Mein hauptsächlichster Karpfenköder früher war aber nicht unbedingt die Kartoffel, ich war damals zugegebener Maßen ziemlich einfallslos was Karpfenköder anging, aber nicht unbedingt erfolglos.
Mein Lieblingsköder war Teig aus einfachen Brötchen, am besten die altbackenen Dinger, die man nach Feierabend in der Kaufhalle kriegte.
Frische vom Bäcker wären auch gegangen, waren aber nicht so gut, da sie einfach zu knusprig waren.
Also wenn es abends noch mal kurz auf Karpfen gehen sollte, rein inne Kaufhalle, 2-3 Brötchen gekauft, Köderfrage geklärt.
Am Wasser dann die Brötchen einmal zusammengedrückt, ins Wasser getaucht und aufquellen lassen, dann ausgedrückt und fleißig drauf los geknetet, das ergab nach einer Weile eine graue homogene Masse.
Das Zeug hielt gut am Haken, ich hatte das Gefühl es wurde dort immer härter.....Nachteilig war, daß die Masse so zäh war, daß der Anhieb öfter daneben ging, weil der Haken nicht durchdrang, auch wurden die harten Klumpen mit der Zeit immer kleiner, weil sich die äußere Schicht langsam auflöste oder von kleinen Fischen abgespielt wurde. Man hätte nun das Ganze auch am Haar, auf einer Kugelschreiberfeder oder so anbieten können, aber wie schon gesagt, da war ich ziemlich einfallslos.
Ein Hit war auch ein Teig aus alten Lebkuchen, dieses Zeug treibt sich ja in vielen Haushalten in bereits ungenießbarem Zustand noch viele Monate nach Weihnachten herum..........
Ein alter Herr, den ich mal beim Angeln kennenlernte, seines Zeichens Lehrer im Ruhestand und als augebuffter Karpfenprofi in seiner Region(um Harzgerode) bekannt, verwendete Grießklöße als Köder, die Grundmasse bestand im wesentlichen nur aus Gries und Semmelkmehl. Die Dinger wurden ähnlich wie Boilies gekocht, dann einige Tage kühl und trocken gelagert und hatten dann eine sehr feste gummiartige Konsistenz, sie sprangen wie kleine Bälle.................
Der betreffende Herr verfertigte diese Griesbälle etwa in der Größe eines Tischtennisballs und bot sie an der Paketschnürung an, die ich weiter oben, in einem Posting zur Kartoffel schon mal beschrieb, auf den Haken hätte man sie nicht ziehen können, man hätte nie im Leben einen Anhieb durchbekommen.
Er feierte damals große Erfolge mit den Dingern, fing nachweislich viele Karpfen über 20kg. Er war allerdings ein exelenter Kenner seiner Gewässer, er hatte als Rentner ja auch Zeit dort fast täglich aufzukreuzen. Er kannte alle Wanderwege der Karpfen, sowie das uhrzeitliche Erscheinen der Fische an diesen Plätzen.
Nur seine Angeltechnik war etwas eigen............
Der Mann war extrem schwerhörig, außerdem nicht mehr so ganz gut zu Fuß.
Elektronische Bißanzeiger gab es damals nicht, irgendwelche Glöckchen , Bimmeln, Ratschen von Bremsen und so weiter konnte er akustisch nicht wahrnehmen.
Er behalf sich folgendermaßen, bei vielen Stationärrollen in der ehemaligen DDR bestand die Bremse lediglich aus einer dicken Filzscheibe und einer Metallscheibe mit einer Nase, welche in einer Längsnut der Spulenachse lief, ähnliches gibt es ja heute auch noch, die Scheibe verhindert ja das ungewollte selbstständige Verdrehen der Bremsmutter, diese Scheibe baute er aus!
Machte sich der Karpfen nun fest, zog er Schnur von der Rolle, bei der die Bremse fast gänzlich gelöst war, durch das Fehlen der Scheibe drehte sich nun die Bremsmutter langsam fest und seine Rute kam in heftige Bewegung, manchmal ging sie auch in den Teich, wenn er nicht schnell genug war, wenn dem so war tobte er im Wasser eben hinterher................er hat sie , seinen Aussagen nach, immer wieder un die Hände bekommen...........
Gedrillt wurde zwangsläufig nun nicht über die Bremse, sondern durch Rückwärtskurbeln im Falle der Schnurabgabe.
Das Gerät an sich war sehr brachial zusammengestellt, dicke Schnur(0,45 - 0,50er Mono), hinter dem eigentlichen kurzen Vorfach wurden 2 m Fesselflugdraht(aus dem Modellbau) geschaltet, das war seine Krautsäge!
Er fischte an einen bestimmten Gewässer ganz dicht vor einer Krautbank, in die die Karpfen oft schon bei ersten Run verschwanden, er hielt sehr hart dagegen und versuchte den Kopf des Karpfens immer recht hoch zu halten, damit er sich schlechter ins Kraut einwühlen konnte, außerdem war so weniger Schnur im Wasser, nur eben seine "Krautsäge".
Bei einem Fang eines 42 Pfünders konnte ich damals anwesend sein, der Biß kam nahezu auf Ansage, pünktlich 20:30, weil da die "Kapfen hier durchmachen!"
Ich war damals 15 Jahre alt(1970)und hatte noch nie so einen gewaltigen Karpfen gesehen.
Ich kochte dann längere Zeit fleißig Griesklöße.........................