Hallöle,
sooo der Prolog ist fertig und ich dachte mir, ich poste ihn einfach mal hier. Auf Rechtschreibung braucht ihr nicht so zu achten. Dieses Lektorat ist noch nicht fertig. Mir geht es hauptsächlich darum, ob es den Geschmack von Lesern trifft, die gerne (so wie ich) Fantasyliteratur lesen. Letztendlich soll dieses Buch(bzw. Reihe) ein komplettes Universum werden. Also mit Weltkarte etc. was so dazugehört.
Mir ist wichtig, ob es in dem eine Stelle gibt, wo ihr sagt, jetzt wird´s langweilig, ich leg das Buch weg, oder ob gute Spannung aufkommt?
Außerdem würde mich interessieren, wie ihr meinen Schreibstil findet? Ist es euch flüssig genug geschrieben oder hakt es irgendwo?
Also wenn ihr mal ein paar Minuten frei habt, gönnt euch dieses Lektüre
Vielen, vielen Dank euch!
Bitte um gnadenlos ehrliche Kritik
Arbeitstitel: Der König der Erzinsel
Prolog
Grein hielt den kleinen, mysteriösen Zettel fest in der linken Hand, als er eilig die abgewetzten Stufen der Treppe des trutzig wirkenden Kastells hinuntersetzte. Es war nicht das erste Mal, dass ihn einer der Soldaten des Prinzregentenhatte rufen lassen um durch ihn eine Nachricht zu überbringen. Für gewöhnlich jedoch wurde ihm die Nachricht mündlich mitgeteilt. Heute hatte er einen kleinen Pergamentfetzen und zwei Kupfermünzen erhalten. Auch der Adressat war höchst ungewöhnlich, was ihn eine gewisse Neugier verspüren ließ.
Alessa.
Als Dienstbote in des Königs Palast in seiner unscheinbaren blau-roten Dienstkleidung mit seinen verwuschelten Haaren lag es in der Natur der Dinge, dass er zumeist die geheimsten Dinge, die sich erzählt wurden, erfuhr. Oft nahmen die hohen Ritter des Hofes ihn überhaupt nicht wahr, da er für Sie bloß einer jener vielen namenlosen Burschen war. Zumeist blickten Sie einfach durch ihn hindurch und daher erfuhr er oft als Erster die wichtigsten Neuigkeiten, die sich bei Hofe erzählt wurden.
Diese Nachricht jedoch musste etwas Besonderes sein.
Er verdiente sich gerne ein kleines Zubrot und so hatte er in den drei Jahren seines Dienstes am Hof schnell gelernt, dass Informationen nichts anderes waren als jede andere Ware auch. Gute Informationen waren den richtigen Leuten viele Münzen wert, freute er sich insgeheim, während er weiter die Treppe hinuntereilte Die zwei Kupferstücke waren mehr als
der doppelte Lohn, den er normalerweise für eine rasche Botschaft zugeworfen bekam. Nun ja, dies würde sein Schaden nicht sein.
Mit den Schuhen die aus einfachen Sackleinen gemacht waren, kam er rutschend auf dem glatten Granitboden am Ende der Treppe, die an der Südecke des Kastells lag, zu stehen.
Das Kastell war der innerste, wehrhafteste Teil des riesigen Palastes. Mit den mehreren Fuß starken Außenmauern und den vier Ecktürmen. beherbergte es die Gemächer der Königsritter, welche verschwenderisch ausgestattet und mit
Ziergold zwischen den Marmorplatten ausgelegt waren. Dem Umstand, dass es trotz dieser kriegerischen Zeiten im Königreich derzeit keinen König gab, verdankten die Ritter der beiden Königssöhne ihre derzeitigen luxuriösen Gemächer im Kastell. Diese waren sonst den Männern des Königs vorbehalten, doch nun hatten die vom Krieg erschöpften, raubeinigen Ritter ihn in Beschlag genommen.
Grein wusste, das Alessa, besser bekannt als die Jungfrau von Arothien, nicht im Kastell wohnte, da ihr Vater der Baron von Arothien war und sie nur hier weilten um der Kriegsfront, die Arothien in den letzten Tagen immer näher gekommen war, zu entkommen. Um zu ihrem Gemach zu gelangen, musste er den von zwei steinernen Säulengängen umrahmten Park vor dem Kastell durchqueren und auf der anderen Seite durch eine Seitentür in das Gästehaus des Palastes schlüpfen.
