Mein Freund aus Österreich und ich (Stuttgart) hatten den See im Internet ausfindig gemacht und schnell kam der Beschluss auf das Gewässer auf Karpfen zu testen. Im Internet waren kaum bzw. immer nur die gleichen Informationen zu finden. Die Youtube Vudeos wirken sehr gestellt. Wir stellten trotzdem den Kontakt zur Angelzentrale in Herrieden her und reservierten knapp 2 Monate im Voraus zwei Karten von Fr - Sonntag.
Endlich war es soweit (Anfang Juli 2020) und wir (jeweils 2 Std Anreise) erschienen in der Angelzentrale um unsere Karten zu erwerben.
Kurz nach der Begrüßung wurden wir gefragt ob uns die Gewässerregeln bekannt wären. Dies mussten wir natürlich verneinen.
Schnell kam zur Sprache dass wir nur von der Straßenseite aus Angeln dürften. Die Gegenüberliegende Seite (Stege, Schilf, Schatten, Ruhe!!) sei nur für Jahreskarteninhaber. Gastangler würden schließlich nur Probleme machen und Müll hinterlassen. Soviel zu Vorurteilen und der freundlichen Worte. Ich versuchte ruhig zu bleiben und bat den Herrn Kögel zu holen, schließlich hatte ich die Karten bei Ihn reserviert und von "Beschränkungen" war im Vorfeld keine Rede. Doch auch dieser Versuch war erfolglos und man meinte nur, dass Jahreskartenangler 1000 Euro bezahlen würden und die "ruhige" Seite diesen vorbehalten sei. Auch auf meinen Einwand hin, dass ich am Gewässer vorbeigefahren bin und sich niemand am Gewässer befindet, änderte leider nichts an der Tatsache. Im Übrigen sollten wir die Tage auch die einzigen Angler am See bleiben.
Zuletzt wurde noch angefügt, dass auf der Straße keine 20 Autos am Tag fahren würden und das alles nicht so wild sei.
Wir versuchten uns die Laune nicht kaputt machen zu lassen und schlussendlich blieb auch nichts anderes übrig als uns mit der Tatsache abzufinden.
Wir schlugen unser Lager am Ende der Straße auf und hatten diese direkt im "Rücken"..
Die 20 Autos am Tag stellten sich bereits nach wenigen Minuten als Witz heraus. Alleine DPD kam in der ersten Stunde unzählige male vorbeigefahren und der ein oder andere Kollege interessierte sich auch sehr für unser tun. Abgesehen von den Paketdiensten umd normalen PKWs fahren befahren auch viele landwirtschaftliche Fahrzeuge diese Straße.
Tag und Nacht!
In der ersten Nacht haben wir kaum ein Auge zubekommen und sind jedes mal zusammengezuckt als ein Fahrzeug angerast kam und uns ging ein verrückter Gedanke nach dem anderen durch den Kopf. Auf Platz 1 der betrunkene Autofahrer und die Schlagzeilen am nächsten Tag. "Betrunkener Fahrzeughalter rast in Angler und stürzt in den See. Alle Unfallbeteiligten verstarben noch am Unfallort. Wer denkt ich übertreibe, soll bitte selbst testen...
Kurz gesagt, der Angelausflug war Entspannung pur, genauso wie wir uns das vorgestellt hatten :-S
Der Bereich den wir befischen durften hatte eine Gewässertiefe von 0,8 - 2,0 m und keine besonderen Spots an den wir uns orientieren konnten. Der Untergrund ist schlammig, ohne irgendwelche Gewässerkanten und frei von Kraut o.ä.
Boote / Futterboote waren natürlich auch nicht erlaubt und wir versuchten auf die klassische Weise Futterplätze anzulegen, in der Hoffnung den ein oder anderen Karpfen zu überlisten. Die erste Nacht blieb "ruhig" (auf die Fische bezogen nicht die Fahrzeuge!!!), nur eine Schleie verrante sich in einen 18er White Halibut. Anstonsten war es an unsere Futterplätzen überaus ruhig und keine Spur von Karpfen. Auf der gegenüberliegenden Seite links am Seeende konnte ich am ersten Tag bereits viele springende Fische ausmachen. Allesamt in Schilfnähe und wie sich später herausstellte im Flachwasserbereich mit ca 1 m Tiefe.
Wir haderten mit der Situation und beschlossen am Samstag Mittag die Watthosen auszupacken und die Montagen meines Kollegen im ausgemachten Flachwasserbereich in ca 250 m auszulegen / auszulaufen
Die kristalisierte sich als interessant heraus und funktionierte nur mit großer Anstrengung und langen Wegen entlang der Seekante.
Der Aufwand die Ruten soweit auszulegen sollte Erfolg bringen. Insgesamt konnten wir 2 Schuppies (8 und 11 kg) und einen Spiegler (13 kg) mit viel Mühe und Einsatz landen.
Die Fische bissen alle in der Nacht zwischen 23 und 6 Uhr. Hinzu kamen noch unzählige Schleinen, die an unseren Boilies leider gefallen gefunden hatten.
Der See insgesamt ist landschaftlich sehr schön und ich kann mir gut vorstellen, dass es hier noch den ein oder anderen größeren Karpfen um die 20 kg gibt.
Dennoch ist man als Gastangler hier stark benachteiligt und kann nur mit mega Aufwand zum Erfolg kommen.
Aufgrund der oben genannte Gründe haben wir unseren Trip bereits am Sonntagmorgen abgebrochen. Die Tageskarte mit 25 Europlus 5 Euro Pfand steht auch nicht im Verhältnis was man vor Ort abfindet.
Daher kann ich unter diesen Umständen den See nicht empfehlen und werde hier auch leider nicht mehr zurück kommen. Sehr schade, aber wahr.
Im Übrigen ist das meine erste Bewertung eines Gewässers, aber die vorgefundenen Umstände und Tatsachen haben mich dazu bewegt.