fliegen Sie dann hin zum brüten ?
Und zur Schweiz.
Das ist doch ursprünglich überhaupt kein Siedlungsraum vom Kormoran gewesen.
Da waren Sie doch nur Durchreisende.Also kein angestammter Lebensraum.
Nun gibt es 350 Brutpaare dort.
Das ist noch einigermaßen verkraftbar.Obwohl der Schaden der Fischer sich so erhöht hat das Er dort von Netzen zur Not abgeschossen werden darf.
Nun wurde der Vorschlag gemacht regulierend während der Brutzeit in die Gelege zu greifen,damit der Bestand sich nicht weiter erhöht sondern das jetzige Level behält.
Dazu müssten 2/3 el der Eier entfernt werden.
Das wollen die Vogelschützer aber auch nicht.
Keine Eier aus den Gelegen,Abschießen auch nicht,ja was macht man dann.Wo ist da die Kompromissbereitschaft?
Nun könnte man ja sagen,die Schweiz ist kein angestammtes Siedlungsgebiet,Er wird erbarmungslos verjagt.
Das ist mit Sicherheit auch nicht Sinn der Sache.
Aber wenn ich als Vogelschützer alles ablehne kommt man auch auf keinen Nenner.
 
Thomsen schrieb:
Hallo wallerseimen,

Meine Lösungsvorschläge, Kurzform: die Kormorane an die großen Gewässer 'abdrängen' und Selbstregulierung der Populationsdichte eintreten lassen ('Schweizer Modell'). Und an die Küste gehören sie auch, das ist schließlich ihr angestammter Lebensraum.

Hallo Thomas,

danke für Deine aussagekräftige Antwort.
Dein Lösungsansatz deckt sich ja sogar mit meinen subjektiven Eindrücken.

wallerseimen schrieb:
Und mein subjektiver Eindruck:
kleines Gewässer (unser Dorfweiher) massiv bedroht, großes Gewässer (Main) keine sonderliche Bedrohung (höchstens punktuell).
 
Bisher hab ich mich ja hier völlig zurück gehalten, aber jetzt will ich auch mal.

Seit weit mehr als 10 Jahren gibt es inzwischen Beobachtungen und Untersuchungen, wissenschaftlicher und privater Art bezügl. des "Kormoran-Problemes" und das von allen Interessensgruppen.

Für dieses Problem gibt es ganz klare gesetzliche Vorgaben inklusive Ausnahmen:

Auch nach Streichen des Kormorans aus Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie gilt dessen genereller Schutz gemäß den Artikeln 2, 5 und 6 der Richtlinie weiter. Die Population des Kormorans darf somit durch Abschussgenehmigungen nicht in ihrem Bestand gefährdet werden. Ausnahmen von diesem generellen Schutz sind nur gemäß Artikel 9 der Richtlinie „zur Abwendung erheblicher Schänden an Fischereigebieten und Gewässern“ zulässig.

Da wir Bayern in diesem Fall gerne als Buhmann benutzt werden möchte ich mal kurz anmerken,
In Deutschland gibt es 42.000 ha Fischteiche, etwa die Hälfte davon liegt bei uns in Bayern - mit einer Gesamtfläche, die größer ist als Chiemsee, Starnberger- und Ammersee zusammen.

Klar, dass es hier wirklich zu nachweislichen Schäden kommt und gekommen ist.

Die Bedrohung für Flüsse, gerade in den Laichgebieten der Äsche ist ebenfalls dokumentiert, also erwiesen, auch wenn es die NABU als "punktuelle Ausnahmesituation" beschreibt, es bleibt eine Bedrohung für die Äschenbestände trotz einem bereits jahrelangen Entnahmeverbot für Angler.

Aber auch hier hat man inzwischen versucht neue Wege zu gehen, und ich denke, nur solange wir nicht aufhören nach einem Optimum zu suchen, werden weiterhin solche und ähnliche Lösungen entstehen wie in der Schweiz.
Auf Gewässern bis 50 ha wird seit vielen Jahren mit Erfolg eine Bewachung u.a. der Äschenbestände durchgeführt, bei der Kormorane bei gleichzeitigem Auftreten von mehr als 50 Vögeln zum Schutz der Fischbestände abgeschossen werden.