Doch erst hatte er noch etwas Anderes vor. Er wendete sich von der Tür ab, drehte sich der marmornen Treppe auf der linken Seite des Aufgangs zu und stieg diese flink hinauf. Als er oben angelangt war, kam er in den belebteren Teil des Palastes. Je näher er den Gemächern des jüngeren Prinzen kam, desto lauter und ausgelassener wurde das fröhliche Getuschel und Gelächter, welches den Palast trotz dieser unruhigen Zeiten oft erhellte. Auf dem Gang, an dessen Seiten eisenbeschlagene Truhen standen und alte Gemälde von längst vergessenen Königen hingen, kamen ihm stark geschminkte
Edelfräulein mit federndem Kopfschmuck entgegen, die sich von Rittern in glänzenden Harnischen, die mit riesigen Breitschwertern gegürtet waren, begleiten ließen. In diesem Teil des Palastes war das Tragen von Waffen zu Kriegszeiten erlaubt, wusste Grein. Die Edelleute würdigten ihn jedoch
wie üblich keines Blickes und liefen laut schwatzend an ihm vorbei. Mit seinem kleinen, jungenhaften Körper huschte er flink zwischen den vielen Menschen durch, sodass er schneller vorankam. In den letzten Wochen waren immer mehr Menschen in dem Palast eingetroffen, die vor dem Krieg auf Ihren Ländereien flüchteten. Seine Anspannung stieg. War die Nachricht
wirklich so wichtig, wie er sich erhofft hatte, oder hatte er die Indizien falsch gedeutet. Er wusste, dass sich die Prinzenbrüder verabscheuten. Weshalb dies so war, konnte er nicht sagen. Als er darüber nachsann, verspürte er auf einmal einen heftigen Schlag an der Brust, als er gegen etwas gegenrannte und zurücktaumelte. Schnell riss Grein den Kopf hoch. Verdammt! Er war direkt in die Leibwache des Prinzen hineingerannt. Der große, muskulöse Ritter den er an seinem Brustharnisch angerempelt hatte, hob schwerfällig den linken Arm, schlug ihn hart mit dem Handrücken ins Gesicht, dass er zu Boden fiel und brüllte:
„Was soll das Bursche? Hast du keine Augen im Kopf?
Du Tölpel! Scher dich weg, solange du noch kannst!“
Eine ehrfürchtige Stille hatte das Getuschel auf dem ganzen Gang unterbrochen. Grein fühlte das seine Lippe aufgeplatzt war und Blut auf sein bartloses, Kinn hinunterlief. Er fuhr sich schnell mit der Zunge über die schmerzende Stelle um das Blut abzulecken.
„Verzeiht Sir..ähh…“, erhob er sich dann langsam, vor
Schreck und Furcht zitternd, „ …verzeiht meine Unachtsamkeit…Ich,ich….ich habe eine Nachricht für den Prinzen.“ antwortete er, während seine Anspannung keinen Fußbreit wich.
Das fing ja gut an.
„Was soll das für eine Nachricht sein du Nichtsnutz? Gib sie her und verschwinde“, blaffte ihn der Ritter an, während die anderen Ritter ihn beobachteten. Grein schaute jetzt vorsichtig zu ihm auf und erkannte den Ritter. Seine Anspannung wich langsam dem hoffnungsvollen, verlockenden Verlangen nach einer kleinen Belohnung. Dies war Sir Gero Krelanti, der engste Vertraute des jüngeren Prinzen. Er hatte eine markante Nase, die in einigen Schlachten dieses harten Krieges gebrochen worden sein musste und seine harten Gesichtszüge mit den kurzen grauen Haaren gaben ihm ein kaltes, unnahbares und militärisches Aussehen. Er hatte sich in dem schon sechs Jahre dauernden Krieg mit dem Königreich der Taranthier durch
seine grausamen Kriegskünste bereits einen großen Namen gemacht. Grein wusste aber auch, dass Sir Geros Vater, einst ein hoch angesehener Ritter, auf die Erzinsel verbannt worden war, die, mochte man dem Volksmund glauben schenken, keiner mehr lebend verließ. Der Grund dafür war eines der
wenigen Geheimnisse die Grein noch nicht hatte lüften können.
