Hallo Zusammen,
Ja ja, der böse Ostwind…
Aber ernsthaft: Ich habe früher auch zu denen gehört, die bei Ostwind die Ruten gar nicht erst in die Hand nahmen, außer es waren schon Tageskarten für den Tag gekauft. Bei Ostwind ging dann meist auch nicht viel bei mir, bis ich im Frühjahr 1996 oder 1997 ein richtiges Aha-Erlebniss hatte: Ich war damals an einem größeren Stausee mit der Tageskarte unterwegs. Am Angeltag herrschte frischer Ostwind und ich hatte den Tag innerlich schon irgendwie abgehakt. Dann war zu allem übel auch noch mein anvisierter Platz besetzt und ich musste mich umorientieren. Die Wahl fiel dann ziemlich notgedrungen auf einen flacheren Bereich, in den der Ostwind voll hinein wehte. Um es kurz zu machen: Nach 2 Stunden musste ich zusammen packen, weil ich das Fanglimit von 3 Forellen erreicht hatte. 2 Fische waren richtige Knaller mit über 60cm.
Das brachte mich ein wenig von der gängigen Meinung ab und ich versuchte es öfter mal bei Ostwind und machte mir auch die Mühe, das anfänglich zu dokumentieren. Seit 7 Jahren habe ich jetzt eine Jahreskarte an einem kleineren Stausee, und kann es noch besser sagen: Auch bei Ostwind, und manchmal gerade bei Ostwind, beißen die Fische.
Beispiel: Im zeitigen Frühjahr ist eine flache Bucht bei Ostwind der absolute Bringer. Das erkläre ich mir so: Die flache Bucht wärmt sich schneller auf als der tiefere Rest des Sees. Drückt dann der Ostwind noch das wärmere Oberflächenwasser in diese Bucht, dann sind die Fische da. Das klappt auch bereits am 1. Tag Ostwind. Je kälter es bei Nacht noch ist, desto schneller sind die Fische bei einem Wechsel auf Westwind wieder verschwunden. Im Sommer, wenn das Wasser gleichmäßig warm ist, dann ist dieser Effekt nicht mehr so ausgeprägt zu beobachten und auch bei Westwind sind die Stellen recht gut.
Im Herbst ist es dann eher andersherum und der Ostwind drückt schon abgekühltes Oberflächenwasser in die Bucht, während bei Westwind das noch etwas wärmere Wasser aus den tieferen Bereichen dort hinein strömt. Dann fällt die Platzwahl bei mir eben auf andere Stellen.
Mach Dir wirklich mal die Mühe, das über ein paar Jahre zu beobachten, Das habe ich auch gemacht und es rentiert sich echt. Du wirst irgendwann Regelmäßigkeiten bei bestimmten Wetterlagen feststellen. Das dauert allerdings seine Zeit und dazu gehören auch etliche Schneidertage, die aber bei diesem Lernprozess zwingend sein müssen. Ich habe z.B. diesen Sommer fast ausschließlich einen Platz befischt und dort hervorragend gefangen. Dennoch habe ich 2 Versuche an anderen Stellen gewagt, die nicht besonders erfolgreich waren. Aber erst dadurch kann ich sicher belegen, dass dieser Platz der beste war.