Hochwasser-Chaos in den Alpen

Hochwasser-Chaos in den Alpen

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Eschenlohe (Oberbayern) aus der Luft

Während in Portugal unzählige Waldbrände wüten, richten in anderen Teilen Europas verheerende Dauerregen großen Schaden an. Ganze Landstriche in Bayern, Österreich und der Schweiz stehen unter Wasser.


Mehrere Alpentäler und das bayerische Voralpenland stehen vor einer Überschwemmungskatastrophe unübersehbaren Ausmaßes. Vielerorts mussten Bewohner in Lebensgefahr mit Booten und Hubschraubern gerettet werden. Helfer kämpften mit Sandsäcken gegen die Wassermassen. Straßen sind unpassierbar, Bahnlinien - besonders in Bayern und Österreich - wurden gesperrt. Teilweise fiel die Strom- und Wasserversorgung aus. Allein in der Schweiz kamen bisher mindestens fünf Menschen ums Leben. In den westlichen Teilen von Österreich verlor mindestens ein Bewohner sein Leben, mehrere Menschen wurden verletzt.





Deutschland
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Im Süden von Bayern nahm die Lage am Dienstag (23.8.) dramatische Ausmaße an: In mehreren Landkreisen im Allgäu und am Alpenrand wurde nach anhaltendem Dauerregen Katastrophenalarm ausgelöst. Mit am schlimmsten betroffen war der Landkreis Garmisch-Partenkirchen, der Ort war von der Außenwelt nahezu abgeschnitten. Die meisten Zufahrtsstraßen und die Bahnverbindung zwischen München und Garmisch waren gesperrt. Selbst Rettungskräfte hatten Schwierigkeiten, zu der Gemeinde am Fuß der Zugspitze vorzudringen. Die Pegel der Flüsse übertreffen inzwischen teilweise deutlich die Spitzenmarken des Pfingsthochwassers von 1999. Beim so genannten "300-Jahre-Hochwasser" waren vor sechs Jahren Passau und das gesamte Illertal überflutet worden. Die Schäden überstiegen eine Milliarde Euro.



Österreich



Das Jahrhundert-Hochwasser mit Erdrutschen und Schlamm-Massen hat auch im Westen Österreichs bislang unüberschaubare Schäden angerichtet. Besonders stark betroffen sind nach Angaben der Einsatzleitung das Tiroler Ober- und Unterland, der Bregenzer Wald und Tirols Landeshauptstadt Innsbruck, wo der Wasserstand des Inns pro Stunde um etwa 25 Zentimeter anstieg. Zahlreiche Orte im Westen Tirols und Vorarlbergs sind von der Außenwelt abgeschnitten, darunter der Touristenort Lech am Arlberg. In dem Ort gibt es seit Dienstagmorgen keinen Strom. Auch die Wasserversorgung sei zusammengebrochen. "Dies ist schlimmer als die Jahrhundert-Katastrophe von 1999", sagt der Ministerpräsident Vorarlbergs, Herbert Sausgruber. Die Regierung in Wien stellte 30 Millionen Euro Nothilfe zur Verfügung. Der Wetterdienst rechnet mit einer Wetterbesserung ab Mittwoch.



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Schweiz





Auch in der Schweiz erinnert man sich an die "Jahrhundertflut" von 1999: Damals versank das halbe Land in den Wassermassen, es gab zahlreiche Opfer und Milliardenschäden. In vielen Schweizer Regionen haben die Fluten jedoch die Wasserstände von 1999 bereits überschritten. Viele Ortschaften sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Seen der Zentralschweiz liefen so schnell voll wie selten zuvor, Staudämme konnten das Wasser nicht mehr bremsen, Tonnen von Treibholz drohten Brücken zum Einsturz zu bringen. Besonders stark betroffen ist die Region Luzern um den Vierwaldstätter See. In vielen Gemeinden fiel der Strom aus. Nach Angaben der Schweizer Bahngesellschaft SBB bleibt die Gotthard-Strecke für mehrere Tage gesperrt.

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Auch die Lage rund um den Thuner und den Brienzer See sowie um den Bieler See ist weiter kritisch. In der Hauptstadt Bern konnten sich viele Menschen nur noch mit Booten fortbewegen. Auf dem Flughafen Bern-Belp wurde der Linienflugverkehr eingestellt. In Meiringen im Berner Oberland fielen bis Dienstagmorgen binnen 48 Stunden 205 Liter Wasser pro Quadratmeter. Der bisherige Rekord stand bei 159 Litern - und datiert vom März 1896. Der Katastrophenschutz und die Armee haben die Lage diesmal sehr viel besser im Griff als noch vor sechs Jahren. Die Behörden schätzen die entstandenen Schäden auf mehr als 100 Millionen Franken (65 Millionen Euro).



Schäden auch in anderen Ländern



In Kroatien riefen die Behörden für den Norden des Landes den Notstand aus. In Tschechien standen Landstriche Böhmens unter Wasser. Im nordkroatischen Kreis Medjimurje mussten etwa 20 Häuser geräumt werden, weil die Mur über die Ufer zu treten drohte. In Slowenien unterspülten die heftigsten Regenfälle seit 50 Jahren Straßen im Zentrum und Osten des Landes. (arn)
 
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