„Ähhhm…dies ist nicht so einfach Herr. Die Nachricht hat…nun ja, sie hat eigentlich einen anderen…“
„Ahhhh, ich verstehe!“, unterbrach ihn der Ritter und schien seinen Zorn völlig vergessen zu haben. „Gib mir das Pergament und warte hier, Junge. Dann schauen wir mal, ob du noch eine Tracht Prügel verdienst.“
Grein zog den Fetzen aus seiner Gewandtasche und gab diesen Sir Gero, der damit auf dem Absatz kehrtmachte und zwei Türen weiter im Gemach des Prinzen verschwand. Die anderen Ritter beäugten Grein erst argwöhnisch, verloren dann aber das Interesse an ihm und fingen an, sich untereinander über den Kriegsverlauf zu unterhalten. Es waren einige Leute bei diesem kleinen Zwischenfall stehen geblieben, die jetzt aber auch das Interesse verloren, da sie in ihren Erwartungen enttäuscht worden waren und
nichts Aufregendes mehr geschah. Das Getuschel und Gerede im Gang setzte langsam wieder ein, während die Menschen weitergingen. Grein fand die Atmosphäre, die zwischen den grausamen Kriegsgeschichten, welche die Soldaten erzählten und dem ausschweifenden Leben am Hofe schwankte, sehr
merkwürdig. Wahrscheinlich versuchten die Soldaten und Ritter ihre grausamen Erinnerungen an Blut und Verstümmelungen, Explosionen und verlorene Kameraden durch das ausschweifende Leben am Hof vergessen zu machen. Fast so,als ob sie sich versuchten bewusst zu machen, dass sie
selbst noch unter den Lebenden weilten, während ihre Kameraden und Freunde auf den Feldern der Ehre geblieben waren. Grein drückte sich an die helle marmorfarbene Wand, die sich selbst durch seine dicke Botenkleidung kalt
anfühlte und versuchte unscheinbar zu wirken, während in seinem Inneren ein Aufruhr herrschte.Was würde der Prinz sagen? Würde ihm die Nachricht wichtig
genug erscheinen? Er war so anders als der Prinzregent Arolt. Was würde mit ihm passieren, wenn er den Prinzen nun
umsonst belästigt hatte? Er hatte ihn schon oft andere Diener grausam bestrafen sehen. Oft auch nur aus Freude an der Bestrafung, wie Grein meinte. Dennoch war auch der junge Prinz wegen seiner grausamen Taten und seiner Kriegserfolge gegenüber den Taranthiern in diesem Krieg wohlgerühmt im Reich. Ganz anders als Prinzregent Arolt, der als gutmütig aber doch hart in der Sache galt. Doch Greins Hoffnung auf eine kleine Belohnung war größer als die Furcht vor Prinz Cruellos
„Komm herein, Junge!“, ertönte auf einmal laut die Stimme von Sir Gero hinter der angelehnten Tür und unterbrach Greins Gedanken. Die Ritter schauten sich verwundert an, während Grein zögerte.
„Na los, mach schon!“ rief die Stimme eine Spur zorniger. Mit einem schnellen Satz, um Sir Gero nicht unnötig zu reizen, setzte Grein auf die eisenbeschlagene, dicke Tür zu. Er zog die schwere Tür mit aller Kraft auf und trat ein.
Die Luft war weihrauchgeschwängert. Grein konnte aus dem
Augenwinkel auf der linken Seite ein riesiges Himmelbett ausmachen, auf dessen rechter Seite eine große Truhe stand. Auf dem Bett lag eine nackte Frau. Sie schien zu schlafen. Nervös blickte er sich um. Auf seiner rechten Seite stand vor einem Schreibtisch Sir Gero. Als Sir Gero einen Schritt zur Seite trat, fiel Greins Blick auf Prinz Cruellos, der hinter dem Schreibtisch saß und dessen Finger mit der Nachricht spielten.