Egal ob NABU, LfU, BfU, LFV der Kormoranbestand ist inzwischen relativ stabil. Alle Zahlen bestätigen das, aber ist das so obwohl, oder weil man seit 10 Jahren durchschnittlich 5000 Stück jährlich in Bayern schießt?
Schaden tut es nicht und der Bestand ist dadurch auch nicht gefährdet, das geht daraus auch hervor.

Egal welche Lösung wir wählen, wenn man es nicht versucht, wird es kein Ergebnis geben und weiterkommen können wir nur im Gehen und nicht im Stehen - gegenseitige Toleranz sollten wir dabei nicht vergessen.

Es ist auch nicht immer alles aus der Theorie heraus lösbar, auch wenn es ganz klar erscheint, der Faktor "Natur" ist und bleibt zum Glück nicht berechenbar.

:respekt
Stephan
 
Zur Schweiz:

Nein, das ist kein angestammter Lebensraum, bis dorthin ist er vom Menschen getrieben worden.
Vergrämungsabschüsse gestatten die Schweizer, wenn ich mich recht erinnere, nur an Gewässern unterhalb 50 ha Größe.

An größeren Seen betrachten die Schweizer einen Schaden als nicht erheblich bzw. nicht nachweisbar.
Da die Vögel intelligent sind, halten sie sich bevorzugt dort auf, wo sie auch gelitten sind.

Der Modellsee, den wir nun betrachten wollen, gibt als Ökosystem für jede Art einen Kapazitätswert heraus.
Wird dieser von der Art überschritten, sinkt die Populationsdichte über negative Rückkopplung auf diesen K-Wert herab (Beispiele: zu wenig Futter, zu wenige Nistplätze etc).

Je klarer und nährstoffärmer der Modellsee ist, umso geringer ist der Kapazitätswert von Hause aus.
Also sind auch Bestrebungen, Nährstoffeinträge in Seen zu verhindern (oder der Bau einer Phosphateliminierungsanlage), Stellschrauben für eine Kormoranpopulation an dem Modellsee.

So funktioniert, kurz umrissen, die Selbstregulierung ...
 
Das Thanks für die Sachliche Antwort. :)
Ob Sie nun dorthin vertrieben wurden kann ich nicht beurteilen.Die Schweizer begründen die jetzt vorhandenen Brutkolonien damit,ich zitiere mal
Bis Ende 1970er-Jahre wurden alle Brutkolonien in Nord- und Osteuropa geschützt. In der Folge nahmen sowohl die Anzahl Brutvögel in Nord- und Osteuropa sowie auch die Anzahl Durchzüger und Wintergäste massiv zu.
Naja egal warum,Sie sind jetzt halt dort.
Zum Abschießen ist mein Stand das am 15.02.08 beschlossen wurde:
Richten sie grosse Schäden an, dürfen sie künftig auch in nationalen Schutzzonen abgeschossen werden.
und eben auch von Fischernetzen.
Von einer Gewässergröße hab ich da nichts gelesen.Kann schon sein.
Nun frage ich mich aber trotzdem,was dagegen spricht,Eier aus den Brutgelegen zu entfernen,das der jetzige Bestand gehalten wird?
Obwohl Sie vermuten das ein entfernen von Eiern wahrscheinlich dazu führt,das die Kormorane einfach diese Kolonie verlassen und woanders weiterbrüten.
Was ja dann auch nichts wirklich bringt.
So einfach scheint es keine Lösung zu geben,die alle Seiten befriedigt.
 
Jetzt melde ich mich auch mal - als Biologe und erst in zweiter Linie als Angler.
Natürlich wurde der Kormoran NICHT in die Schweiz getrieben. Die Aufhebung der Bejagung in Teilen Nord- und Ost Europas hat dazu geführt, dass er neue Lebensräume erobern musste, um sich nicht selbst auf den Flügeln zu stehen...

