Moin allerseits,
ich möchte euch hier mal von meinem Wochenende berichten.
Vor zwei Monaten hatte ich einen Thread eröffnet in dem es um zwei trockene Gewässer ging. Einmal der ziemlich große Mönchsteich, der abgelassen wurde, warum auch immer. (Dieser ist mittlerweile komplett leer und trocken) Und dann noch ein kleines Rückhaltebecken in einem Naturschutzgebiet. Um dieses Rückhaltebecken dreht sich dieser Bericht.
Vor 14 Tagen war ich mal wieder nachschauen und musste feststellen, dass die Wassermenge weiterhin abnahm. Man sah deutlich viel Fisch auf sehr wenig Wasserfläche. Ich sah 2 angelnde Jugendliche, welche meinten sie wollen die Fische umsetzen, weil die ja hier sterben. Ich blickte mich um, sah aber keinen Behälter um einen Fisch lebend zu transportieren... Nur ihre Fahrräder. Ich wollte mich da aber nicht aufspielen und ihnen was von "angeln verboten" erzählen und liess sie machen. Es war dort schon ein sehr trauriger Anblick für jeden Angler!! Sie meinten, dass mal jemand "vom Naturschutz oder einer Behörde" vor Ort war und meinte, dass der Bach der das Rückhaltebecken speist irgendwie verstopft ist und dass der Teich deshalb austrocknet. Auf die Frage ob deswegen was unternommen werden wird, hatten sie aber keine Antwort.
Am Freitag jedenfalls hatten mein Angelkumpel Basti und ich extra frei genommen um endlich mal wieder gemeinsam angeln zu gehen. Vorher wollte ich ihm aber noch dieses Trauerspiel zeigen. Als wir dort ankamen sahen wir wirklich nur noch eine kleine schlammige, schwarze Restpfütze die voll Fisch brodelte. Ein moderiger Geruch und der Geruch von totem Fisch vereinten sich. Wir guckten uns an und meinten dann nur "ok -- S C H E I S S -- drauf ob wir das hier nun dürfen oder nicht" wir retten soviele wir noch können.
So...
Die Fische dort zu entnehmen machte uns absolut keine Bedenken mehr, denn die waren zum Tode verurteilt, allerdings war die große Frage - wohin mit ihnen?! Also erstmal per Telefon losgelegt und sämtliche Kontakte anrufen. Es fand sich aber zum Glück sofort ein freudiger Abnehmer der gerne Hechte und Schleie für sein Gewässer haben wollen würde. Ok, also ab in den Baumarkt, eine große Box kaufen. Dann ab in den Angelladen, eine Sauerstoffpumpe kaufen. Zwei Wathosen eingepackt und dann ging es zurück ans "Wasser". Dort sind wir dann rein und es war ein trauriges Bild. Alle Hechte ab 80+ waren bereits tot, Barsche jenseits der 40cm - tot. Man ging quasi auf Leichen und trotzdem kochte das Wasser noch voll Fisch. Hechte sind ja nun schon "flache" Fische also nicht hochrückig, aber selbst die schauten mit dem Rücken noch raus. Wir fingen dann 13 Hechte und 3 Schleien per Hand. Sahen aus wie die Schweine und sind dann mit der schweren Box ca. 1 km zum Auto und ab zum umsetzen. Das waren knapp 25km Fahrt einfache Strecke.
Leider mussten wir erstmal das schlammige Leichenwasser für den Transport nehmen. Am Zielgewässer angekommen haben sich beim einsetzen die beiden größten Hechte, knappe 70er, schon auf den Rücken gelegt und keinerlei Atemreflex mehr gezeigt. Wir haben jeder einen genommen und unter Wasser immer vor und zurück bewegt, um erstmal den Schlamm aus den Kiemen zu bekommen und evtl. eine Atmung zurück zu erlangen. Aber es schien hoffnungslos. Immer wieder kippten sie weg. Wir haben dann mit Ästen im flachen Wasser quasi Boxen gebaut und die Hechte dort "eingeklemmt", damit sie richtig herum im Wasser stehen bleiben. Dann ging es zurück um nochmal Fisch zu holen. Dieses mal nahmen wir sauberes Wasser mit, das bedeutete allerdings, dass wir schon zum Hinweg stark zu schleppen hatten. Teilweise wechselten wir alle 20m die Seite weil echt nichts mehr ging von der Kraft her und vom Kreislauf ebenso. Von der im NSG spazieren gehenden Bevölkerung wurde die Aktion zum Glück durchweg positiv aufgenommen. Bevor es dunkel wurde hatten wir noch ein paar Hechte gefangen und sind wieder zurück zum Zielgewässer. Die nasse, schlammige Box hab ich übrigens auf der Rücksitzbank meines Autos transportiert ohne großen Schutz per Folie oder so. Hatten wir nicht dran gedacht wir Idioten. Die beiden Hechte standen noch an Ort und Stelle und hatten wieder eine Atmung. Und ich hielt es wirklich nicht für möglich, aber wir blieben noch eine ganze Weile bei ihnen und irgendwann als es schon wirklich dunkel war, drehte ich sie um. (wir hatten sie nämlich mit dem Kopf Richtung Ufer "geparkt") Und tatsächlich schwammen beide sichtlich erholt davon. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder.
