Seitdem dieses Thema eingestellt wurde habe ich mich mit vielen Kollegen am Wasser darüber unterhalten. Was ich zu meinem Erstaunen gehört habe war, sehr viele (vor allem die, die wirklich gut fangen) melden ihre Fänge nicht.
Das kann ich nicht bestätigen. Seit vielen Jahren (auch schon lange Zeit vor der Gründung der Fisch-Hitparade) ist es ein Hobby von mir Fangdaten von außergewöhnlichen Fischen zu sammeln. Gleichzeitig gehe ich leidenschaftlich gerne Gerüchten von Rekordfängen nach und musste leider sehr sehr oft feststellen, wenn Fangangaben unvollständig sind, Daten verheimlicht werden oder kein Foto exisitiert, dass
nahezu alle Fänge aus der Welt des Anglerlatains stammen bzw. kräftig übertrieben wurde.
Ist dagegen ein Fang wirklich rekordverdächtig, wird früher oder später geplaudert und der Fang macht die Runde. Das Fanggewässer wird bei diesen
echten Rekordfängen teils absichtlich falsch angegeben. Aber auch das kommt letztendlich sehr oft raus.
Zum Beispiel habe ich einige Gerüchte von Riesenwallern vor Ort nachrecherchiert. Da waren viele Fälle dabei, wo die Fische überhaupt nicht gewogen wurden, aber überall von einer genauen Gewichtsangabe die Rede war... Oder ein Fall welcher vor einigen Jahren durch die Presse Europas ging, wo der größte Wels Europas präsentiert wurde:
Obwohl es in der besagten Region etwa vierzig in Frage kommende Gewässer gibt, habe ich das tatsächliche Gewässer gefunden, die Höhe des Zauns abgemessen (schon das erste Aha-Erlebnis) und den Seebesitzer nach dem Wiegevorgang gefragt. Dieser erzählte mir stolz von dem Fang und bekräftigte das Gewicht von 157 Kilo, welches auf einer alten rostigen Waage, auf die er im Hintergrund deutete, festgestellt worden sein soll. Ich wollte die Waage genauer ansehen und schon kam der gute Mann ins stottern. Letztendlich war das Maximalgewicht der Waage nur bei 100 Kilo...! Der Fisch wird übrigens von mir auf 130 Kilo geschätzt, also trotzdem ein "Riesenbrummer".
Ein Foto klärt die meisten Gerüchte auf. Wenn keines existiert, stimmen auch die Angaben sehr oft nicht. Dass jemand es evtl. schafft einen wahren Rekord (ohne Schwarzangeln oder das Anwenden verbotener Angeltechniken) komplett aus persönlichen oder ideelen Gründen zu verheimlichen, ist wirklich äußerst selten. In Bezug auf das Thema "Jährliche Rekordentwicklung: Friedfische contra Raubfische" macht dies aber nicht unbedingt einen Unterschied für Raubfisch- oder Friedfischangler. Wieso sollte z.B. ein Barschangler seinen 4-Kilo-Fisch verschweigen und der Graskarpfenangler seinen Rekord melden?
Oder mal eine etwas zynische These zu dem angesprochenen unterschiedlichen Fangmeldeverhalten: Liegt es eher daran, dass Raubfische
edleres Fleisch haben und daher Raubfischangler
egoistisch das Fangpotenzial für sich behalten wollen und daher die Raubfischrekorde stagnieren? Ich persönlich glaube nicht unbedingt an einen Unterschied im Fangmeldeverhalten zwischen Raub- und Friedfischern.
Fische wachsen so lange sie leben, Anfangs schneller und im höheren Alter etwas langsamer, aber sie wachsen immer. Das heißt ein Fisch kann nur Rekordgrößen erreichen, wenn er zeitlebens ideale Bedingungen vorfindet. Dies scheint vielen nicht klar zu sein. Da werden z.B. 50pfündige Karpfen, die fast am Ende ihrer Laufbahn sind, in andere Gewässer umgesetzt und man erwartet in zwei bis drei Jahren den 60pfündigen Seerekord. Diese Rechnung geht oft nicht auf, da die Fische nur noch sehr langsam oder kaum mehr abwachsen und dann irgendwann (auch durch den Streß) das zeitliche segnen. Hat man jedoch einen Karpfen aus einem guten schnellwüchsigen Stamm, so kann dieser anstatt den normalen durchschnittlichen 3 Pfund auch bis zu 10 Pfund pro Jahr zulegen - wenn alle Gegebenheiten stimmen.
Man könnte also behaupten, dass Fischarten, die langlebig sind, sauberes Erbgut haben, gute konstante Abwachsraten aufweißen und ideale Gewässerbedingungen vorfinden, am ehesten neue Rekordgrößen hervorbringen müssten. Das würde aber wiederum heißen Friedfische finden in den vergangenen zwei Jahrzehnten bessere Bedingungen vor als Raubfische. Dies gilt ebenfalls für Friedfische, die sich eher räuberisch ernähren und vermehrt in sauberen Gewässern zu finden sind, wie z.B. der Döbel (letzter offizieller 10pfünder ist vor 15 Jahren bekannt geworden). Ist die Wasserqualität in der Mehrzahl unserer Gewässer in den letzten Jahren eher positiv auf Friedfische ausgelegt?
Oder liegt es ganz einfach am Erbgut und die Raubfisch-Zuchtanlagen bräuchten mal wieder frisches Blut unter ihren Laichfischen? Was meint Ihr, an was liegt's?