Was lange währt wird endlich gut! - Der Weg zum ersten Zander
Ich glaube einige Angler können sich mit der folgenden realen Story identifizieren... Man hat ein anglerisches Ziel, gibt alles, doch es will einfach nicht hinhauen...
Meinen Weg und Gemütszustand bis zum erreichen des Ziels will ich hiermit einmal schriftlich festhalten und euch dran teilhaben lassen...
Mischgefühle zwischen Moti- und Frustration, Kampfgeist und Kapitulation, Sieg und Niederlage, Euphorie und Trauer.
Viel Spaß
Euer Kaspersio
Dieses Jahr war ich das erste Mal seit 2008 etwas intensiver, mit dem Fokus auf die begehrten Raubfische, in den Niederlanden und Deutschland unterwegs.
Man kennt mich eher als Karpfen- und Feederangler. Doch das Allrounden hat mich schon in 2013 mehr und mehr gereizt. Es war Zeit mal in die Raubfischregion abzutauchen. Denn gerade hier habe ich eine Rechnung mit einem namenhaften berühmt und berüchtigten Gegner offen.
Wenn Angler sagten: "Ich habe von Aal bis Zander in heimischen Gewässer schon so gut wie alles gefangen", fühlte ich mich nicht als "ganzer" Angler... da mir genau dieser Mister Z noch fehlte...nämlich der Zander, das Omega in unserem Angleralphabet.
Nach acht Jahren Angelkarriere war es nun Zeit für die "Mission Zander". Es war Zeit der "vollkommene" Allrounder, für meine individuell eigene Definition, zu werden ...
Holland ist, wie die meisten wissen, für einen hervorragenden Raubfischbestand bekannt. Deshalb zog ich es als Grenzbewohner direkt in Erwägung, sowohl an deutschen als auch holländischen Gewässern meine Mission zu verwirklichen. Vorallem die Angelei auf Hecht ist in sämtlichen Kanälen und Flüssen Hollands sehr interessant zu verfolgen. 80cm+ Hechte sind dort keine Seltenheit.
Auch einen Matze Koch zieht es immer wieder nach NL, wo er vor allem in den kälteren Monaten auf Köderfische wie Makrelen und große Rotaugen seine 80+ Hechte fängt.
Aber auch Zanderexperten wie ein Dietmar Isaiasch oder Stephan Gockel, verbringen einen Großteil ihrer Zeit in den Niederlanden, wenn sie auf die Spezies Sander lucioperca aus sind.
Bereits Anfang April besorgte ich mir einen Vispas nach meiner sechsjähriger NL-Pause. Da das Osterfischen im Nationalpark de Biesbosch von Basti, Sven und mir genau in der Kunstködersperrzeit stattfand, haben wir dort lediglich auf Brassen, Alande und Co. feedern können.
Doch dann im Juli ging es endlich los und der Mission "Zander" stand nicht mehr allzu viel im Wege. Haaa, so hätte ich´s wohl gerne...
Mein persönlicher NL-Experte Markus zeigte mir einige Spots an der Maas, der Waal und vorallem am Nederrijn, wo diverse Angler regelmäßig Zanderfänge vorweisen konnten.
Nachdem bei unserer ersten NL-Spinnfisch-Tour überhaupt nichts ging, überzeugte
mich unser zweiter Angang von dem Potenzial holländischer Gewässer, da Markus
in etwas mehr als 60 Minuten einen 45er Barsch, 88er Esox, 35er Zander und als viertes einen 40er Barsch in der genannten Reihenfolge ans Band bekam.
Es war das erste Mal, dass ich einen Zander live sah, welcher auf einen Gummifisch gefangen wurde.
Generell habe ich einen gefangenen Zander vorher nur einmal gesehen. Diesen fing ich 2006 selber (15cm Zander´chen) beim Feedern auf einen Tauwurm. Ich bewunderte die Schönheit eines Zanders und war heiß wie frisch fritierte holländische Fritten, heißer als je zuvor!!
Es handelte sich um ein und dieselbe Buhne in der er alle 3 Fischarten fing. Markus fischte im Gegensatz zu mir am Prallhang und konnte diese Sternenstunde genießen.
An diesem Tag bekam ich "nur" einen guten Barsch ans Band, welcher mir wieder kurz vor dem Keschern ausschlitze. Mist! Es sollte eifnach generell mit diesem SCH*** Gummifisch nicht sein!
Bis dato hatte ich keinen einzigen Fisch auf Gummifisch überlisten und sicher landen können.
Dann steigt mal einer ein und schlitz natürlich wieder aus... typisch...