Völlig erschöpft von der Plackerei beschlossen wir uns am nächsten Tag einen Anhänger auszuleihen und eine Schubkarre draufzupacken und nochmal loszulegen. Am nächsten Tag schafften wir dann drei Touren und retteten bisher 54 Hechte und 10 große Schleien um die 40cm. Am Dienstag versuchen wir noch eine letzte Tour zu schaffen, falls dann noch etwas am Leben ist dort. Das ganze hat wirklich viel Geld, noch viel mehr Kraft und uns quasi das ganze "Angel"-Wochenende gekostet, aber wir sind trotzdem absolut selig. Wir waren so im Stress, dass ich komplett vergessen hatte z.B. mal die Hechte in ihren Boxen zu fotographieren. (wäre ein tolles Bild gewesen!!)
Aber die Idee das zu dokumentieren kam mir leider erst im Nachhinein. Ich habe aber ein/zwei Fotos die das Schlammloch von weiten zeigen. Da bekommt man einen Eindruck wie wenig vom Gewässer noch übrig war.
Auf jeden Fall habe ich mich vorher immer gefragt was für Fische und vor allem wieviele in so einem Teich wohl drin sein mögen. Im Nachhinein kann ich sagen, viel mehr als angenommen. Ich hätte nie gedacht, dass in einem doch recht kleinen Teich dermaßen viele Hechte drin sind. Soviele große tote Exemplare bis zu 1m. Dann weiß man auch nicht, wer da noch schon vorher so alles drin rumgelaufen ist und sich Fisch geholt hat. Dazu Fischreiher und Kormorane in Massen und trotzdem waren nachdem wir 54 Hechte raus hatten bestimmt nochmal soviele drin. Die ganzen noch kleineren Hechte sieht man ja erst gar nicht. Es gab da für uns sichtbar Plötzen, Brassen, Barsche, Schleie und Hechte. Heute geniesse ich erstmal meinen Muskelkater und schreibe diesen Text.
So hier mal ein Foto vom "Wasser"
Und nochmal etwas dichter:
So wie das Wasser abnimmt schätze ich, dass in einer - spätestens zwei Wochen hier NICHTS mehr leben wird.
Das wollte ich euch einfach mal erzählt haben.
Gruß Ron
ich möchte euch hier mal von meinem Wochenende berichten.
Vor zwei Monaten hatte ich einen Thread eröffnet in dem es um zwei trockene Gewässer ging. Einmal der ziemlich große Mönchsteich, der abgelassen wurde, warum auch immer. (Dieser ist mittlerweile komplett leer und trocken) Und dann noch ein kleines Rückhaltebecken in einem Naturschutzgebiet. Um dieses Rückhaltebecken dreht sich dieser Bericht.
Vor 14 Tagen war ich mal wieder nachschauen und musste feststellen, dass die Wassermenge weiterhin abnahm. Man sah deutlich viel Fisch auf sehr wenig Wasserfläche. Ich sah 2 angelnde Jugendliche, welche meinten sie wollen die Fische umsetzen, weil die ja hier sterben. Ich blickte mich um, sah aber keinen Behälter um einen Fisch lebend zu transportieren... Nur ihre Fahrräder. Ich wollte mich da aber nicht aufspielen und ihnen was von "angeln verboten" erzählen und liess sie machen. Es war dort schon ein sehr trauriger Anblick für jeden Angler!! Sie meinten, dass mal jemand "vom Naturschutz oder einer Behörde" vor Ort war und meinte, dass der Bach der das Rückhaltebecken speist irgendwie verstopft ist und dass der Teich deshalb austrocknet. Auf die Frage ob deswegen was unternommen werden wird, hatten sie aber keine Antwort.
Am Freitag jedenfalls hatten mein Angelkumpel Basti und ich extra frei genommen um endlich mal wieder gemeinsam angeln zu gehen. Vorher wollte ich ihm aber noch dieses Trauerspiel zeigen. Als wir dort ankamen sahen wir wirklich nur noch eine kleine schlammige, schwarze Restpfütze die voll Fisch brodelte. Ein moderiger Geruch und der Geruch von totem Fisch vereinten sich. Wir guckten uns an und meinten dann nur "ok -- S C H E I S S -- drauf ob wir das hier nun dürfen oder nicht" wir retten soviele wir noch können.
So...