Er war großgewachsen, mindestens sechs Fuß hoch und verstrahlte eine aggressive Aura. Sein hartes, kantiges Gesicht,war von einem leichten Bartflaum umschlossen, der noch hell war. Über seine linke Wange zog sich eine dicke Narbe. Diese musste von der erfolgreichen Verteidigung Bergariens herrühren, von der der Prinz vor einer Woche heimgekommen war.
Seine langen Haare waren pechschwarz und fielen in glatten
Linien zur Seite des Kopfes. Er konnte nicht älter als
sechszehn sein.
Irgendetwas an dem Anblick störte Grein aber er konnte nicht sagen, was es war, das nicht ins Bild passte.
Der Prinz musterte ihn stirnrunzelnd und fragte nach einer
Weile mit unterdrücktem Zorn in der Stimme:
„Wie heißt du Bursche?“
„Grein, Mylord.“ Seine Knie zitterten.
„Weißt du, was in diesem Zettel steht“
„Nein, Mylord“
Logisch, dachte der Prinz. Natürlich hat der Junge nie lesen gelernt. So ein Bauerntölpel. Nun ja, wenigstens war er klug genug, den Brief hierher zubringen
„Und dennoch wagst du es, hier her zu kommen und mir diesen Zettel zu bringen? Was denkst du, warum sollte mich dieser Zettel interessieren?“, fragte er mit Argwohn in der Stimme.
Grein fing an zu schwitzen.
„Nun ja, Mylord, sonst erhalte ich für gewöhnlich mündliche Nachrichten, diese erschien mir…interessant…sie…sie ist an eine Frau adressiert.
„Alessa, ich weiß! Wer hat dir diesen Zettel gegeben?“
„Grein wurde hoffnungsvoller, als er erkannte, dass er die Wichtigkeit dieser Nachricht vielleicht nicht völlig unterschätzt hatte. Eventuell würden ja doch ein oder zwei Kupferstücke herausspringen?
„Mylord, diesen Zettel gab mir der beste Freund und
Kriegskumpan eures Bruders. Sir…“
„…ich weiß!“, donnerte der Prinz und versuchte seinen Zorn
ob der ungefragten Unterbrechung zu unterdrücken.
Grein zuckte zusammen und verneigte sich ehrerbietig. Als er sich wieder aufrichtete, sah er in das zornumwölkte Gesicht des Prinzen. Seine Grimasse spiegelte ein verzerrtes Bild von Hass und Freude wieder.
„Bursche, du wirst diesen Brief nehmen und ihn der Jungfrau Alessandra von Arothien überbringen und über deine Nachricht an mich Stillschweigen bewahren“, sagte er und warf Greinmit diesen Worten eine Silbermünze zu.
*
Als Grein aus dem kleinen Boteneingang des Kastells in den Hofgang trat, blendete ihn die Sonne, die mittlerweile ihren höchsten Punkt erreicht hatte, sodass sich seine Augen erst an das Sonnenlicht gewöhnen mussten. Er ließ die Silbermünze in der Tasche zwischen seinen Fingern hin und her wandern, während er mit der anderen Hand durch seine langen, braunen Haare fuhr und verwundert über das nachdachte, was eben geschehen war. Der Prinz hatte ihm wirklich eine Silbermünze zugeworfen, die so viel wert war wie einhundert Kupferstücke. Das war für einen Jungen wie ihn ein Vermögen. Mehr als er in einem ganzen Jahr verdiente.
Die Großzügigkeit des jungen Prinzen ließ ihn stutzen und er rieb sich verwundert die Augen.
Als diese sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er dass der grüne Park zwischen den Säulengängen mit Leben gefüllt war. Die fein gekleideten Hofdamen saßen um den Springbrunnen im Schatten des Lebensbaumes und die Kinder der Ladys tollten im Gras umher. Die Blätter der Bäume leuchteten zu dieser Jahreszeit bereits in einem saftigen Grün. Der Himmel strahlte in reinstem Blau und der erste wirklich warme Sommertag des Jahres ließ die Stadt in diesen dunklen Zeiten vor Lebensfreude sprühen.