Von meinem Ziel, meinen ersten Zander zum Anbiss zu überreden und sicher zu keschern, war ich noch Meeeeeiiiilen entfernt!
Seit 8 Jahren wünscht sich meine Mum einen von mir gefangenen Zander, welchen sie als Filet auf dem Mittagstisch in ihrem Gourmentdasein präsentieren und verspeisen kann.
Da ich als alter Ansitzangler an meinem klaren Hausgewässer nach drei Ansitz-Versuchen keinen Kontakt und generell kaum Chancen auf einen Zander mittels Köderfische hatte, hab ich mich Mitte des Jahres dazu entschlossen das Gummifischangeln als neue Liebe zu entdecken. Doch von der Liebe zu diesen "Wabbeldinger" war ich ich auch noch Kilometer entfernt...
Auch nach einigen Versuchen mit dem Gummi wollte es noch nicht so richtig mit diesem Zander ...
Ich habe dieses "Gummigedöns" an einem Jighaken schon immer gehasst und verflucht... Doch dann dachte ich wieder an Markus´ Sternenstunde und meinen ersten Barschkontakt auf Gummifisch ...
Ich war gemischter Gefühle... auf der einen Seite die Motivation und der Ansporn, diesen mysteriösen lichtscheuen Vampirfisch, den Zander, endlich auf die Liste der gefangenne Fischarten zu schreiben.
Andererseits der wiederholte Misserfolg, das Gefühl man sei noch sooo weit von seinem ersten Zander entfernt.
Ist die Schnur zu dick? Ist der Köder nicht optimal? Führe ich den Köder falsch? ISt der Spot überhaupt gut für Zadner? Zweifel über Zweifel... All´diese Fragen schossen einem durch den Kopf!
DOCH DANN:
Beim dritten Mal am Nederrijn war die erste Hürde geschafft.
Ich konnte meinen ersten gelandeten Nederrijnfisch präsentieren.
Es war ein netter 60er Hecht. Auch wenn es noch nicht der heiß ersehnte Zetti war, hab ich den persönlichen Gummifischfluch besiegt - hoffentlich - YESSS!
Doch die Fragen blieben:
Ist es ein Zufallsfang? Hecht ist nicht gleich Zander? Was kommt nun? Ist der Bann durchbrochen?
Fragen über Fragen geprägt von innerer Angelphilosophie und eigener Weisheit.
Direkt ein paar Tage nach diesem ersten “Gummifischfisch” machte ich mich auf den Weg an mein Hausgewässer, dem Eyller-See, und versuchte mittels Gummifisch und der Faulenzermethode ein paar Barsche zu überlisten. Und JAA! Es klappte wieder!
Innerhalb von zwei Angeltagen konnte ich jeweils einen netten Barsch überlisten. Der Bann schien gebrochen.
Die Motivation war nun wirklich sehr groß!
Alle guten Dinge sind drei! Ein Hecht, zwei Barsche auf meinen meistgehassten Köder, den Gummifisch.
Da an meinem Hausgewässer mit Zandern wie schon erwähnt eher weniger zu rechnen ist, glaubte ich nun an die Mission, wenn ich an guten Zandergewässern, wie dem Nederrijn oder dem Rhein attackiere.
Wenn ich mittels der Faulenzermethode Barsche ans Band bekomme, sicherlich auch deren nahe Verwandten, die Zander...
Oder etwa nicht?
Die Fragen, welche ich mir stellte, Zweifel und Ungewissheiten wurden von Mal zu Mal geringer. Ich spürte ich komme meinem Ziel immer näher...
Sogar ein guter Ü70er Hecht knallte kurze zeit später an meinem Hausgewässer auf einen “Gufi”.
Dieser schlitze leider auch kurz vor dem Ufer aus. Bissspuren hinterließ er dabei an meinem gelb-roten Gummifisch.
Wiederum ein paar Tage später fragte mich mein Freund Michi, ob wir es nicht auch mal am Rhein versuchen sollten auf Zander.
Zwei Tage vorher feierte ich nämlich mit Michi und dem erfahren Angler Domenic Michis Geburtstag.
Dort befragte ich verzweifelt Domenic, welche Fehler ich bis hierhin wohl machte.
Er erkannte keine großartigen Fehler an meiner Angeltechnik, doch verriet mir seine persönlichen ausschlaggebenden Details und Kniffe zusätzlich.
Dafür war ich ihm sehr dankbar, weil Geheimniskrämerei im Angelmilieu oftmals großgeschrieben wird.