Die Fische dort zu entnehmen machte uns absolut keine Bedenken mehr, denn die waren zum Tode verurteilt, allerdings war die große Frage - wohin mit ihnen?! Also erstmal per Telefon losgelegt und sämtliche Kontakte anrufen. Es fand sich aber zum Glück sofort ein freudiger Abnehmer der gerne Hechte und Schleie für sein Gewässer haben wollen würde. Ok, also ab in den Baumarkt, eine große Box kaufen. Dann ab in den Angelladen, eine Sauerstoffpumpe kaufen. Zwei Wathosen eingepackt und dann ging es zurück ans "Wasser". Dort sind wir dann rein und es war ein trauriges Bild. Alle Hechte ab 80+ waren bereits tot, Barsche jenseits der 40cm - tot. Man ging quasi auf Leichen und trotzdem kochte das Wasser noch voll Fisch. Hechte sind ja nun schon "flache" Fische also nicht hochrückig, aber selbst die schauten mit dem Rücken noch raus. Wir fingen dann 13 Hechte und 3 Schleien per Hand. Sahen aus wie die Schweine und sind dann mit der schweren Box ca. 1 km zum Auto und ab zum umsetzen. Das waren knapp 25km Fahrt einfache Strecke.
Leider mussten wir erstmal das schlammige Leichenwasser für den Transport nehmen. Am Zielgewässer angekommen haben sich beim einsetzen die beiden größten Hechte, knappe 70er, schon auf den Rücken gelegt und keinerlei Atemreflex mehr gezeigt. Wir haben jeder einen genommen und unter Wasser immer vor und zurück bewegt, um erstmal den Schlamm aus den Kiemen zu bekommen und evtl. eine Atmung zurück zu erlangen. Aber es schien hoffnungslos. Immer wieder kippten sie weg. Wir haben dann mit Ästen im flachen Wasser quasi Boxen gebaut und die Hechte dort "eingeklemmt", damit sie richtig herum im Wasser stehen bleiben. Dann ging es zurück um nochmal Fisch zu holen. Dieses mal nahmen wir sauberes Wasser mit, das bedeutete allerdings, dass wir schon zum Hinweg stark zu schleppen hatten. Teilweise wechselten wir alle 20m die Seite weil echt nichts mehr ging von der Kraft her und vom Kreislauf ebenso. Von der im NSG spazieren gehenden Bevölkerung wurde die Aktion zum Glück durchweg positiv aufgenommen. Bevor es dunkel wurde hatten wir noch ein paar Hechte gefangen und sind wieder zurück zum Zielgewässer. Die nasse, schlammige Box hab ich übrigens auf der Rücksitzbank meines Autos transportiert ohne großen Schutz per Folie oder so. Hatten wir nicht dran gedacht wir Idioten. Die beiden Hechte standen noch an Ort und Stelle und hatten wieder eine Atmung. Und ich hielt es wirklich nicht für möglich, aber wir blieben noch eine ganze Weile bei ihnen und irgendwann als es schon wirklich dunkel war, drehte ich sie um. (wir hatten sie nämlich mit dem Kopf Richtung Ufer "geparkt") Und tatsächlich schwammen beide sichtlich erholt davon. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder.
Völlig erschöpft von der Plackerei beschlossen wir uns am nächsten Tag einen Anhänger auszuleihen und eine Schubkarre draufzupacken und nochmal loszulegen. Am nächsten Tag schafften wir dann drei Touren und retteten bisher 54 Hechte und 10 große Schleien um die 40cm. Am Dienstag versuchen wir noch eine letzte Tour zu schaffen, falls dann noch etwas am Leben ist dort. Das ganze hat wirklich viel Geld, noch viel mehr Kraft und uns quasi das ganze "Angel"-Wochenende gekostet, aber wir sind trotzdem absolut selig. Wir waren so im Stress, dass ich komplett vergessen hatte z.B. mal die Hechte in ihren Boxen zu fotographieren. (wäre ein tolles Bild gewesen!!)
Aber die Idee das zu dokumentieren kam mir leider erst im Nachhinein. Ich habe aber ein/zwei Fotos die das Schlammloch von weiten zeigen. Da bekommt man einen Eindruck wie wenig vom Gewässer noch übrig war.
Auf jeden Fall habe ich mich vorher immer gefragt was für Fische und vor allem wieviele in so einem Teich wohl drin sein mögen. Im Nachhinein kann ich sagen, viel mehr als angenommen. Ich hätte nie gedacht, dass in einem doch recht kleinen Teich dermaßen viele Hechte drin sind. Soviele große tote Exemplare bis zu 1m. Dann weiß man auch nicht, wer da noch schon vorher so alles drin rumgelaufen ist und sich Fisch geholt hat. Dazu Fischreiher und Kormorane in Massen und trotzdem waren nachdem wir 54 Hechte raus hatten bestimmt nochmal soviele drin. Die ganzen noch kleineren Hechte sieht man ja erst gar nicht. Es gab da für uns sichtbar Plötzen, Brassen, Barsche, Schleie und Hechte. Heute geniesse ich erstmal meinen Muskelkater und schreibe diesen Text.
So hier mal ein Foto vom "Wasser"
Und nochmal etwas dichter:
So wie das Wasser abnimmt schätze ich, dass in einer - spätestens zwei Wochen hier NICHTS mehr leben wird.
Das wollte ich euch einfach mal erzählt haben.
Gruß Ron