Post #25
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Worum geht es? Im Rahmen der Diskussion über das Wachstum bei Fischen habe ich Aussage getätigt, dass grundsätzlich eine Erhöhung der Wassertemperatur dazu führt, dass ein Fisch schneller, bzw mehr verdauen kann und dadurch schneller wächst.
Das ergibt sich zwingend aus der Tatsache, dass Fische wechselwarm sind.
Das habe ich dadurch eingeschränkt, dass ich das auf Temperaturen begrenze, die in dem Bereich liegen, die die jeweilige Art vertragen kann.
Ein Beispiel, wenn ich die Wassertemperatur für eine Äschen von 5 Grad auf 10 Grad erhöhe, steigere ich deren Wachstum. Setze ich die Temperatur von 17 Grad auf 22 Grad hoch, wird die Äsche das auf Dauer nicht überleben. Für einen Karpfen wäre dass kein Problem.
Dadurch gilt meine Aussage auch für kälteliebende Arten. Auch eine Forelle wächst bei 15 Grad schneller als bei 10 Grad.
Servus!
Alve, ich hoffe du erinnerst dich an deine eigenen Beiträge. Im deinem Post#15 schreibst du nämlich folgendes:
Also eine erhöhte Wassertemperatur führt grundsätzlich zu mehr Wachstum da die verfügbare Nahrung schneller verarbeitet wird und der Fisch in der gleichen Zeit mehr Nahrung nutzen kann.
Das bringt aber nur etwas, wenn diese Nahrung auch zur Verfügung stellt.
Ich hatte dich darauf hingewiesen, dass deine Aussage zu verallgemeinernd ist und das Nahrungsangebot über der Temperatur(-erhöhung) bei der Gewichtszunahme bzw. Entwicklung eines Fisches (im allgemeinen) steht.
Erst in deinem Post #17
schränkst du deine Aussage ein und schreibst von einem oberen Toleranzbereich:
...Die hohe Temperatur wird zum Nachteil, wenn ich die "Wohlfühltemperatur" der Art überschreite. Diese Schwelle liegt bei Kaltwasserarten niedriger. Das ändert aber nichts am Prinzip.
Ich denke mal, dass sich ein jeder vorstellen kann, dass ein Lebewesen sich immer in einem unteren und oberen Bereich für seine Entwicklung befindet und dies keine neue Erkenntnis ist!
Deiner ersten dürftigen Aussage nach, die du mit dem Wort "grundsätzlich" unterstrichen hast, wäre eine Temperatur
X plus immer besser als eine Temperatur
X. Und genau das war mein Kritikpunkt. Dann käme nämlich überspitzt gesehen folgendes heraus:
Bitte nicht ernst nehmen:
"dann müssten die Fische im Kochtopf ja sehr schnell eine imponierende Größe erreichen"
Also, sind hundertzwanzig Prozent immer besser als hundertzehn?
Diese Frage läßt sich nur beantworten, wenn man etwas ins Verhältnis setzt. Das hast du eben in deinem ersten Post nicht getan. Du hattest von "den Fischen" geschrieben und keinen Unterschied gemacht, ausser dass sie wechselwarm sind.
Im Verhältnis von kälteliebenden zu wärmeliebenden Arten verschiebt sich dieser Toleranz Bereich nach oben, das können wir uns auch denken.
Du hattest ein Beispiel deiner Beobachtung gezeigt:
Ich würde den Lachs nicht gerade als wärmeliebende Art bezeichnen.
Dann schau dir einmal einen Smolt nach einem warmen Jahr und nach einem kalten im Vergleich an.
Ich habe im warmen Klärwerkswasser Parrs 0+ gefangen, die haben an Gewicht ihre 1+ Kollegen aus dem Vorjahr übertrumpft.
Dieser deiner Beobachtung möchte ich nicht widersprechen, denn du vergleichst die niedere Temperatur mit der höheren, aber würdest du ein Beispiel nehmen, in dem der Smolt in einem Klärwerkswasser oberhalb des Toleranzbereiches liegen würde, wäre es genau umgekehrt, das beweist du selbst sogar in deiner nachfolgenden Aussage:
Jede Art hat spezielle Anforderungen an ihren Lebensraum, was die Wassertemperatur betrifft. Sobald ich diesen Bereich verlasse, ist der der Fisch gestresst oder geht sogar ein.
