Endlich Eisfrei
Samstag morgen. Als ich kurz nach 6 Uhr das Haus verlasse zeigt das Thermometer +5 Grad. Es ist bewölkt an diesem Morgen, und nahezu windstill. Als ich nach kurzer Fahrt an mein Vereinsgewässer komme ist es bis auf das Morgenkonzert der Vögel Mäuschen still. Ich liebe die Stimmung dieser Tageszeit! Jedes Ausatmen wird in der kalten Morgenluft zu einem kleinen Nebelwölkchen. Die lange Unterhose war an diesem Tag kein Fehlgriff!
Ich baue mich unter einem Baum auf dem Westufer auf. Im letzten Jahr war hier ein schwimmender Teppich aus Seerosenblättern zu sehen, der fast bis ans Ufer reichte. Ein Kollege sitzt bei meiner Ankunft ein Stück weiter auch schon da. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mit meinem neuen Echolot das Gewässer etwas zu erkunden. Um nicht zu stören lasse ich das Ding aber eingepackt, und lote nur kurz nach der herkömmlichen Methode aus.
Die Sichttiefe liegt bei knapp 1 Meter. Außer den Schilfstengeln am Ufer ist von Pflanzen noch nicht viel zu erkennen. Ich will mein Glück auf Schleien versuchen. Waggler als Gleitpose mit Silikonstopper und Schrotbebleiung auf 16er Hauptschnur. Das Ausloten ergibt eine Wassertiefe von knapp 4 Meter. Ich versenke einen Rotwurm am 10er Haken und warte.
Gegen halb 8 Uhr bekommt die Sonne Oberhand am Firmament. Der zuvor wolkenverhangene Himmel wird allmählich klar. Die Wassertemperaturen müssten im einstelligen Plusbereich liegen. Der Weiher war vor einer Woche noch dick mit Eis bedeckt, ist durch das Tauwetter und den Regen der letzten Tage jetzt aber vollkommen frei.
Bislang hat sich an meiner Angel nichts getan. Jetzt, als die Sonne über dem Horizont herauf kommt, durchbricht hin und wieder ein Fisch die Wasseroberfläche, und fällt mit einem leisen Plumps ins Wasser zurück. Mittlerweile hat sich ein weiterer Angler eingefunden. Er hat Gegenüber am Ostufer Platz bezogen, dort wo im Vorjahr die Blätter einer breiten Krautbank zu sehen waren. Er versenkt seine Posenmontage etwa 20m entfernt. Auch sein Ziel sind offensichtlich die Schleien.
Gegen 8 Uhr beginnt der Tanz. Der Neuankömmling fängt plötzlich an zu kurbeln, und kurz darauf landet die erste Schleie des Tages in seinem Kescher. Petri Heil! Keine fünf Minuten später dann bei mir – Biss! Nach kurzem Drill liegt ein 3-Pfünder vor mir im Gras. Ein wunderschöner Fisch, und mein Erster dieses Jahr! Als ich aufblicke bemerke ich, dass sich auch bei meinem Nachbarn linker Hand etwas regt. Ich mache meine Angel wieder fertig und werfe erneut aus.
Ein weiterer Angler kommt am Wasser an. Ich sehe wie er sein Fahrzeug parkt, etwas umständlich einen Rucksack und seine Angelutensilien herauskramt, und schließlich auch die Krautbank am Ufer gegenüber ansteuert.
Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung an meinem Schwimmer war. Da wird doch nicht – der Schwimmer beginnt im Zeitlupentempo von mir weg zu driften – Anhieb – Ernüchterung: Hilfe, sie sind wieder da! Ich hatte im vergangenen Jahr schon mit Ihnen Bekanntschaft gemacht, sie aber in meiner Vorfreude auf den ersten Angeltag ganz vergessen!
Außer von Schleien und Karpfen wird diese Kiesgrube von einem Heer fingerlanger Barsche bevölkert. Die kleinen Kerlchen machen sich mit einem wahren Heißhunger über alles her, was auch nur eine entfernte Ähnlichkeit mit fleischlicher Fischkost aufweist – eine wahre Plage! Und jetzt hatten sie meinen Köder entdeckt! Sch....
Um den Bärschlein Herr zu werden wurden vergangenes Jahr einige Hundert zweisömmrige Zander eingesetzt. Ich wünsche ihnen allen viel Jagderfolg!
Leider hatte ich nicht mehr an diese Plagegeister gedacht, und war deshalb auch nur mit Würmern bewaffnet ans Wasser gezogen. In meiner Verzweiflung versuche ich es mit 2 Riesenrotwürmern am 5er Haken. Innerhalb kürzester Zeit fange ich weitere 3 Stachelritter, den „Kapitalsten“ mit stolzen 8 Zentimetern! Zu allem Überfluss beginnen nun die beiden Kollegen am Ostufer über eine Distanz von gut und gerne 30 Meter mit einem lautstarken, verbalen Informationsaustausch über den vergangenen Kegelabend.
Ich beschließe deshalb für Heute die beiden Kollegen der Gunst Petris zu überlassen und packe zusammen. Tschüss ihr Schleien, bis die Tage. Dann gibt´s Mais und Teig zu kosten!
Gruss,
Peter