Eine Abdrängung an Großgewässer ist NICHT in jedem Falle sinnvoll - oft genug sind das die letzten Rückzugs- und Laichgebiete von Fischarten, die auf der Roten Liste geführt werden. (Der kleine Karpfenteich ist es nicht unbedingt) Damit schießt man sich selbst ins Bein und verhönt gleicher Maßen die langwierige ehrenamtliche! Arbeit und den enormen finanziellen Eisatz, den einige bringen, um diese Fischbestände zu stützen (Stichwort Perlfisch, Maifisch. Lachs usw...)

Da Kormorane sich bei der Jagd größtenteils auf ihr Augenlicht verlassen, werden sie klare, nährstoffarme Gewässer nicht unbedingt meiden - sondern suchen, und den darin knapperen Fischbestand umso gröber schädigen.

Soweit erst mal dazu

LG
Harry
 
Der eigentlich angestammte Lebensraum der Kormorane ist der Küstenbereich.

Nachgewiesen ist sein Vorkommen z.B. bereits vor 10.000 Jahren (Fossilfunde, Dänemark).

Die eigentliche Problematik beginnt aber erst ungefähr mit der Industrialisierung. Ich kenne zumindest keine zeitgenössische Schilderung, dass mittelalterliche Teichwirtschaften irgendein Problem mit Kormoranen gehabt hätten. Zur vorletzten Jahrhundertwende ist dann z.B. die Armee ausgerückt, um ihn in hohen Stückzahlen an der Küste abzuschießen.

Durch die Industrialisierung hat sich auch der K-Wert für viele Gewässer erhöht (Beispiel Kunstdünger).

Die Meidbewegung von der Küste weg und in's Binnenland hinein ereignete sich wegen der massiven Verfolgung erst in neuerer Zeit.
Hätte man ihn an der Küste in Ruhe gelassen, wäre er heute auch kein Gast im Binnenland, das ist zumindest meine Ansicht.

Aber dagegen hatten die Küstenfischer etwas, die in ihm einen Konkurrenten um den Fischfang sahen ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Desweiteren geht mir gehörig gegen den Strich, dass bei vielen Naturschützern das Tier beim niedlichen Entenkücken anfängt und bei den treuherzigen Äuglein einer kleinen Kegelrobbe aufhört. (Da hast du mir vorgegriffen Armin).
Fische verden von diesen herrschaften oft kaum, oder wenig beachtet. Kleinfische, Krebs, Muscheln, Plattwürmer o.ä. überhaupt nicht...
Dementsprechend schützendswert werden diese Tiere auch eingestuft...

Nochdazu hege ich große Zweifel an der Richtigkeit der Bestandszahlen... Wer zählt den in den meisten Fällen? Der Vogelschutzbund, andere "Naturschutzverbändes" usw... macht sich mal jeder selber nen Reim drauf...

@Thomas: Das Auftreten des Kormorans im Binnenland koreliert leider genau mit dem nachlassenden Bejagungsdruck an den Küsten. Vor 50 Jahren war ein Kormoran in Bayern wohl eher ein absoluter Exot - in der Schweiz eine Attraktion
 
@ Thomsen

wenn das tatsächlich so ist, ich zitiere:

Die Meidbewegung von der Küste weg und in's Binnenland hinein ereignete sich wegen der massiven Verfolgung erst in neuerer Zeit.
Hätte man ihn an der Küste in Ruhe gelassen, wäre er heute auch kein Gast im Binnenland.


Das ist ja wieder mal ein Klassiker,
die Jungens von der Waterkant bauen Bockmist und wir in den Bergen müssen es ausbaden :hops ,
na na was auf die andere Seite des Weißwurstäquators gehört soll dort auch bleiben :prost

:scht: ...ich hab da mal als laienhafter Heimatforscher recherchiert :lesend: und feststellen können, dass Lederhosen mit Kormorane :nein gar nicht harmonisieren im Vergleich zu Kormorane und Fischköppe :spass .