Die meisten Männer waren fort, doch gab es einige hohe Herren wie der junge Prinz und seine Getreuen, die zwischen dem schrecklichen Töten, mit dem sie sich voller Stolz brüsteten, immer wieder in die Stadt zurückkehrten und das Leben und die Annehmlichkeiten der Frauen genossen um ihre Erfahrungen vergessen zu machen. Als er daran dachte musste Grein grinsen und setzte seinen Weg fort. Er ging nach links und bog dann nach einigen Schritten unter den Säulengang ab. Wie immer schenkte einem Dienstboten niemand Beachtung. Die Säulen des Gangs erinnerten ihn jedes Mal wenn er hier vorbeikam an Fässer, wie sie bei den Böttchern im Arbeiterviertel gestanden hatten. Mit der einzigen Ausnahme, dass sie in die Länge gezogen waren. Ihm kamen die herumrennenden Kinder entgegen, die nun zwischen den Säulen Haschen spielten. Grein hatte dieses Spiel früher selber gerne mit seinen Geschwistern in den dreckigen und stinkenden Gassen des Arbeiter- und Gesindeviertels außerhalb des Palastes gespielt, doch seit er am Hof war, konnte er sich derlei natürlich nicht mehr erlauben. Als er das Ende des überdachten Säulengangs erreicht hatte, führte der Granitweg nach rechts zu dem großen Portal in der Mitte des Gästehauses. Dieses durfte er als Dienstbote nicht benutzen, mahnte er sich, als er sich schmerzlich an die Tracht Prügel erinnerte, die er einmal dafür kassiert hatte. Also folgte er dem kleinen ausgetretenen Pfad im Gras, der sich nach hundert Schritten um die Ecke des Gebäudes wand, bis zu der kleinen Tür, die in die Seite eingelassen war. Das Gästehaus war ein riesiger Bau, der wie das Kastell, schon seit Urzeiten in der Stadt stand. Es war aus großen Sandsteinquadern errichtet worden, die dem Haus eine warme Farbe gaben. Das Dach war aus Schiefer gedeckt, der wahrscheinlich von der Erzinsel kam und der im Licht der hellen Mittagssonne gräulich schimmerte. Grein zog an der Tür aus Eichenholz, deren abgenutzte Scharniere ein leises Quietschen ertönen ließen als er sie öffnete, und trat in das Gebäude. Vorsichtig trat er seine Füße ab, damit er keinen Dreck hinterließ, für den man ihn zur Rechenschaft ziehen könnte. Das Gästehaus des Palastes war für hohe Besucher gedacht, die aus nahen und fernen Landen kamen. Er wusste, dass sich auf der unteren Ebene die Gemächer für die Gefolgschaften der Gäste befanden. Der Ritter der Prinzregenten hatte gesagt, das Lady Alessa ihr Gemach auf dieser Seite des Flügels im oberen Stockwerk hatte. Also flitzte er flink die schmale Dienstbotentreppe auf der linken Seite hinauf und fand sich kurz darauf direkt vor Lady Alessas Gemach wieder. Ein wenig atemlos räusperte er sich kurz und klopfte an.
"Tretet ein!" ertönte eine helle Stimme aus dem Zimmer.
Grein drehte an dem Türknauf, öffnete die Tür und fand sich darauf in einem mit prächtigen Wandbehängen ausgestatteten Raum wieder. Er sah Lady Alessa mit ihrer Zofe auf dem samtroten Sofa sitzen. Sie war jung, nicht älter als zwanzig und hatte helles Haar, das in der Sonne, die durch das einzige Fenster des Zimmers hereinfiel, golden glänzte. Er verbeugte sich kurz und sprach: "Eine Nachricht für euch Mylady. Der Herr sagte, ihr wüsstet von wem Sie kommen würde." Er stutzte.
Sie sprang schnell auf, als hätte sie nicht mit dieser Information gerechnet und entgegnete ungeduldig: "Nun gebt schon her Junge.". "Ich habe nicht den ganzen Tag für euch Zeit." ergänzte Sie als er kurz zögerte. Er trat auf sie zu und gab ihr den Brief mit einer Verbeugung. Sie faltete den Zettel sofort auseinander und las ihn. Währenddessen breitete sich ein zauberhaftes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Schnell hob sie den Kopf und sah ihn an: "Vielen Dank für eure treuen Dienste. Nun, geht!", sagte sie während Sie ihm gleichzeitig ein Kupferstück in die Hand drückte, das sie aus einer Börse, die auf dem Tisch lag, genommen hatte. Grein drehte sich auf dem Absatz um und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er sich der Tür zuwandte. Was für ein einträglicher Tag, dachte er.