Danach verallgemeinerst du leider wieder:
Solange ich diesen Bereich nicht verlasse, ist der Fisch im wärmeren Wasser grundsätzlich dem im kalten Wasser gegenüber im Vorteil unter der Voraussetzung, dass ausreichend Nahrung vorhanden ist.
Wenn du von einem generellen besseren Wachstum bei wärmeren Wassertemperaturen sprichst, musst du schon eine Eingrenzung vornehmen, ansonsten verläßt du den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit!
Beispiel Salmoniden:
Jede Fischart hat gewisse Temperaturpräferenzen. Der Temperaturbereich, in dem die Nahrung am besten umgesetzt werden kann, ist durch die Beweglichkeit der Enzyme bestimmt. Dieser Bereich ist je nach Fischart verschieden (!). Wann immer möglich, hält sich die jeweilige Art in diesen
Temperaturbereichen auf. Geraten Gewässer bei sommerlichen Nieder- oder Restwasser über längere Zeit in den Grenzbereichen der Temperaturtoleranzen bestimmter Arten, so würde die Wassertemperatur schließlich zum eliminierenden Faktor. In unverbauten Gewässern wandern die Fische dann meist stromauf, um sich in die kühleren Bereiche zurückzuziehen. Aber auch in kleineren Bereichen, also innerhalb von Gewässerabschnitten, ja sogar in Pools zeigt der Faktor Temperatur Auswirkungen. Dies zeigt sich dadurch, dass bei hoher Wassertemperatur die Fische dann dicht gedrängt am Grund um die Grundwasseraufstöße versammelt sind.
Manche Fische können Temperaturveränderungen in einem Bereich von 0,03 bis 0,07°C feststellen und darauf reagieren (nach Rehbronn, 1998).
Anstatt eine pauschalierte erhöhte Wassertemperatur als grundsätzlich für ein besseres Wachstum festzulegen, sind Aktivitätstabellen realistischer.
Z.B. beginnt die Nahrungsaufnahme der Forellen ab 5°C, gute Aktivität bei Temperaturen zwischen 8-10°c.
Zwischen 10-15°C finden sich die idealen Temperaturen für das Umsetzen der Nahrung bei Salmoniden durch hohe Enzymbeweglichkeit.
Bei 15-20°C steigt der Stoffwechsel mit zunehmender Temperatur, die Fische nehmen durchgehend Nahrung auf, Nahrungsüberangebot in intakten Flüssen(durch mehr schlüpfende Insekten) führt zu Selektivität (Fisch nimmt höherwertige Nahrung auf).
Über 20°C:
Temperatur nähert sich dem oberen Grenzbereich für Salmoniden, Stoffwechsel braucht zu viel Energie, Kreislauf der Fische wird stark beansprucht, schnelle Atmung, Reproduktion der Aktivität auf ein Minimum, langsame, träge anmutende Bewegungen der Fische; Lethargie, im Extremfall Fischsterben
Solche richtungsweisenden Aktivitätstabellen weisen unter Berücksichtigung der Umweltverhältnisse (Sauerstoffverhältnis, Stressfaktoren usw.) eines jeweiligen Gewässers Abweichungen auf. So kommt es auch auf die Gewöhnung der Fische an Umweltverhältnisse an (z.B. Teichforellen).
Die Quappe hält auch keinen "Sommerschlaf". Regional bedingt stellt sie die Nahrung nicht über den Sommer ein und kann auch ganzjährig gefangen werden.
Hecht und Karpfen sind keine typischen Fische, die "Winterschlaf" halten, auch wenn insbesondere der Karpfen seine Bewegung und den Stoffwechsel in dieser Zeit gezwungenermaßen herunterfährt.
Kabeljaue beispielsweise vertragen Temperaturen vom Gefrierpunkt bis 20 °C. Ausgewachsene große Tiere bevorzugen niedrige Temperaturen von 0 bis 5 °C. Der Aufenthaltsort der Kabeljaue wird im Allgemeinen mehr von einem ausreichenden Nahrungsangebot bestimmt als von der Temperatur.
Gruß und Petri!