Auch wenn ich mich indirekt wiederhole, die 0,12er WFT Plasma trägt angeblich 14kg, das entspricht einer 0,40er Mono. Die verwendete Rolle (Shimanski Technium) hat eine Bremsleistung von 5-10kg (10kg beim 4000er Modell und das ist relativ viel für Stationärrollen). Welchen Zweck soll bei dem Gerät eine noch stärkere Schnur haben?
Wenn du eine Penn Spinfisher V nehmen würdest kommst du erst bei der 7500 über die 14kg Bremsleistung, das sind aber mehr als 800g in der Hand.
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Du rechnest Tragkraft 1 : 1 mit Bremsleistung der Rolle.
So kann man heran gehen, wenn man in einem Puff am Welsloch angelt, in dem weder starke Strömung, Packsteine, Äste, Gumpen oder ähnliche Hindernisse sind und wo die Schnur bei einem Drill
über die angegebene Tragkraft hinaus stark beansprucht wird.
Knotenfestigkeit, seitliche mechanische Beanspruchung, Abrieb spielen eine große Rolle. Je dünner die Schnur, desto anfälliger. Du kannst es ja mal ausprobieren. Nimm eine 0,12' er voll bespulte große Rolle und spule diese nach dem Auswerfen unter größt möglicher Zugkraft wieder auf. Dazu reicht meist schon ein schwerer Köder (Gummifisch o.ä.). Die geflochtene Schnur schneidet sich regelrecht ein. Noch schlimmer wird der Effekt, wenn die darunter aufgespulte Schnur lockerer aufliegt. Ein weiterer Nachteil ist, dass das Schnurlaufröllchen kaum noch mitlaufen kann und die dünne Schnur nicht abrollt, sondern drüber rutscht. Vielleicht kommen einige Rollenherstelle dahin, Mindeststärken verwendeter Schnüre anzugeben, weil die meisten größeren Rollen auf zu dünne Schnüre gar nicht abgestimmt sind (und auch gar nicht mehr sein können).
Dünnere Schnüre kerben sich (kaum sichtbar) auf Dauer auch in die härtesten Rutenringe, insbes. dem Endring (oder Spitzenring) ein und der Verschleiß erhöht sich enorm bis zum plötzlichen Abriß. Du kannst bei solchen Schnüren auch nicht mehr mit der Hand hineingreifen, wenn das (insbes. bei kapitalen Fischen) unter Umständen notwendig werden sollte.
Ich nehme beispielsweise keine geflochtene Schnur unter 0,18mm (DAIWA Braid Tournament/16,5 Kg) zum Hecht- oder Zanderfischen. Bei Verdacht auf Waller durchaus höher. Dass die Rolle auch größer und schwerer werden kann, ist doch kein Problem, wenn ich es auf große Kaliber abgesehen habe. Beim Karpfenfischen ist es auch nicht anders. Nur beim Salmonidenfischen oder Zupfen auf Renken ist mir jedes Gramm am Gerät zu viel. Beim Wallerfischen darf es schon etwas grobmotorischer zugehen.
Das beste Beispiel ist das Backing beim Fliegenfischen (wird zum Unterfüttern der Flugschnur verwendet und dient als Reserve, wenn der Fisch mehr Schnur abzieht). Man nimmt bewußt keine handelsübliche dünnen Geflochtenen mit hohen Tragkräften, sondern im Verhältnis zum Vorfach, welches Beispielsweise nur 0,14mm Fluorocarbon sein kann, das extrem stärkere Backing am Ende auf der Rolle. Das hat eine extrem höhere Tragkraft (z.B. 9Kg), ist aber auch im Durchmesser auch größer. Wenn das Backing abzieht, kannst du in die Schnur greifen oder hast weniger Probleme, wenn sich die Schnur am Ast verfängt oder durch einen am Boden liegenden Stein gezogen wird. Mir ist noch nie das Backing gerissen. Hättets du durchweg eine Schnur mit geringer Tragkraft, würde diese Hauptschnur unter Umständen schon wenige Meter vor dem Angler am Hinderniss abreißen und der Fisch zieht mit 30 oder 50m Schnur im Maul ab, oder er hängt samt Schnur am Ast, bis er irgendwann damit verreckt.
Übertragen auf das schwere Fischen sollte die Schnur zwar einerseits auf das verwendete Gerät abgestimmt sein, aber die Schnur als solche mit ihren Materialeigenschaften sollte man für sich selbst betrachten und nicht nur die angegebene Tragkraft. Das weiß jeder erfahrene Angler auch von Monofiler, dass man bei dieser Schnur auch nicht standartmäßig herangeht, so nach dem Motto: "0,25mm Allroundmono nehme ich für alles und überall!"
Gruß & Petri!