Sorry, kleiner Spaß :engel

Gruß
Stephan
 
Dann möchte ich glatt mal die Frage stellen: warum gab es denn im Mittelalter kein Kormoran-Problem?

Der Kormoran hätte sich doch absolut ungehindert ausbreiten können ... er wurde ja nicht einmal bejagt.
Und die mittelalterlichen Karpfenteiche waren doch ein reich gedeckter Tisch, oder?

Das lässt mich sehr stark an der von Dir erstellten Korrelation zum nachlassenden Bejagungsdruck zweifeln, Harry ...
 
Jawoll Armin, genau mit den Einäugigen habe ich auch meine Probleme. Und bekanntermaßen gibt es ausgerechnet unter den Vogelfreunden ungewöhnlich viele, die auf einem Auge blind sind.
Wir beschäftigen uns nunmal per Definition mit dem, was sich im Wasser bewegt. Unser Horizont endet nicht an der Wasseroberfläche oder am Rand eines Geleges. Das verpflichtet aber auch.

Um mal die Kurve zu deinem Bach zu bekommen:
Wie würdest du dir denn einen Schutz der Wassertiere in einem solchen Habitat vorstellen? Permanente Anwesenheit zum Schutz kann man ja wohl vergessen. Gibt es bauliche Maßnahmen, die in Frage kommen? Wie "natürlich" ist denn dieser Bach?
Grundsätzlich zählen Bäche nicht zu den bevorzugten Jagdgründen des Kormoran. Sie können dort schlicht ihre Vorteile nicht ausspielen. Daran haben sie sich ja auch offensichtlich lange gehalten. Wieso jetzt plötzlich der Sinneswandel?
Dann noch so ein Problem: wie wir mittlerweile wissen, bertägt der Radius zur Nahrungsbeschaffung um eine Kolonie bis zu 40 Km. Wo soll man denn anfangen den Vogel zu bekämpfen? An dem Gewässer, an dem grade aktuell der Vogel beobachtet wird? Pieks mal den Zirkel in die Landkarte, ziehe einen Radius von 40 Km und zähle die potentiellen Raubgründe. Da kommt einiges zusammen. Wenn jetzt an jedem Gewässer an dem der K-Vogel sich zeigt eine Flinte auf ihn wartet, was glaubst du, welche Konsequenzen das hätte?

@Torsten:
zu deiner Frage: "Nun frage ich mich aber trotzdem,was dagegen spricht,Eier aus den Brutgelegen zu entfernen,das der jetzige Bestand gehalten wird?"
Entfernte Eier sind für den K. nur das Signal schnell Neue ins Nest zu legen. Dafür muß der Vogel noch nichtmal seinen Standort wechseln. Wenn, dann muß man dem Vogel das Gefühl geben, er täte etwas sinnvolles, wenn er auf parrafinierten Eiern oder auf Gipsatrappen sitzt. :hahaha:

Da gibt es aber ein Problem: die Nester liegen meist an Stellen, an die man ohne weiteres nicht dran kommt. Das mag in Dänemark anders sein. Bei mir um die Ecke - am Lampertheimer Altrhein kommt man auch mit einer langen Leiter nicht ohne weiteres an die Gelege.

Gruß Thorsten
 
@Thomas:
Weil er auch im Mittelalter an der Küste bejagt wurde, die Eier aus den Nestern genommen wurden, ihm mitNetzen bzw.Keschern zu Leibe gerückt wurde.

Weil er im Mittelalter, wäre er an einemFischteich aufgetaucht er schnell in einen Suppentopf der Klosterküche gewandert wäre...

Weil im Mittelalter noch genügend natürliche Feinde da waren...

Weil es natürlich bei den Strukturen vieler heutiger Gewässer es sehr einladend ist, sich auch im Binnenland niederzulassen

Und natürlich, weil er an der Küste immer weniger Nahrung findet... das ist natürlich hausgemacht.
Warum das aber die Äschen, bachforellen, Schmerlen oder Koppen im Süden jetzt ausbaden sollen???? Für mich nicht nachvollziehbar...
 
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