Moin
Das ist ja ein feiner Artikel von Arlinghaus, nur sollte man solche Artikel nicht
unkritisch hinnehmen, sondern sie auch hinterfragen. Und gerade die Artikel von Arlinghaus werden unter Fachleuten sehr kritisch gesehen, da er selbst bekennender C&R-ler ist - ich werde mal versuchen ein paar kritische Anhaltspunkte zu seinem Artikel darzustellen - wobei diese Anhaltspunkte natürlich auch gern kritisiert werden können
Er schreibt, das große Laicher produktiver sind als kleine - er hat dabei natürlich in dem sinne Recht, das ein großer Laicher mehr Eier in sich trägt und auch, das die Jungfische einen Selektionsvorteil gegenüber denen kleinerer Laicher haben, da sie schon größer und wohlgenährter aus ihren Eiern schlüpfen - er geht dabei aber nicht darauf ein, das die Menge des Laiches nicht proportional mit mit dem Körpergewicht steigt - Mit der Größe der Fische steigt der Selbsterhaltungsenergieverbrauch an - d.h., dass gegenüber kleineren Laichern viel mehr Nahrung für die Erhaltung vergeudet wird, anstatt sie in die Reproduktion zu investieren. Zusätzlich laicht ein Karpfen mit 20+ kg auch nicht mehr jedes Jahr ab bzw. irgendwann ist er so groß, das er sämtliche Nahrung für die Erhaltung verwendet und sich überhaupt nicht mehr fortpflanzt.
So, das bedeutet nun, das viele kleine Laicher mehr Laich produzieren als wenige große...
Weiterhin schreibt er immer von der Plastizität - Eine hohe Plastizität entsteht auch durch die Mischung vieler verschiedener Allele, was heißen soll, dass es einen großen Unterschied macht, ob sich nur die genetischen Anlagen von wenigen Fischen ( also den wenigen Großen) mischen oder von ganz vielen Fischen (also den vielen Kleinen).
Des Weiteren schreibt er, das bei der Entnahme auch das wichtige genetische Potential verloren geht - da er aber gleichzeitig auch behauptet, das eine genetische Veränderung sehr rasch vonstatten geht, wiederspricht er sich damit selbst - da dies auch bedeuten würde, das die kleineren und damit jüngeren Fische natürlich an die jetzigen Bedingungen der selektiven Auslese im Jugendstadium viel besser genetisch angepasst sind als die alten, da deren jugendliche Selektion u.U. schon ewig zurück liegt, was sich gerade in Bezug auf rasche Änderungen der Umweltbedingungen negativ auswirken kann.
Auch sollte man sehr vorsichtig sein mit der Übertragbarkeit von Ergebnissen gerade aus dem marinen Bereich, wo relativ konstante Bedingungen herrschen, hin zum limnologischen Bereich, wo die Umweltvariation erheblich vielfältiger ist. Ein weiterer Punkt, der in den Aussagen garnicht auftauchte ist, das gerade bei den Edelfischen die Erhaltung des hohen Bestandes meist auf Besatzmaßnahmen mit Jungfischen aus selektierten Laicherbeständen bestritten wird, wobei die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen dahingestellt bleiben soll - wo ich schon beim nächsten Thema wäre - nehmen wir z.B. den Karpfen - der hat bekanntermaßen eine hohe Lebenserwartung, wenn er ersteinmal eine gewisse Größe erreicht hat - nun ist es in der Natur so, das eine Population immer um einen Mittelwert schwankt, aber auf lange Sicht bei unveränderten Bedingungen gleich bleibt - d.h. das es für einen Karpfen auch nur wieder einen Karpfen geben muss der etwas größer wird und sich vermehrt - daran sieht man wie hoch das Reproduktionspotential ist und das es von der Fischmenge her demnach relativ wurst ist, ob sich nun kleinere oder größere paaren.
Insgesamt muss man sagen, das die selektive Fischerei schon seit Menschen gedenken praktiziert wird und wenn die Schäden der selektiven Entnahme doch so gravierend sind und dies auch so rasch vonstatten geht, warum werden dann ständig neue Rekorde bei den Fischgrößen gemeldet