Da Michi von Domenic zum Geburtstag nette zanderspezifische Gummifische geschenkt bekam, war Michi, der ebenfalls wie ich noch nie einen Zander auf Gummifisch ans Band bekommen konnte, heiß darauf ans Wasser zu kommen.
Gesagt, getan. Michi fuhr uns beide an einen vielversprechenden Rhein-Spot, wo wir Domenics Kniffe und Details vom Geburtstagabend befolgen konnten.
Konzentriert, doch ohne Ahnung und Erfahrung, fischten wir zwei Buhnen ab, es tat sich nichts.
Den folgenden Moment sehe ich als generellen Wendepunkt bezüglich meines Erfogls auf Zander an:
Michi und ich gingen immer noch motiviert eine Buhne weiter.
Ich ging voraus und stellte mich rechts von Michi auf den Buhnenkopf und fing an zu faulenzen.
Der 21g Jigkopf schien hier perfekt. Nach einer zehn-sekündigen Absinkphase kam mein Jigkopf auf dem Gewässergrund an.
Ich machte sofort zwei Kurbelumdrehungen. 21, 22. Der Gummifisch war nach zwei Sekunden wieder am Gewässergrund angekommen. Es folgten abermals sofort zwei Kurbelumdrehungen 21, 22. Und wieder: 21, 22. 21, 22. 21,22. 21,”TOCK”!
Wie aus dem Nichts bekam ich bereits beim Anzählen von “21” einen Ruck, wie ein Stromschlag, in meine Rute und schlug zum Glück reflexbedingt an.
WIDERSTAND!
Diesmal spürte ich seltsame Kopfschläge, die ich so von einem Hecht nicht gewohnt war.
Und tatsächlich!
Voller Adrenalin schossen sämtliche Fragen im Skundentakt durch meinen Kopf:
Ist es ein Zander? Bleibt er dran? Bitte bleib dran!
UND TATSÄCHLICH:
Ein schicker 45er Zander zeigte sich an der Oberfläche und wurde sicher von Michi gekeschert.
Der Moment als ich sah, dass es ein Zander ist und dieser sicher gelandet wurde, war einer der schönsten Momente in meinem ganzen Anglerleben.
Dass all´ sein Behümen belohnt wird, dass man sein Ziel nach Monaten nun endlich erreicht hat, zeigt man darf niemals aufgeben und muss sein Ziel strickt verfolgen!
So gefreut habe ich mich seit Ewigkeiten nicht mehr. Seit Juli habe ich diesem Fisch hinterherspioniert und alles gegeben, ihn zu überlisten.
Heute war dieser Tag-X, der 15. September wird immer ein ausschlaggebender Punkt für das persönliche Zanderangeln sein. Dieses Erlebnis am 15. September kann mir niemand nehmen und wird niemals in Vergessenheit geraten.
So eine innnere Euphorie ist kaum nachzuempfinden und schon gar nicht in Worte zu fassen.
Jeder leidenschaftliche und obsessionelle Angler wird für sich selbst genau wissen, was ich meine.
Wenn ich diesen Bericht gerade schrieb, komtm ein Teil der gefühlten Euphorie die an dieser Geschcihte haftet wieder hoch und schenkt mir ein Grinsen des Erfolges und der Erleichterung.
Hier ist er... MEIN Zander! Einfach...............GEIL!!!
Doch nicht nur mein Bann wurde gebrochen.
Euphorisiert schlenderte ich in einigen Metern Abstand zu Michi, nachrichtverbreitend via Handy an diverse Angelkollegen, zur nächsten Buhne.
Noch nicht ganz angekommen hörte ich nur den Ausruf “Fisch!” aus Michis Mund.
Und ja! Ich durfte Michis ersten Faulenzerzander keschern. An diesem Tag hatten wir es beide geschafft!
Dieser Doppel-Bann-Bruch krönte diesen einmaligen Angeltag, so wie man es sich erträumt, ab.
Der 15. September ist unser Stichtag, da wir seit dem mehrere Zander mittels der Faulenzermethode an den Haken bekamen.
Der Zandermythos ist bezwungen und der Gummifisch mein neuer Freund.
Die Mission ist geschafft und das Ziel für 2014 erreicht.
So ein Happy End sollte jedem Angler wiederfahren.
Was lange währt wird endlich gut.
Hier ein paar Bilder von diversen Zandern seit diesem Tag, an dem der Bann endgültig gebrochen wurde.
Der Gummifisch rockt!
Aus Hass wurde Liebe...
Der Zander, mein neuer Liebling!
Aus Feind wurde Freund...
NEVER GIVE UP!
Tight Lines!
Euer Kaspersio