Hinter ihm las Lady Alessa mit Freudentränen in den Augen die Nachricht noch einmal durch:
"Liebste Lady Alessa,
Ich bitte euch, beglückt mich mit einem vertrauten Wiedersehen wenn der Mond am höchsten steht. Am kleinen Schlehdornbusch im Kräutergartens hinter dem Kastell.
Mit unstillbarem Verlangen A.L."
Wie lange hatte Sie auf ihn warten müssen. Seit ihrem letztem Besuch bei Hofe waren nicht mehr als zehn Monate vergangen und doch verzehrte sie sich nach ihm. Wenn es doch nur nicht so kompliziert wäre. Sie ließ sich mit einem kleinen Seufzer auf das Sofa sinken. Während ihre Zofe sie umarmte dachte sie voller Liebe an ihn.
Grein öffnete die Tür und konnte noch immer nicht begreifen, was ihm heute geschehen war. Sollte er wirklich so viel Glück haben? Wo sollte er das viele Geld bloß verstecken? Die vielen schönen Gedanken stürzten auf ihn ein und erfüllten ihn mit einem tiefen Glücksgefühl.
Als er in den Gang trat, schoss plötzlich eine große Hand auf ihn zu und schloss sich mit eiserner Härte um seinen linken Arm. Gleichzeitig fühlte er, wie eine harte Faust sein Kinn traf. Schon wieder, dachte er, während ihn ein scharfer Schmerz durchzuckte und sein Kiefer mit einem lauten Knacken brach. In dieser Hinsicht hatte er an diesem Tag wirklich ausgesprochenes Pech. Als er mit einem abgehackten Schrei und Schmerzenstränen in den Augen unter der Wucht des Schlages zusammensackte, rutschten die Münzen aus seiner Tasche und landeten klimpernd auf dem Boden. Das Geräusch erschien ihm unnatürlich laut. Als er seinen Mund befühlte und versuchte die Tränen wegzuzwinkern, blickte er nach oben. Sein Magen krampfte sich vor Furcht zusammen, sodass der Schmerz bis in sein Gemächt zog. Sir Gero und zwei weitere Männer, ragten wie Türmemit einem gehässigen Grinsen auf den Gesichtern über ihm auf.
Er wusste nicht, was hier vor sich ging, dachte er angsterfüllt. Plötzlich wurde ihm bewusst, warum Sir Gero ihm vorhin so sonderbar erschienen war: Seine Augen leuchteten in unterschiedlichen Farben. Er hatte die Priester des Einen Gottes in der wöchentlichen Zeremonie oft genug predigen hören, das dies ein das Zeichen des Teufels sei.
Blankes Entsetzen erfüllte ihn.
"Da haben wir ja wieder einen Dieb gefunden. Eine ganze Silbermünze hat er gestohlen, der Bastard. Ich sag es euch Dreckspack ja immer wieder, aber ihr wollt ja nicht gehorchen...", brüllte Sir Gero zornig und trat mit dem Fuß, der in einem eisenbeschlagenen Stiefel steckte, nach Grein. Er lachte hämisch und hasserfüllt während Grein ein stumpfer Schmerz durchzuckte. Er fühlte, wie seine Rippen mit einem knisternden Laut brachen. Seine durchdringende Furcht lähmte ihn und nahm im jede Möglichkeit sich zu verteidigen. Nicht, das es etwas genutzt hätte. Als ein weiterer Stiefel herangesaust kam, rollte er sich instinktiv zusammen und schlug die Hände über den Kopf. Der Schmerz stieg ins Unerträgliche als ihn immer mehr Tritte trafen und während sich die Dunkelheit in seinem Kopf ausbreitete, war es wie ein wärmender Teppich, der ihn auffing und seine Schmerzen verdeckte.