Hallo,
Fischtreppen sind eine feine Sache, aber doch immer eine Art Notbehelf. Besser als ein Rollstuhl sind halt 2 gesunde Beine.
Die Konstruktion von Fischtreppen macht riesige Fortschritte.
Eines muss aber klar sein, es gibt immer einen Teil der Fische, der an der Treppe scheitert. Ich kann daher nicht beliebig viele Anlagen aneinander reihen.
Wer einmal an einer Sichtscheibe oder gar mit der Unterwasserkamera beobachten konnte, wie die Fische sich hier verhalten, wird das verstehen. Ein Trupp Brassen macht teilweise bis zu 20-30 Anläufe, bis die Tiere letztendlich durchschwimmen. Teilweise bleibt auch ein Teil zurück. Die Tiere ahnen Gefahr und sind extrem vorsichtig und schreckhaft. Ein Lachs verhält sich genauso. Manche Lachse versuchen es tagelang immer wieder, bis sie durchbrechen oder resignieren.
Der Abstieg ist vom Grundsatz her schwieriger hin zu bekommen als der Aufstieg. Der Fisch folgt der stärksten Strömung und die geht in die Turbine. Das muss ich erst mal verhindern.
Zauberkunststücke wie Licht und Geräusche zur Verscheuchung der Fische haben nur den Zweck billig an eine Betriebsgenehmigung zu kommen. Effekt haben sie nicht.
Sie können sogar negativ wirken. Ein junger Lachs hat einen gewaltigen Drang ins Meer, deshalb durchbricht er häufig die Scheuchkette nach Dutzenden Anläufen doch und steht dann vor der Turbine. Wenn er jetzt wendet. stößt er wieder auf die Sperre, hat aber nicht den gleichen Drang diese zu durchbrechen und ist zwischen Turbine und Scheuchkette gefangen
Das einzig Brauchbare sind Rechen mit max 10mm Stababstand, wie in NRW für Lachsgewässer vorgeschrieben.
Beim Aufstieg ist das Hauptproblem, dass die Fische die Treppe überhaupt finden. Dazu muss der Einstieg im Bereich der stärksten Strömung liegen.Optimal ist es, wenn eine starke Lockströmung quer zum Fluss verläuft, damit auch Fische an der anderen Seite die Treppe finden.Dann muss ich noch die Treppe so gestalten, das es sowohl für eine Koppe, wie für einen MSW Lachs reicht.
Ein weiteres Problem großer Beckenpässe wie hier zu sehen, tritt erst langsam ins Bewustsein. Ich habe in diesen Becken teilweise horrende Verluste unter den Fischen durch Hechte und vor allem Waller.Diese legen sich in die Becken und lassen es sich schmecken.
Die Verluste unter Lachs und MF Smolts liegen daher an einigen Staustufen bei fast 10% nur durch diese Räuber. Das ist aber nur eine Anlage.
Habe ich eine ganze Kette solcher Fischtreppen, bin ich schnell an einer kritischen Grenze.
Diese Verluste sind nicht natürlich, normalerweise wandern Smolts nachts nahe der Oberfläche und kommen dann nur selten mit diesen Räubern in Kontakt.
So gesehen ist eine Fischtreppe besser als keine. Noch besser wäre es aber, nicht noch die letzte Wanderwege mit Wasserkraftanlagen zuzubauen.
Wir haben viel Geld ausgegeben um die Wasserqualität zu verbessern und die Flüsse wieder ein wenig natürlicher zu gestalten. Unsere Kinder werden viel Geld ausgeben müssen die ganzen WKA zurück zu bauen.
In meiner Heimatgemeinde wurde der Fluss teilweise renaturiert, gleichzeitig stottert die Gemeinde ihren Anteil an der Begradigung durch den Reichsarbeitsdienst im Jahr 1932 noch immer ab, ein Irrsinn, der sich scheinbar regelmäßig wiederholt
Winde